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Finanzielle Analphabeten

„Nur schlechte Nachrichten, sind gute Nachrichten“ heißt ein Leitsatz, nach dem sich Journalisten und Sachbuchautoren oft richten. Scheinbar verhält es sich mit guten Nachrichten wie mit schlechten Liedern: Niemand will sie hören. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen dazu neigen auf negative Meldungen stärker zu reagieren als auf positive. Diesen Effekt haben Forscher mittlerweile kulturübergreifend bei mehr als tausend Menschen aus 17 Ländern untersucht und bestätigt. Gerade negative Nachrichten zur Börse und zu Aktien scheinen die deutschen Leser dann ganz besonders zu  mögen. Denn nach wie vor setzen viele immer noch Aktien mit Spekulation gleich. Das Finanzwissen der Deutschen ist katastrophal. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Studien, die das bewiesen haben. So bezeichneten die Autoren einer Studie der ING-Diba vor kurzem die Bundesbürger als „finanzielle Analphabeten“. Daher wundert es nicht, dass Bücher gerne gelesen werden, die genau diese Angst und Unwissenheit bedienen.

Diese Aktien-Ignoranz ist fatal

Leider ist diese Aktien-Ignoranz langfristig fatal. Nur Gutverdiener investieren, wenn überhaupt in Deutschland in Aktien. Die Masse der Bevölkerung vergibt damit die Chance ein größeres Vermögen aufzubauen. Obwohl das letzte Jahrzehnt an den Börsen sehr gut verlief, stieg der Anteil der Aktienbesitzer in den vergangenen Jahren nur minimal. Aktuell besitzen nur knapp 16 Prozent der Bürger in Deutschland Aktien oder Aktienfonds. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dauert es noch weitere 1046 Jahre bis alle Deutschen Aktien besitzen. Im Jahr 3066 wird es endlich soweit sein, unter der Voraussetzung das keine weiteren Finanzkrisen dazwischenkommen. Das jedenfalls legen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe, die WELT AM SONNTAG ausgewertet hat.

Die Politik versagt auf ganzer Linie

Es wäre eigentlich die Aufgabe der Politik diesem Zustand entgegenzuwirken. Doch leider macht die Politik genau das Gegenteil. Statt gerade Leute mit weniger Geld anzuregen, stärker auf dem Kapitalmarkt mit Aktien und Anleihen für das Alter vorzusorgen, installiert sie immer mehr Hürden. Vor allem die Finanztransaktionssteuer steht in der Kritik. Diese war nach Ausbruch der Finanzkrise eigentlich dafür gedacht hochriskante Spekulationen einzudämmen. Nun steht sie nur noch allgemein im Gesetzentwurf. Sie soll in erster Linie auf Aktien und Aktienfonds erhoben werden. Als wäre die Beteiligung an Unternehmen ein großes Übel. Vor allem mit der Aussicht auf weitere Jahre mit Niedrigzinsen sollte man das Aktiensparen leichter machen statt schwerer. Es ist kontraproduktiv Aktionäre in die Nähe von Spekulanten zu rücken, die mit der ursprünglich geplanten Finanztransaktionssteuer getroffen werden sollten.

Aktien ermöglichen die Beteiligung am Produktivkapital

Denn Aktien ermöglichen der breiten Bevölkerung sich am Produktivkapital, also an Unternehmen, auf einfache, kostengünstige Art und Weise zu beteiligen. So wie diese Unternehmen wachsen, wächst auch das Vermögen der Anleger. Leider fokussieren sich jedoch gerade Privatanleger vor allem auf das Negative einer Aktienanlage. Das langfristig Positive wird ignoriert. Kurzfristige Verluste werden überproportional stark wahrgenommen. Die langfristigen Gewinne geraten dabei aber aus dem Blick. Deshalb sind viele Anleger übervorsichtig. Gefördert wird so ein Verhalten durch einzelne Skandale. Der weinende Rentner, der den Verlust seiner gesamten privaten Altersvorsorge durch eine Anlage in Wirecard-Aktien beklagt, ist tragisch. Die Tatsache aber, dass er scheinbar seine gesamte Altersvorsorge in nur einen einzelnen Aktienwert investiert hat, wird dabei nicht hinterfragt und ist, losgelöst vom traurigen Einzelschicksal, das eigentliche Problem.

Diversifikation ist elementar

Denn eine breite Streuung und ein ausreichend langer Anlagezeitraum einer Aktienanlage sind elementar für den langfristigen Erfolg. So zeigen Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts (DAI), dass es seit 1968 keinen einzigen Zeitraum von 15 Jahren oder mehr gab, in dem Anleger, die in den Deutschen Aktienindex investiert hatten, einen Verlust machten. Die minimale Rendite vor Steuern über 15 Jahre lag bei 2,3 Prozent pro Jahr, die maximale bei 15,4 Prozent, der Durchschnitt bei 8,8 Prozent. Noch besser werden die Zahlen, wenn man eine globale Aktienanlage heranzieht. Denn das Risiko lässt sich durch eine noch breitere Streuung signifikant reduzieren.

Die Apokalypse ist vorerst abgesagt

Aktuell scheinen sich die Börsen von der Krise wieder erholt zu haben. Nicht ganz so schnell wie sie gefallen sind, aber trotzdem überraschend zügig erholten sich die Kurse an den Börsen. Irgendwie ist die von so manchem herbeigeredete Apokalypse wieder einmal nicht eingetreten. Dabei ist alleine in den letzten 20 Jahren mindestens fünf Mal von diversen „Fachleuten“ der wirtschaftliche Totalzusammenbruch vorhergesagt worden. Nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000, nach den Anschlägen auf New York im September 2001, nach dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 und während der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010. Offensichtlich ist die Welt nicht untergegangen. Trotz scheinbar beeindruckender Herleitung in der Katastrophenliteratur. Nach wie vor gibt es weder Hyperinflation noch Währungsreform und kein Auseinanderbrechen der EU. Vorerst ist die wirtschaftliche Apokalypse abgesagt. Doch das Ende ist nah, auf jeden Fall das Ende der Finanzkolumne für diese Woche.  " ["post_title"]=> string(16) "Das Ende ist nah" ["post_excerpt"]=> string(0) "" ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(6) "closed" ["ping_status"]=> string(6) "closed" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(16) "das-ende-ist-nah" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2021-08-10 13:54:33" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2021-08-10 11:54:33" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(36) "https://portfolio-concept.de/?p=6733" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "0" ["filter"]=> string(3) "raw" }

Das Ende ist nah

Das Ausgangsszenario im Frühjahr dieses Jahres war perfekt. In Folge von Covid-19 erschütterte eine der größten Wirtschaftskrisen die Welt. Innerhalb weniger Tage brachen die Börsen massiv ein. Über Wochen legte ein Lockdown das Leben in den meisten Volkswirtschaften lahm. Das ideale Ausgangsszenario für die ökonomische Apokalypse. Genau davor hatten einige Untergangspropheten in den letzten Jahren immer wieder gewarnt. Wenn nicht jetzt wann dann. Wer das Glück hatte sein Buch mit den aktuellen Katastrophenszenarien in den letzten Wochen vor dem Virus zu veröffentlichen, konnte sich über eine kräftige Auflagensteigerung freuen. Buchtitel wie „Der größte Crash aller Zeiten“, „Der Crash ist da“ oder „Der Crash kommt“ liefern dem Leser das, was der Titel verspricht.

Finanzielle Analphabeten

„Nur schlechte Nachrichten, sind gute Nachrichten“ heißt ein Leitsatz, nach dem sich Journalisten und Sachbuchautoren oft richten. Scheinbar verhält es sich mit guten Nachrichten wie mit schlechten Liedern: Niemand will sie hören. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen dazu neigen auf negative Meldungen stärker zu reagieren als auf positive. Diesen Effekt haben Forscher mittlerweile kulturübergreifend bei mehr als tausend Menschen aus 17 Ländern untersucht und bestätigt. Gerade negative Nachrichten zur Börse und zu Aktien scheinen die deutschen Leser dann ganz besonders zu  mögen. Denn nach wie vor setzen viele immer noch Aktien mit Spekulation gleich. Das Finanzwissen der Deutschen ist katastrophal. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Studien, die das bewiesen haben. So bezeichneten die Autoren einer Studie der ING-Diba vor kurzem die Bundesbürger als „finanzielle Analphabeten“. Daher wundert es nicht, dass Bücher gerne gelesen werden, die genau diese Angst und Unwissenheit bedienen.

Diese Aktien-Ignoranz ist fatal

Leider ist diese Aktien-Ignoranz langfristig fatal. Nur Gutverdiener investieren, wenn überhaupt in Deutschland in Aktien. Die Masse der Bevölkerung vergibt damit die Chance ein größeres Vermögen aufzubauen. Obwohl das letzte Jahrzehnt an den Börsen sehr gut verlief, stieg der Anteil der Aktienbesitzer in den vergangenen Jahren nur minimal. Aktuell besitzen nur knapp 16 Prozent der Bürger in Deutschland Aktien oder Aktienfonds. Wenn die Entwicklung so weiter geht, dauert es noch weitere 1046 Jahre bis alle Deutschen Aktien besitzen. Im Jahr 3066 wird es endlich soweit sein, unter der Voraussetzung das keine weiteren Finanzkrisen dazwischenkommen. Das jedenfalls legen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes nahe, die WELT AM SONNTAG ausgewertet hat.

Die Politik versagt auf ganzer Linie

Es wäre eigentlich die Aufgabe der Politik diesem Zustand entgegenzuwirken. Doch leider macht die Politik genau das Gegenteil. Statt gerade Leute mit weniger Geld anzuregen, stärker auf dem Kapitalmarkt mit Aktien und Anleihen für das Alter vorzusorgen, installiert sie immer mehr Hürden. Vor allem die Finanztransaktionssteuer steht in der Kritik. Diese war nach Ausbruch der Finanzkrise eigentlich dafür gedacht hochriskante Spekulationen einzudämmen. Nun steht sie nur noch allgemein im Gesetzentwurf. Sie soll in erster Linie auf Aktien und Aktienfonds erhoben werden. Als wäre die Beteiligung an Unternehmen ein großes Übel. Vor allem mit der Aussicht auf weitere Jahre mit Niedrigzinsen sollte man das Aktiensparen leichter machen statt schwerer. Es ist kontraproduktiv Aktionäre in die Nähe von Spekulanten zu rücken, die mit der ursprünglich geplanten Finanztransaktionssteuer getroffen werden sollten.

Aktien ermöglichen die Beteiligung am Produktivkapital

Denn Aktien ermöglichen der breiten Bevölkerung sich am Produktivkapital, also an Unternehmen, auf einfache, kostengünstige Art und Weise zu beteiligen. So wie diese Unternehmen wachsen, wächst auch das Vermögen der Anleger. Leider fokussieren sich jedoch gerade Privatanleger vor allem auf das Negative einer Aktienanlage. Das langfristig Positive wird ignoriert. Kurzfristige Verluste werden überproportional stark wahrgenommen. Die langfristigen Gewinne geraten dabei aber aus dem Blick. Deshalb sind viele Anleger übervorsichtig. Gefördert wird so ein Verhalten durch einzelne Skandale. Der weinende Rentner, der den Verlust seiner gesamten privaten Altersvorsorge durch eine Anlage in Wirecard-Aktien beklagt, ist tragisch. Die Tatsache aber, dass er scheinbar seine gesamte Altersvorsorge in nur einen einzelnen Aktienwert investiert hat, wird dabei nicht hinterfragt und ist, losgelöst vom traurigen Einzelschicksal, das eigentliche Problem.

Diversifikation ist elementar

Denn eine breite Streuung und ein ausreichend langer Anlagezeitraum einer Aktienanlage sind elementar für den langfristigen Erfolg. So zeigen Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts (DAI), dass es seit 1968 keinen einzigen Zeitraum von 15 Jahren oder mehr gab, in dem Anleger, die in den Deutschen Aktienindex investiert hatten, einen Verlust machten. Die minimale Rendite vor Steuern über 15 Jahre lag bei 2,3 Prozent pro Jahr, die maximale bei 15,4 Prozent, der Durchschnitt bei 8,8 Prozent. Noch besser werden die Zahlen, wenn man eine globale Aktienanlage heranzieht. Denn das Risiko lässt sich durch eine noch breitere Streuung signifikant reduzieren.

Die Apokalypse ist vorerst abgesagt

Aktuell scheinen sich die Börsen von der Krise wieder erholt zu haben. Nicht ganz so schnell wie sie gefallen sind, aber trotzdem überraschend zügig erholten sich die Kurse an den Börsen. Irgendwie ist die von so manchem herbeigeredete Apokalypse wieder einmal nicht eingetreten. Dabei ist alleine in den letzten 20 Jahren mindestens fünf Mal von diversen „Fachleuten“ der wirtschaftliche Totalzusammenbruch vorhergesagt worden. Nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000, nach den Anschlägen auf New York im September 2001, nach dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 und während der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010. Offensichtlich ist die Welt nicht untergegangen. Trotz scheinbar beeindruckender Herleitung in der Katastrophenliteratur. Nach wie vor gibt es weder Hyperinflation noch Währungsreform und kein Auseinanderbrechen der EU. Vorerst ist die wirtschaftliche Apokalypse abgesagt. Doch das Ende ist nah, auf jeden Fall das Ende der Finanzkolumne für diese Woche.

 

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