Zum fünften Mal in Folge durften wir Prof. Dr. Dr. Lars Feld als Keynote Speaker für unsere jährliche Herbstveranstaltung begrüßen. Neben der Liveübertragung im Internet hatten wir das Vergnügen, 60 Gäste persönlich im THE VIEW Cologne zu empfangen. Die lebhafte Diskussionsrunde wurde, wie gewohnt, professionell und charmant von der n-tv Moderatorin Verena Fels moderiert. In seinem diesjährigen Vortrag beleuchtete Prof. Feld die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland und weltweit. Trotz der anhaltenden geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, bedingt durch den Ukraine-Krieg und die Nahostkrise, betonte er, dass der Ausblick in die Zukunft differenzierter betrachtet werden sollte.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Phase der Stagnation, nicht in einer tiefen Rezession, wie Prof. Feld betont. Der Begriff „Stagnation“ beschreibt die aktuelle Situation treffender: ein langsames, nahezu nullprozentiges Wachstum, ohne die starken Einbrüche, die wir während der Corona- oder Finanzkrise erlebt haben. Die schwache Binnennachfrage und der zögerliche private Konsum bremsen die Erholung spürbar. Obwohl die Löhne leicht steigen, ziehen viele Haushalte es vor, ihre Ersparnisse zu bewahren, was das Wirtschaftswachstum zusätzlich dämpft.
Die Inflation in Deutschland hat sich im Vergleich zum letzten Jahr stabilisiert, jedoch bleibt die Sorge vor einer anhaltenden Stagflation. Besonders im Dienstleistungssektor treiben steigende Reallöhne die Preise weiter nach oben. Prof. Feld sieht Parallelen zu den 1970er Jahren, als ähnliche strukturelle Probleme die Wirtschaft belasteten. Hohe Arbeitskosten, steigende Energiekosten und hohe Steuerbelastungen zählen zu den größten Herausforderungen für Unternehmen.
Ein weiteres Problem, das die deutsche Wirtschaft belastet, ist der Fachkräftemangel. Die demografischen Entwicklungen und eine unzureichende Zuwanderung verstärken diese Problematik. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, gute Arbeitskräfte zu finden, was die Löhne und die Sozialversicherungsbeiträge weiter in die Höhe treibt. Eine Reform des Arbeitsmarktes könnte hier Entlastung schaffen.
Die hohen Energiekosten bleiben ein großer Wettbewerbsnachteil für die deutsche Industrie. Besonders der Umstieg auf erneuerbare Energien und die steigenden Strompreise stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Prof. Feld plädiert für eine konsequentere Bepreisung von CO2-Emissionen und sieht dies als langfristig wirksames Instrument zur Reduktion von Emissionen und zur Stärkung von Innovationen im Energiesektor.
Um die deutsche Wirtschaft langfristig zu stabilisieren, fordert Prof. Feld tiefgreifende Strukturreformen. Dazu gehört eine Entlastung bei der Bürokratie, insbesondere im Bereich des Arbeitsrechts und des Baurechts. Deutschland müsse hier deutlich flexibler werden, um im internationalen Wettbewerb nicht weiter zurückzufallen.
Die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland bleiben herausfordernd. Stagflation prägt weiterhin das Bild, doch es gibt Wege, um langfristig wieder auf einen Wachstumskurs zu kommen. Die Herausforderungen liegen vor allem in den Bereichen Energie, Arbeitsmarkt und Bürokratie, die mit strukturellen Reformen angegangen werden müssen. Prof. Feld sieht die deutsche Wirtschaft dabei jedoch nicht chancenlos, sofern die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden.