Mit der Generation Z sind die um die Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemeint. Sie umfasst alle diejenigen, die heute zwischen 15 bis 25 Jahre alt sind. In Deutschland sind das rund 12,5 Millionen Menschen, in Europa rund 117 Millionen. Es ist die erste Generation, die mit Internet, Smartphones und sozialen Netzwerken groß geworden ist. Diese Generation kennt eine Welt ohne neue Technologien nicht. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt verwischen für die Generation Z immer mehr. Das Smartphone ist Alltagsgegenstand Nummer eins und führt auf schnellem Wege zu WhatsApp, Instagram & Co. In den letzten Wochen erschütterten die Turbulenzen um die Aktien von Gamestop das globale Finanzsystem. Ein riesiger Schwarm aus Kleinanlegern wettete gegen die etablierten Hedgefonds. Es waren mehrheitlich Angehörige der Generation Z, die ihr Vorgehen in online Foren abgestimmt hatten und plötzlich die Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Bis dahin galt diese Generation für Soziologen als nicht sehr risikofreudig. Ganz im Gegenteil, Angehörige der Generation Z haben Angst vor der Zukunft, scheuen bei der Geldanlage jedes Risiko und sparen trotzdem überproportional viel. So lautete das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Bank unter Schülern, Auszubildenden, Studenten und jungen Berufstätigen. Das mag damit zusammenhängen, dass diese Generation im Schatten von heftigen Finanzkrisen aufgewachsen ist. Angefangen mit dem Platzen der Dotcom Blase im Jahr 2000, die globale Finanzkrise 2008, die Euro-Krise und zum Abschluss jetzt die Corona-Pandemie. Obwohl diese Generation in Deutschland zwar keiner existentielle Bedrohung, wie zum Beispiel einem Krieg ausgeliefert war, sind Unsicherheit und finanzielle Instabilität für sie nicht unbekannt. Bis jetzt war die Quote der Aktiensparer in dieser Altersgruppe eher unterdurchschnittlich. Laut einer Studie der Deutschen Bank aus dem Jahr 2019 investierten gerade einmal 12 Prozent der Jugendlichen ihr Geld in Aktien.
Offensichtlich hat sich diese Einstellung zum Risiko geändert. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man die Forenbeiträge in den populären Foren wie r/wallstreetbets durchstöbert. WallStreetBets ist ein Subreddit, ein individuelles Nachrichtenbrett auf dem beliebten Internetforum reddit.com. Dort wird über mögliche Bewegungen am Aktienmarkt diskutiert. Die Nutzerzahlen allein dieses Forums sind auf mittlerweile fast 8 Millionen Nutzer gestiegen. Vornehmlich sind es Angehörige der Generation Z, die sich dort austauschen. Wenn man sich als Angehöriger einer anderen Generation wirklich alt fühlen will, dann sollte man einen Blick riskieren. Denn auch wenn man glaubt etwas über Aktienhandel und seine Fachbegriffe zu wissen, wird man dort schnell eines Besseren belehrt. Kommuniziert wird in einer scheinbar eigenen Sprache aus Emojis, Wortneuschöpfungen und Abkürzungen. Es gibt sogar ein eigenes Wörterbuch für die Begriffe, die in r/wallstreetbets eine Rolle spielen.
Verstärkt wird diese Entwicklung zum Trading mit Aktien durch den zunehmenden Erfolg der Neobroker. Diese Apps holen ihre Kunden dort ab wo sie sich bewegen – auf ihrem Smartphone. Mit einem Wisch Aktien handeln, so geht Trading für die Generation von Facebook, Instagram und Snapchat. Man kann damit so schnell eine Order platzieren wie eine Whatsapp-Nachricht schreiben. Die neuen Angebote sind schlank, kostengünstig und vielfach sogar nur mobil nutzbar. In den USA ist es vor allem der Broker Robinhood der einer der größten Profiteure dieser neuen Zocker-Generation ist. In Deutschland heißen sie Trade Republic, Justrade, Smartbroker oder Gratisbroker.de. Einige der Anbieter verzichten ganz auf Transaktionsgebühren und Finanzieren sich ausschließlich über Rückvergütungen von Produktanbietern. Bei anderen ist man für wenige Euro pro Trade dabei. Häufig sogar „flat“, also unabhängig von der Ordergröße. Dabei können die Nutzer nicht nur mit Aktien, sondern auch mit hochspekulativen Derivaten wie CFDs (Contracts for Difference) oder Kryptowährungen handeln.
Das neue Interesse der Generation Z am Aktienhandel hat sicher dazu beigetragen das in den letzten Monaten so viele Aktienkäufe von Privatanlegern wie noch nie erfolgt sind. In den USA wurden laut Bloomberg im letzten Jahr bereits 20 Prozent des Handelsvolumens von individuellen Anlegern erzeugt, ein historisch sehr hoher Wert. In Deutschland machen private Anleger noch immer einen deutlich kleineren Teil des Handelsgeschehens aus. Noch liegt dieser unter zehn Prozent, doch der Trend zeigt auch hier nach oben. Vermutlich ist hier auch der Erfolg von Kryptowährungen wie Bitcoin begründet. Für die Generation Z sind Kryptowährungen längst zum ernst zu nehmenden Basiswert geworden. Viele nutzen Bitcoin inzwischen als Krisenwährung und Inflationsschutz, genau wie die ältere Generation zum Gold gegriffen hat.
Der Hype um die Gamestop-Aktie dagegen scheint mittlerweile zu seinem Ende gekommen zu sein. Die Aktie hat eine bemerkenswerte Abwärtsdynamik hinter sich. Der Kursverlust von ihrem Hoch liegt mittlerweile bei fast 90 Prozent. Einige Investoren sitzen entsprechend auf hohen Verlusten. So schreibt ein Nutzer, dass sich die Position in seinem Portfolio inzwischen auf ein Minus von 400.000 US-Dollar beläuft. Ein weiterer beklagt einem momentanen Buchverlust von 900.000 US-Dollar. Das sind sicherlich extreme Fälle und der Wahrheitsgehalt ist auch nicht unbedingt sicher. Aber der eine oder andere Zocker, der das schnelle Geld machen wollte, hat sein Lehrgeld bezahlt. Hier greift die alte Börsenregel „Tief fällt manchmal, was hoch steigt“.
Es bleibt zu hoffen, dass sich nicht zu viele Anleger der Generation Z von dieser negativen Erfahrung abschrecken lassen. Denn für eine sinnvolle Alterssicherung kommt diese Generation an Aktien nicht vorbei. Zumindest kennen die meisten jetzt den Unterschied zwischen Spekulieren und Investieren. Eine Investition in Aktien ist immer von langfristiger Natur. Wer damit Geld verdienen will, kommt um eine Fundamentalanalyse der Werte nicht herum. Eine zeitlos gültige Anlage-Empfehlung lautet: „Investiere nur in Dinge, die du kennst“. Wer zu spät auf eine gehypte und ordentlich gestiegene Aktie setzt, der kann hohe Verluste einfahren. Denn leider bedeutet großes Interesse an einer Aktie nicht zwangsläufig das das Unternehmen auch besser geworden ist. Der Aktienmarkt ist effizient und bereinigt kurzzeitige Fehlentwicklungen gnadenlos. Wer den Aufwand scheut, der sollte sich unabhängig beraten lassen. Gier ist am Aktienmarkt ein schlechter Ratgeber. Es bleibt zu hoffen das Generation Z nicht für Generation Zocker steht.