Im vergangenen Quartal bewährte es sich als Aktienanleger einen strategisch langfristigen Fokus zu besitzen. Denn Volatilität kehrte eindrucksvoll an die Märkte zurück.
Rezessionssorgen ausgehend vom amerikanischen Arbeitsmarkt sowie die Auflösung von Währungsspekulationen im japanischen Yen sorgten für massive Schwankungen am Aktienmarkt. So fiel der amerikanische S&P 500 innerhalb weniger Tage um über 7 Prozent. In diesem Zeitraum stieg die Volatilität im Tagesverlauf gemessen am VIX von 16,4 auf 65,7 an, ein Anstieg von 302 Prozent. Dies ist bemerkenswert, weil seit 1990 die Volatilität erst zwei Mal über 65 notierte. In der Finanzkrise 2008 und mitten im Abverkauf der Corona-Pandemie 2020.
Im Jahr 2008 benötigte der S&P 500 zwei Monate und einen Kursverlust von 30,7 Prozent für einen derartigen Volatilitätsanstieg, während der Corona-Pandemie war es ein Kursverlust von 26,4 Prozent innerhalb von drei Wochen. Ebenso bemerkenswert war aber auch die Geschwindigkeit, mit der diese Kurskorrekturen ohne neue Fundamentaldaten wieder aufgeholt wurden. Genau so schnell wie der Sturm gekommen war, war er auch wieder vorbei. Derartige Kursauschläge verdeutlichen die aktuelle Verunsicherung an den Märkten.
Die Anleihemärkte sowie Gold ließen sich nicht von der Nervosität anstecken und entwickelten sich unter geringen Schwankungen stetig positiv. Damit bewiesen sie ihren Diversifikationsnutzen für ausgewogene Portfolien.
Die Weltwirtschaft befindet sich nach wie vor in einem durch die Corona-Pandemie bedingten ungewöhnlichen Konjunkturzyklus. Die komplette Stilllegung des Wirtschaftslebens, gefolgt von exorbitanten Stimulierungsmaßnahmen mit Null- bzw. sogar Negativzinsen sowie anschließenden rasanten Leitzinserhöhungen auf die höchsten Niveaus seit Jahrzenten wirken nach.
Die unterschiedliche Handhabung der Pandemie führte zu divergenten Konjunkturverläufen in den großen Wirtschaftsregionen.
China befindet sich nach wie vor in einer tiefen Wirtschaftskrise. Das für die Volksrepublik angestrebte, moderate Wirtschaftswachstum von 5 Prozent wird in diesem Jahr höchstwahrscheinlich verfehlt. Die implodierende Immobilienkrise sowie eine hohe Arbeitslosigkeit insbesondere im Jugendbereich sorgen dafür, dass der private Konsum der chinesischen Bevölkerung fast zum Erliegen gekommen ist. Zudem sind bislang weder aus der Fiskal- noch aus der Geldpolitik ausreichende Stimulierungsmaßnahmen ergriffen worden, um die Konjunktur zu beleben.
In der Eurozone zeichnet sich das Konjunkturbild nach wie vor schwach. Die größte Volkswirtschaft Europas, die Bundesrepublik Deutschland, schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent. Die Industrie befindet sich europaweit in einem ausgeprägten Abschwung. So sind Investitionen in der Währungsunion im zweiten Quartal um 2,2 Prozent gesunken, nachdem sie auch im ersten Quartal mit -1,8 Prozent schon stark rückläufig waren.
Der Dienstleistungssektor in der Staatengemeinschaft entwickelt sich nach wie vor robust, so dass ein Abrutschen in eine Rezession voraussichtlich vermieden werden kann. Dies signalisiert auch eine Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent, welche auf dem niedrigsten Niveau seit der erstmaligen Erhebung der Daten vor 25 Jahren liegt.
Allerdings sind die Chancen auf eine nennenswerte Wachstumsbelebung aufgrund struktureller Probleme gering. Der ehemalige EZB-Vorsitzende Mario Draghi hat die Probleme der Eurozone in einem Bericht für die Europäische Kommission unseres Erachtens treffend zusammengefasst. Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Innovationslücke zu den USA, aber auch zu China geschlossen werden. Zudem müssen massive Sicherheitsinvestitionen getätigt und die Energieabhängigkeit zu anderen Wirtschaftsregionen reduziert werden. Des Weiteren steht die Wirtschaft vor der Herausforderung der Dekarbonisierung.
Zur Lösung dieser Aufgaben müsste eine aggressive Fiskalpolitik auf europäischer Ebene angestrebt werden. Diese könnte einen starken Wachstumsimpuls auslösen und die Rolle der Geldpolitik entlasten. Allerdings sehen wir aus unterschiedlichen Gründen hierzu keinerlei Bereitschaft bei den Regierungen der Mitgliedsländer. In den USA trüben sich die Wachstumsaussichten zusehends ein. In der jüngeren Vergangenheit wurde das Wirtschaftswachstum getragen von zwei wesentlichen Faktoren. Einerseits von Entwicklungen um die Künstliche Intelligenz, welche einen außerordentlichen Investitionszyklus ausgelöst haben.
Anderseits von einem beispiellosen Konsumverhalten der amerikanischen Verbraucher. Seit 2020 betrug der Anteil der Konsumausgaben in den USA 80 Prozent des realen Bruttoinlandsproduktes. Der Konsum stieg in diesem Zeitraum 1,5-mal schneller als das zugrundeliegende Einkommen. Die Verbraucher zapften also ihre Ersparnisse an oder konsumierten auf Kredit. Mittlerweile liegt die Sparrate mit einer Quote von 3 Prozent des verfügbaren Einkommens auf einem historisch niedrigen Niveau (2023: 4,5 Prozent). Die regionale Zentralbank von San Francisco stellte in einer Studie fest, dass die Spareinlagen der Konsumenten deutlich unter dem langfristigen Trend liegen. Die Ersparnisse aus der Corona-Pandemie sind aufgebraucht. Auch der Konsum auf Kredit stößt an seine Grenzen. Steigende Kreditkartenausfälle zeugen davon, dass der Verbraucher künftig bewusster konsumieren muss.
Diese Entwicklung betrifft alle Einkommensschichten, äußert sich aber am stärksten bei niedrigen Einkommen und der Mittelschicht. Dies spiegelt sich auch in Unternehmensergebnissen wider. So brachen die Gewinne der auf Konsumenten mit geringen und mittleren Einkommen ausgerichteten Einzelhandelsunternehmen Dollar Tree Inc. sowie Dollar General Corp. stark ein.
Ohne Ersparnisse wird der Konsum auf absehbare Zeit abhängig sein vom Lohnwachstum, also vorrangig von der Beschäftigungssituation. Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich mittlerweile abgekühlt. Die Arbeitslosenquote ist von ihrem Tiefststand bei 3,4 Prozent im April 2023 auf mittlerweile 4,2 Prozent angestiegen. Im Durchschnitt der vergangenen drei Monate wurden lediglich 116.000 neue Stellen geschaffen, so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr. Zudem wurde in der jährlichen Revision der Arbeitsmarktdaten seitens des BLS (Bureau of Labor Statistics) festgestellt, dass im vergangenen Jahr 818.000 weniger Arbeitsplätze geschaffen wurden als zunächst gemeldet. Dies stellte die größte Abwärtsrevision seit 15 Jahren dar und verdeutlicht, dass der Arbeitsmarkt nicht so stark ist wie weitläufig angenommen. Allerdings muss konstatiert werden, dass der Arbeitsmarkt sich zwar eintrübt, aber noch nicht schwach ist. Es gibt sukzessive weniger Neueinstellungen, aber noch keine wesentlichen Entlassungstrends.
Die Inflationsrate in den USA belief sich zuletzt auf annualisiert 2,5 Prozent, deutlich entfernt von der Höchstrate dieses Zyklus von 9,1 Prozent im Jahr 2022. Damit befindet sich die Inflation in Schlagdistanz zur Zielrate der FED von 2 Prozent. Der Rückgang war vorrangig zurückzuführen auf gefallene Rohstoffkosten. Aufgrund von schwachen globalen Wachstumsaussichten sowie einer angekündigten Angebotsausweitung seitens der OPEC in den vergangenen Wochen verzeichnete zum Beispiel der Ölpreis einen Rückgang in den Bereich von 70 US-Dollar.
Die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel- und Energiekosten) verharrte jüngst allerdings bei 3,2 Prozent zum Vorjahr und erzielte damit keinen Fortschritt. In der Eurozone ist der Disinflationsprozess weiter fortgeschritten. Im August sank die Inflationsrate ebenfalls aufgrund rückläufiger Energiepreise auf 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit wurde der tiefste Stand seit 2021 verzeichnet. Ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittel fiel die Teuerungsrate marginal auf 2,8 Prozent über dem Vorjahr.
Analog zu unserer Aussage zum amerikanischen Arbeitsmarkt muss konstatiert werden, dass die Inflationsproblematik sich zuletzt gebessert hat, aber noch nicht gelöst ist. Wir sind der Überzeugung, dass sich die Inflation schlussendlich in einem Korridor einpendeln wird, welcher über dem Niveau von vor 2021 liegen wird. Eine fortschreitende Deglobalisierung, geopolitische Konfliktherde, protektionistische Handelspolitik sowie global unvermindert expansive Fiskalpolitik sollten den Inflationsdruck mittelfristig erhöht halten.
Im zweiten Quartal wurde durch eine erste Zinssenkung der europäischen Zentralbank die Zinswende eingeläutet. Damit hat die EZB eine Vorreiterrolle eingenommen. Im vergangenen Quartal ließ sie einen weiteren Zinsschritt folgen und senkte die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte. Angesichts des schwachen Konjunkturumfeldes in der Eurozone halten wir dieses Vorgehen für vertretbar, da ohne nennenswerte Wachstumsimpulse der Disinflationstrend in Takt bleiben und die 2 Prozent-Zielmarke erreicht werden sollte.
Die amerikanische Zentralbank FED hat im September mit einer bemerkenswerten Leitzinssenkung von 50 Basispunkten nachgezogen. Wir waren der Überzeugung, dass sich angesichts des abschwächenden Arbeitsmarkts eine Zinssenkung von 25 Basispunkten rechtfertigen lässt. Allerdings auch nicht zwingend notwendig gewesen wäre, da die Kerninflationsrate mit 3,2 Prozent noch deutlich über dem Zentralbankziel notiert. Zudem besteht die Möglichkeit, dass nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl die neue Regierung fiskalpolitische Impulse setzt, welche sich inflationär auswirken könnten.
Der FED-Vorsitzende Jerome Powell machte allerdings deutlich, dass die FED größere Zuversicht darüber gewonnen hat, dass sich die Inflation nachhaltig zum 2 Prozent-Ziel bewegt. Damit erklärte er implizit den Sieg über die Inflation. Nun wird das wesentliche Augenmerk auf das zweite Ziel des FED-Mandats, der Vollbeschäftigung, gelegt. Da der Arbeitsmarkt nun abkühle, nehme auch der Inflationsdruck aus der Lohnentwicklung sukzessive ab.
Die Zinserwartungen der Zentralbank sehen eine zusätzliche Absenkung des Leitzinses um 50 Basispunkte in diesem Jahr und weitere 100 Basispunkte für das Jahr 2025 vor.
Diese ausgeprägte Zinssenkung ist unserer Meinung nach durch die aktuellen Wirtschaftsdaten nicht gerechtfertigt. Das Wirtschaftswachstum ist nach wie vor stark und sollte auch im dritten Quartal 2-3 Prozent betragen. Zudem ist die Inflation nach wie vor zu hoch.
Inwieweit sich dieser Zinssenkungspfad also manifestiert, wird sich mit der weiteren Wirtschafts- und Inflationsentwicklung zeigen. Der Fokus liegt fürs erste auf den Arbeitsmarkt- und damit Wachstumsrisiken. Diese Rekalibrierung der Geldpolitik führt dazu, dass kurzfristig etwaige Rezessionsrisiken abgefedert werden. Mittelfristig erwachsen dafür aber neue Inflationsrisiken.
Wir gehen davon aus, dass die große Zinssenkung sowie die sehr expansiven Zinsprojektionen auch ein starkes Signal an die Kapitalmärkte ist. Der sog. FED-Put tritt wieder in Kraft. Dieser beschreibt die Absicherung der Kapitalmärkte vor Kursverlusten durch die amerikanische Zentralbank.
Unmittelbar wird die großzügige Zinssenkung der FED der amerikanischen Regierung helfen. Die aus dem Ruder gelaufene Staatsverschuldung von 35,3 Billionen US-Dollar in Verbindung mit den hohen Zinssätzen sorgte dafür, dass in diesem Jahr erstmals in der Historie mehr als eine Billion US-Dollar allein für Zinszahlungen ausgegeben werden. Dies entspricht einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zinssenkung wird nun den Staatshaushalt entlasten. Ohne strukturelle Gegenmaßnahmen wird aber die von uns in der Vergangenheit skizzierte Schuldenkrise nicht abwendbar sein.
Die Bereitschaft sich der Schuldenkrise anzunehmen, ist bei keiner der beiden großen Parteien der USA erkennbar. Als Ex-Präsident Donald Trump ins Amt kam, lag die Staatsverschuldung bei 19 Billionen US-Dollar, als er abgewählt wurde bei 28 Billionen US-Dollar. Vizepräsidentin Kamala Harris hat in der vergangenen Legislaturperiode dann mit den Demokraten noch einmal 7 Billionen US-Dollar aufgesattelt.
In der Ökonomie ist gängige Lehre, dass Zölle (höhere Kosten für Konsumenten), Preiskontrollen (Unterdrückung von Produktion und Erzeugung von Knappheiten), Vermögenssteuern (Verlagerung von Vermögen ins Ausland) sowie hohe Staatsverschuldung (unproduktive Mittelverwendung) schlechte Ideen sind. Trotzdem propagieren beide Kandidaten diese Themen in unterschiedlicher Ausprägung.
Wir halten an unserem Grundsatz fest, nicht auf politische Ereignisse zu spekulieren und vorschnell in Aktionismus zu verfallen. Die jeweiligen Wahlprogramme sind momentan wenig detailliert. Die Kandidaten können ihre Standpunkte jederzeit ändern und auch die Durchsetzungsmöglichkeiten politischer Ideen können je nach Mehrheitsverhältnissen (Senat, Repräsentantenhaus) kompliziert sein.
Daher halten wir es für opportun, politische Entscheidungen gründlich zu analysieren, nachdem diese getroffen wurden. Mit fundierten Erkenntnissen können dann Entscheidungen bezüglich der weiteren Ausrichtung der Kapitalanlage getroffen werden. Letztendlich ist die wirtschaftliche Gesamtentwicklung entscheidend für den Portfolioerfolg und nicht der politische Rahmen.
Dies ist auch am laufenden, turbulenten Wahlkampf ablesbar. Weder zwei Attentatsversuche auf Donald Trump noch das abrupte Ausscheiden von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen haben die Märkte bewegt.
In der Geopolitik sehen wir nach wie vor keine Entspannungstendenzen. Der Konflikt im Nahen Osten weitet sich aus, da sich die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah und die israelische Armee immer stärker attackieren. Der Krieg in der Ukraine zieht sich mittlerweile seit 2,5 Jahren. Laut dem Wall Street Journal sind auf beiden Seiten seit der Invasion mehr als eine Million Menschen getötet oder verletzt worden. Außerdem hält der Konfrontationskurs zwischen dem Westen und der Volksrepublik China unvermindert an.
Zusätzlich entwickeln sich global verstärkt innenpolitische Spannungen. Frankreich scheint nach einer vorgezogenen Neuwahl kaum regierbar. In der Bundesrepublik Deutschland gewinnen in ostdeutschen Landtagswahlen AfD sowie BSW massiv Stimmanteile. Und auch in den USA muss abgewartet, wie der Wahlausgang von der unterlegenen Partei akzeptiert wird.
Wir sehen die Weltwirtschaft und insbesondere die USA in einer spätzyklischen Phase. Wachstumssorgen überwiegen im Vergleich zu Inflationssorgen und so beginnen die Zentralbanken gegenzusteuern und Zinsen zu senken. Die starke Zinssenkung der FED fassen wir als ein deutliches Signal an die Märkte auf. Die Notenbank ist bereit dem Markt zu helfen, sobald graue Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen. Damit ist die implizite Kapitalmarktabsicherung der FED („Zentralbank-Put“) wieder in Kraft gesetzt. Kurzfristig sollten Rezessionssorgen somit abgemildert werden. Mittelfristig droht eine zweite Inflationswelle.
Die Inflation ist derweil noch nicht unter das Zentralbankziel von zwei Prozent gefallen. Daher sehen wir das Zinssenkungspotential ohne exogenen Schock geringer als der Markt. Wir rechnen folglich mit einem höheren Zinsniveau als vor einigen Jahren.
Für unsere Anlagestrategie ergibt sich marginaler Änderungsbedarf. Wir richten die Portfolien weiterhin defensiv aus, bleiben aber investiert.
Die Aktienmärkte haben im vergangenen Quartal volatil konsolidiert, befinden sich aber nicht in einem Bärenmarkt. Zwei Themen haben den Aktienmarkt dabei geprägt: eine Rotation innerhalb der Sektoren von den diesjährigen Gewinnern zu bisherigen Nachzüglern sowie Konjunktursorgen. Die Rotation kann man zum Beispiel an dem Chipausrüstungsunternehmen ASML aus den Niederlanden festmachen. Zum Halbjahr gehörte das Unternehmen mit einem Kursgewinn jenseits von 40 Prozent zu den erfolgreichsten europäischen Titeln. Im Laufe des vergangenen Quartals büßte die Aktie aber sämtliche Gewinne in einem massiven Abverkauf wieder ein.
Wegen der Konjunkturängste setzten Anleger vermehrt auf defensive Sektoren, wie Basiskonsum oder Gesundheit. Folglich entwickelten sich Aktien von Firmen wie etwa der französische Medizinkonzern Sanofi oder die Deutsche Telekom im dritten Quartal mit am besten in Europa.
Wir gehen nach wie vor von einem schwierigen makroökonomischen Umfeld aus und erwarten ein sich abschwächendes globales Wirtschaftswachstum insbesondere in den USA. Die Bewertungen dort sind historisch hoch und preisen ein positives Szenario ein. Der Analystenkonsensus für den S&P 500 sieht für das kommende Jahr ein Gewinnwachstum von 15 Prozent, eine nochmalige Steigerung zum diesjährigen Gewinnwachstum von 11 Prozent. Dies ist unserer Meinung nach zu ambitioniert angesichts der sich eintrübenden Wachstumsaussichten.
Die Zinssenkungen der Zentralbanken mindern Rezessionssorgen, so dass weiter in Aktien investiert werden sollte. Die FED vollzieht die erste Zinssenkung seit 30 Jahren, welche nicht in einer Rezession oder unmittelbaren Krise vorgenommen wird. Sie erfolgt während der S&P 500 nahe seiner Allzeithöchststände notiert. Dies deutet auf weiteres Kurspotential hin. Wir glauben, dass sich in diesem konjunkturellen Umfeld Gewinner und Verlierer herauskristallisieren werden. Daher werden wir mit unserem aktiven Investmentstil die sich uns bietenden Opportunitäten bestmöglich nutzen.
Die Gesamtausrichtung unserer Portfolien verbleibt defensiv und angesichts geopolitischer Unsicherheiten nach Wirtschaftsregionen ausgewogen diversifiziert.
Bei der Selektion legen wir traditionell einen starken Fokus auf Qualitätsunternehmen. Diese sollten in unsicheren Zeiten mit geringen Verschuldungsgraden und ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen stabile Gewinnmargen erwirtschaften.
Anleihen haben sich im vergangenen Quartal angesichts der Aussicht auf Zinssenkungen positiv entwickelt. Auch vor dem Hintergrund eines abflauenden Wachstumsumfelds bleiben Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere attraktiv.
Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen sind nach wie vor allerdings sehr gering, so dass ein selektives Vorgehen opportun ist. Wir bleiben bei unserer positiven Einschätzung von europäischen Unternehmensanleihen bester Bonität. Deren Bilanzen sind oftmals besser als die der Staaten, in denen sie operieren. Ihre Gewinnsituation ist stabil und auch die Kreditausfälle sind momentan gering. Wir präferieren aufgrund der geringen Risikoaufschläge allerdings aktuell kurze Laufzeiten. Geldmarktanlagen verlieren aufgrund der Zinssenkungen an Attraktivität. Mittelfristig bieten sich hier Umschichtungen in andere Anlageklassen an.
Gold ist in diesem Jahr eines der erfolgreichsten Investments. Die Zinssenkungen der Zentralbanken sowie der schwächer werdende US-Dollar unterstützen das gelbe Edelmetall. Zudem stocken Länder wie China oder Indien ihre strategischen Goldreserven nachhaltig auf und sorgen für eine außergewöhnlich hohe Nachfrage. Und nicht zuletzt bietet Gold Schutz vor geopolitische Unsicherheiten.
Industriemetalle sowie Energierohstoffe leiden derweil unter der schwachen Wirtschaftsentwicklung in China. Es bleibt abzuwarten ob die Zinssenkungen der entwickelten Welt ausreichen werden, um den Nachfragerückgang aus der Volksrepublik auszugleichen. Unsere Positionen in Alternativen Investments reduzieren wir, um Opportunitäten anderswo zu nutzen. Da die Strategien gerade in volatilen Zeiten ihren Diversifikationsnutzen bewiesen haben, bleiben wir aber grundsätzlich investiert
Die Aktienmärkte haben im dritten Quartal eine volatile Seitwärtsbewegung beschrieben. Zwischenzeitlich starke Kursrückgänge wurden innerhalb kürzester Zeit aufgeholt. Anleihen und Gold entwickelten sich in dieser Zeit positiv und sorgten für eine funktionierende Diversifikation.
Die amerikanische Notenbank FED hat erstmalig in diesem Zyklus die Leitzinsen gesenkt. Der Zinsschritt fiel mit einer Senkung um 50 Basispunkte groß aus. Dies ist angesichts des sich zwar abschwächenden, aber dennoch nach wie vor starken Arbeitsmarkts unserer Meinung nach ungerechtfertigt. Zumal die Inflationsentwicklung mit einem Anstieg in der Kernrate von zuletzt 3,2 Prozent zum Vorjahr noch deutlich über dem Zentralbankziel von 2 Prozent verharrt. Dies mindert kurzfristig Rezessionssorgen, mittelfristig sorgt der Schritt aber für Inflationsgefahr.
In der Eurozone wurde eine weitere Zinssenkung vorgenommen, was ob der ausbleibenden Wachstumsdynamik der hiesigen Wirtschaft opportun ist. China hingegen wird in diesem Jahr seine Wachstumsziele aller Voraussicht nach verfehlen. Die Immobilienkrise sowie ein eingebrochener privater Konsum belasten die Volkswirtschaft. Da die Inflationsraten noch nicht im Zielbereich der Zentralbanken angekommen sind, schätzen wir das Zinssenkungspotential konservativer als der Markt ein. Wir erwarten entsprechend ein höheres Zinsniveau als vor ein paar Jahren.
Mittelfristig sehen wir eine Schuldenkrise aufziehen, welche sich allerdings erst sukzessive auswirken wird. Unmittelbar ist die Gefahr, die von den mannigfaltigen geopolitischen Konfliktherden rund um den Globus ausgehen.
Wir sehen die globale Wirtschaft in einem spätzyklischen Umfeld mit abnehmendem Wachstum. Wir bleiben daher unseren Investments in Qualitätstiteln treu und verbleiben in einer defensiven Portfoliopositionierung. Durch eine Sektorrotation im Aktienmarkt ergeben sich Opportunitäten, welche wir aktiv nutzen. Anleihen halten wir angesichts dieses Wachstumsausblicks mit beginnenden Leitzinssenkungen für attraktiv. Dabei bevorzugen wir Unternehmensanleihen guter Bonität mit kurzen Laufzeiten.
Gold besitzt aufgrund seines Status als sicherer Hafen eine Rolle im Portfolio und spielt im aktuellen Marktumfeld seine Stärken aus. Zudem könnten Zentralbankkäufe Kursverluste in den kommenden Monaten abfedern. Alternative Investments mischen wir strategisch weiter bei, reduzieren aber unser Übergewicht.