Zwei bedeutsame politische Entwicklungen dominieren derzeit die Nachrichtenlandschaft: Zum einen wurde Donald Trump zum 47. Präsident der USA gewählt, und zum anderen ist die Regierungskoalition in Deutschland auseinandergebrochen. Im Folgenden möchten wir unsere Analyse der potenziellen Auswirkungen dieser Ereignisse auf die Finanzmärkte präsentieren.
Donald Trump wurde mit einer überraschend klaren Mehrheit zum Präsidenten gewählt, und die Republikaner haben darüber hinaus auch den Senat für sich entscheiden können. Es ist wahrscheinlich, dass das Repräsentantenhaus ebenfalls unter republikanischer Kontrolle stehen wird. Diese Situation führt zu einer einheitlichen politischen Führung, die möglicherweise in der Lage ist, weitreichende Reformen in der Steuer-, Einwanderungs- und Verteidigungspolitik durchzusetzen. Die „America First“-Strategie wird erneut im Mittelpunkt stehen, was die Wahrscheinlichkeit von Handelskonflikten und Zollerhebungen in den kommenden Jahren erheblich erhöht.
Auf internationaler Ebene könnte die Politik Trumps für viele Länder herausfordernder werden als jene der vorherigen Regierung. Insbesondere ist damit zu rechnen, dass die globalen Handelsbeziehungen einem enormen Druck ausgesetzt werden. Die Gefahr von eskalierenden Handelskonflikten, die zu Störungen der globalen Lieferketten führen könnten, ist real. Europa muss nun klären, wer Trump auf Augenhöhe entgegentreten kann – Deutschland wird dies aufgrund der aktuellen politischen Unsicherheit wohl kaum sein.
Ob Trump Druck ausüben wird, um den Russland-Ukraine-Konflikt zu beenden, oder ob er Israel gegenüber dem Iran unterstützt, bleibt abzuwarten.
Die Auflösung der Regierungskoalition in Deutschland sowie die bevorstehende Vertrauensfrage von Bundeskanzler Scholz deuten auf Neuwahlen hin, die potenziell zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung der politischen Landschaft führen könnten. Für die internationalen Finanzmärkte erscheinen diese Entwicklungen jedoch derzeit von untergeordneter Bedeutung. Wesentlich wird sein, welche politischen Allianzen sich nach den Neuwahlen formieren und welche Stabilität diese mit sich bringen.
Ein wichtiger Aspekt der Neuwahlen wird sein, inwieweit die etablierten Parteien in der Lage sind, dem Aufstieg populistischer Kräfte entgegenzutreten. Eine Zunahme an politischen Extremen, ähnlich wie zuletzt in Frankreich, könnte zu einer längeren Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und einer Belastung der hiesigen Kapitalmärkte führen.
Wir sehen mit der US-Wahl einen Regimewechsel im makroökonomischen Umfeld. Steuersenkungen und Deregulierung könnten das Wachstum der US-Wirtschaft fördern. Es ist davon auszugehen, dass diese wachstumsfördernden Maßnahmen die Unternehmensgewinne steigern und möglicherweise zu einem Anstieg der Investitionen führen werden. Demgegenüber stehen jedoch erheblich inflationssteigernde Effekte, die durch protektionistische Maßnahmen wie erhöhte Zölle, restriktivere Einwanderungspolitik und eine weiter zunehmende Staatsverschuldung begünstigt werden. Diese Kombination aus Wachstumsanreizen und inflationsfördernden Maßnahmen stellt auch eine Herausforderung für die Federal Reserve dar.
Die kürzlich beschlossene Zinssenkung der Federal Reserve ist vor diesem Hintergrund als kritisch zu betrachten. Wir erwarten dennoch, dass die Zentralbank eine moderate Fortsetzung des Zinssenkungskurses anstreben wird, was ebenfalls positiv aufs Wirtschaftswachstum ausstrahlt.
Die Reaktionen der globalen Kapitalmärkte am gestrigen Tag liefern erste Anhaltspunkte für mögliche Entwicklungen. Der US-Dollar hat angesichts verbesserter Wachstums- und Inflationsaussichten an Stärke gewonnen, und amerikanische Aktien verzeichneten beachtliche Kursgewinne – besonders zyklische Titel aus den Bereichen Finanzen, Technologie und Industrie sowie kleinere und mittelständische Unternehmen waren gefragt. Diese Bewegungen spiegeln die Erwartungen wider, dass die neue Regierung Maßnahmen ergreifen wird, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu stärken.
Auf den europäischen Märkten zeichnete sich dagegen ein gegensätzliches Bild ab: Aktien wurden in großem Umfang verkauft, während Anleihen verstärkt nachgefragt wurden. Die Unsicherheit über die künftige geopolitische Rolle Europas führte zu einer Flucht in sichere Anlagen.
Gleichzeitig stiegen aber die Kurse chinesischer Aktien, was darauf hindeutet, dass die Markterwartungen bezüglich der zukünftigen Handelspolitik der USA differenziert sind. Entscheidend wird etwa sein, ob eher Vertreter einer konfrontativen Handelspolitik wie der frühere Handelsbeauftragte Robert Lighthizer das Ruder übernehmen oder ob moderatere Stimmen, etwa von Elon Musk, die Wirtschafts- und Handelspolitik dominieren.
Insgesamt hat sich das Wachstumsumfeld insbesondere für die USA deutlich aufgehellt. Neben der amerikanischen Zentralbank, welche durch Zinssenkungen auf eine weniger restriktive Geldpolitik umgeschwenkt ist, wird die Fiskalpolitik der amerikanischen Regierung weitere Wachstumsimpulse für die amerikanische Wirtschaft liefern.
Kurzfristig werden zudem aktuell aufgrund des klaren Wahlausgangs Negativszenarien angefochtener Wahlkampfergebnisse ausgepreist und sollten die Aktienmärkte stützen.
Mittelfristig muss dann bewertet werden, welche Auswirkungen eine konfrontative Handels- und Zollpolitik auf die Weltwirtschaft haben und wie ausgeprägt inflationäre Effekte wirken werden. Hier wird es Gewinner und Verlierer geben.
Europa hat strukturell große Probleme und wird durch die Regierung Trump vor neue Herausforderungen gestellt. Eine größere Eigenverantwortung und eine neue Regierung in Deutschland bergen aber auch Chancen.
Bei Anleihen sehen wir aktuell zwei gegenläufige Effekte. Zunächst sorgen die Leitzinssenkungen der Zentralbanken für Abwärtsdruck im kurzlaufenden Laufzeitenbereich. Andererseits sorgen die gestiegenen Wachstums- sowie Inflationserwartungen insbesondere in den USA für einen Aufwärtsdruck bei Anleiherenditen. Die zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen sind nach der Leitzinssenkung der FED im September deutlich gefallen, da die Renditen von 3,7 Prozent auf mittlerweile 4,35 Prozent angestiegen sind.
In den kommenden Tagen werden wir unsere Portfolien strategisch anpassen. Die aktuellen Entwicklungen erfordern eine sorgfältige Analyse, und wir werden sukzessive auf sich bietende Investmentopportunitäten reagieren. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass politische Ereignisse nicht isoliert betrachtet werden dürfen, sondern stets in einem breiteren marktwirtschaftlichen Kontext zu bewerten sind. Unsere Aufgabe ist die langfristigen Chancen und Risiken im Blick zu behalten und nach dieser Maßgabe die uns anvertrauten Vermögen zu steuern.