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Die Deutschen horten Bargeld

Auf der anderen Seite horten die Deutschen immer mehr Bargeld zu Hause. Ende 2019 betrug der Bargeldbestand der deutschen Haushalte insgesamt 253 Mrd. Euro. Der Bestand nahm damit allein 2019 um 32 Mrd. Euro bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Durchschnittlich entspricht das mehr als 3.000 Euro für jeden Deutschen. Mit der Niedrigzinsphase hat die Bargeldhaltung in Deutschland einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände mehr als verdoppelt. Die Verunsicherung vieler konservativer Anleger hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat scheinbar dazu geführt, dass immer mehr Sparer einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen. Aus Renditesicht ist das natürlich alles andere als sinnvoll. Durch die Inflation hatten die Deutschen damit in den letzten Jahren einen Wertverlust von durchschnittlich ca. ein bis zwei Prozent.

Corona-Krise verstärkt Trend zum Bargeldsparen

Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt. Eine Analyse von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland hat gezeigt, dass im März 2020 der Bargeldumlauf in der gesamten Eurozone zugenommen hat. Der Anstieg gegenüber Vorjahr beträgt aktuell fast 100 Mrd. Euro oder 8 Prozent. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten Januar und Februar lässt sich für die Euro-Zone ein „Corona-Sondereffekt“ im März von ca. 30 Mrd. Euro ausweisen. Von diesem entfallen ca. 20 Prozent bzw. 6 Mrd. Euro auf die deutschen Privathaushalte. Für viele Anleger scheint Bargeld eher Geldaufbewahrungsmittel, anstatt Zahlungsmittel zu sein. Banknoten sind offensichtlich derzeit der sichere Hafen für viele Sparer.

Führt die expansive Geld- und Fiskalpolitik zur Inflation?

Eine trügerische und gefährliche Sicherheit. Denn das Bargeld ist der Inflation schutzlos ausgeliefert. Immer mehr Volkswirte haben die Sorge, dass die weltweit expansive Geld- und Fiskalpolitik über kurz oder lang zu Inflation führen wird. Denn durch die Corona-Krise kommt es zu einer ganz besonderen Ausgangssituation. Die Produktion wird unterbrochen und die Nachfrage wird durch Geldschöpfung der Zentralbanken finanziert. Die Hilfsprogramme spülen frisches Geld in den Markt. Zeitgleich gehen die Investitionen der Unternehmen zurück. Vermutlich werden die Produktionskapazitäten im Euroraum sinken. Manche der vorhandenen Kapazitäten können künftig durch die Krise sogar dauerhaft wegfallen.

Es droht ein Teufelskreis

Wenn aber mehr Geld als Güter vorhanden sind, werden die Preise der Theorie nach anziehen. Es droht eine Inflation. In einer solchen Situation müssten die Zentralbanken die Zinsen anheben. Viele Staaten haben aber bereits hohe Schulden und können sich höhere Zinsen nicht leisten. Wenn die Zentralbanken allerdings vor Zinserhöhungen zurückschrecken, sinkt das Vertrauen in die Stabilität des Geldes. Ein Teufelskreis, der in der Folge die Inflation beschleunigen könnte. In einem solchen Worstcase-Szenario würde der Wert des Bargelds so schnell schmelzen, wie der Schnee in der Sonne. Denn Vertrauen ist ein wesentliches Kriterium für die Stabilität einer Währung. Ohne Vertrauen in eine Währung, ist Bargeld nur bedrucktes Papier.

Keynes Liquiditätsfalle

Die Zentralbanken tun derzeit alles, um den Wert des Geldes zu verringern. Denn die Welt braucht Inflation, damit die Schuldenlast tragbar bleibt und Staatsbankrotte verhindert werden. Allerdings droht die Wirtschaft in die Liquiditätsfalle nach John Maynard Keynes zu rutschen. Ein eher abstraktes Gedankenmodell, mit dem der Ökonom die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre beschrieben hat. Die Liquiditätsfalle beschreibt jene Situation, in der sich eine Volkswirtschaft in einer Rezession befindet, der Leitzins der Zentralbank bei null liegt und die Geldpolitik ihre Wirkung verloren hat. Obwohl die Notenbank mit ihrem niedrigen Zinssatz Kredite nahezu kostenlos macht, will sich niemand zusätzlich verschulden. Symptomatisch ist, dass in der Liquiditätsfalle Geld gehortet statt ausgegeben wird. Das Geld wandert unters Kopfkissen statt in den Wirtschaftskreislauf. Führende Ökonomen, allen voran der Harvard Professor Kenneth Rogoff, fordern schon lange die Abschaffung des Bargeldes. Ohne Bargeld könnten die Zentralbanken leichter ihre Politik der Negativzinsen durchsetzen, um so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Bargeld ist das größte Hindernis für Zentralbanken

Papiergeld (Bargeld) ist derzeit das größte Hindernis für Zentralbanken negative Zinsen auf dem Markt durchzusetzen. Theoretisch sollten negative Zinsen durch einen einfachen Mechanismus zu mehr Wirtschaftswachstum führen. Erheben die Zentralbanken negative Zinsen, dann kostet es für die Geschäftsbanken Geld, ihre Ersparnisse bei den Zentralbanken zu parken. Im Idealfall verleihen die Banken ihr Geld dann lieber an Unternehmen und Privatleute in Form von Krediten. Mit diesen Krediten könnten Unternehmen investieren und so die Wirtschaft eines Landes wieder in Schwung bringen. Zinsen unter null Prozent können Banken oder vor allem Verbraucher jedoch ausweichen, indem sie statt Guthaben auf der Bank Bargeld zu Hause horten. Ohne Papiergeld wäre die häusliche Verwahrmöglichkeit jedoch nicht mehr möglich. Das Geld müsste zwangsweise, da physisch nicht vorhanden, auf den Konten der Banken verbleiben. Negative Zinsen wären dann einfacher durchsetzbar.

Plastik oder Smartphone statt Papier

Die Zeiten für Bargeldliebhaber werden schwierig. Denn es ist schon eine beeindruckende Phalanx, bestehend aus Zentralbankern und Ökonomen, die sich zunehmend gegen das Bargeld positioniert. Zusätzlich wächst auch der Anteil in der Bevölkerung, der die Vorteile von bargeldlosem Zahlungsverkehr zu schätzen wissen.  Bargeldloses Bezahlen wird immer einfacher, immer häufiger heißt es Plastik oder Smartphone statt Papier. Dabei wird das Bargeld sicherlich in den nächsten Jahren nicht völlig verschwinden, als Transaktionsmittel für Zahlungen hat es seine Berechtigung. Ob es allerdings als Wertaufbewahrungsmittel sinnvoll ist, bleibt mehr als fraglich. Sparer  sollten nicht zu viel Papiergeld zu Hause verwahren. Der Kapitalmarkt bietet derzeit weitaus attraktivere Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Aktie ist als Wertaufbewahrungsmittel in Zukunft sicher weitaus besser geeignet." ["post_title"]=> string(39) "Corona – Todesstoß für das Bargeld?" ["post_excerpt"]=> string(0) "" ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(4) "open" ["ping_status"]=> string(4) "open" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(34) "corona-todesstoss-fuer-das-bargeld" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2021-08-23 10:33:24" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2021-08-23 08:33:24" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(36) "https://portfolio-concept.de/?p=6139" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "1" ["filter"]=> string(3) "raw" }

Corona – Todesstoß für das Bargeld?

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Die Deutschen horten Bargeld

Auf der anderen Seite horten die Deutschen immer mehr Bargeld zu Hause. Ende 2019 betrug der Bargeldbestand der deutschen Haushalte insgesamt 253 Mrd. Euro. Der Bestand nahm damit allein 2019 um 32 Mrd. Euro bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Durchschnittlich entspricht das mehr als 3.000 Euro für jeden Deutschen. Mit der Niedrigzinsphase hat die Bargeldhaltung in Deutschland einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände mehr als verdoppelt. Die Verunsicherung vieler konservativer Anleger hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat scheinbar dazu geführt, dass immer mehr Sparer einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen. Aus Renditesicht ist das natürlich alles andere als sinnvoll. Durch die Inflation hatten die Deutschen damit in den letzten Jahren einen Wertverlust von durchschnittlich ca. ein bis zwei Prozent.

Corona-Krise verstärkt Trend zum Bargeldsparen

Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt. Eine Analyse von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland hat gezeigt, dass im März 2020 der Bargeldumlauf in der gesamten Eurozone zugenommen hat. Der Anstieg gegenüber Vorjahr beträgt aktuell fast 100 Mrd. Euro oder 8 Prozent. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten Januar und Februar lässt sich für die Euro-Zone ein „Corona-Sondereffekt“ im März von ca. 30 Mrd. Euro ausweisen. Von diesem entfallen ca. 20 Prozent bzw. 6 Mrd. Euro auf die deutschen Privathaushalte. Für viele Anleger scheint Bargeld eher Geldaufbewahrungsmittel, anstatt Zahlungsmittel zu sein. Banknoten sind offensichtlich derzeit der sichere Hafen für viele Sparer.

Führt die expansive Geld- und Fiskalpolitik zur Inflation?

Eine trügerische und gefährliche Sicherheit. Denn das Bargeld ist der Inflation schutzlos ausgeliefert. Immer mehr Volkswirte haben die Sorge, dass die weltweit expansive Geld- und Fiskalpolitik über kurz oder lang zu Inflation führen wird. Denn durch die Corona-Krise kommt es zu einer ganz besonderen Ausgangssituation. Die Produktion wird unterbrochen und die Nachfrage wird durch Geldschöpfung der Zentralbanken finanziert. Die Hilfsprogramme spülen frisches Geld in den Markt. Zeitgleich gehen die Investitionen der Unternehmen zurück. Vermutlich werden die Produktionskapazitäten im Euroraum sinken. Manche der vorhandenen Kapazitäten können künftig durch die Krise sogar dauerhaft wegfallen.

Es droht ein Teufelskreis

Wenn aber mehr Geld als Güter vorhanden sind, werden die Preise der Theorie nach anziehen. Es droht eine Inflation. In einer solchen Situation müssten die Zentralbanken die Zinsen anheben. Viele Staaten haben aber bereits hohe Schulden und können sich höhere Zinsen nicht leisten. Wenn die Zentralbanken allerdings vor Zinserhöhungen zurückschrecken, sinkt das Vertrauen in die Stabilität des Geldes. Ein Teufelskreis, der in der Folge die Inflation beschleunigen könnte. In einem solchen Worstcase-Szenario würde der Wert des Bargelds so schnell schmelzen, wie der Schnee in der Sonne. Denn Vertrauen ist ein wesentliches Kriterium für die Stabilität einer Währung. Ohne Vertrauen in eine Währung, ist Bargeld nur bedrucktes Papier.

Keynes Liquiditätsfalle

Die Zentralbanken tun derzeit alles, um den Wert des Geldes zu verringern. Denn die Welt braucht Inflation, damit die Schuldenlast tragbar bleibt und Staatsbankrotte verhindert werden. Allerdings droht die Wirtschaft in die Liquiditätsfalle nach John Maynard Keynes zu rutschen. Ein eher abstraktes Gedankenmodell, mit dem der Ökonom die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre beschrieben hat. Die Liquiditätsfalle beschreibt jene Situation, in der sich eine Volkswirtschaft in einer Rezession befindet, der Leitzins der Zentralbank bei null liegt und die Geldpolitik ihre Wirkung verloren hat. Obwohl die Notenbank mit ihrem niedrigen Zinssatz Kredite nahezu kostenlos macht, will sich niemand zusätzlich verschulden. Symptomatisch ist, dass in der Liquiditätsfalle Geld gehortet statt ausgegeben wird. Das Geld wandert unters Kopfkissen statt in den Wirtschaftskreislauf. Führende Ökonomen, allen voran der Harvard Professor Kenneth Rogoff, fordern schon lange die Abschaffung des Bargeldes. Ohne Bargeld könnten die Zentralbanken leichter ihre Politik der Negativzinsen durchsetzen, um so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Bargeld ist das größte Hindernis für Zentralbanken

Papiergeld (Bargeld) ist derzeit das größte Hindernis für Zentralbanken negative Zinsen auf dem Markt durchzusetzen. Theoretisch sollten negative Zinsen durch einen einfachen Mechanismus zu mehr Wirtschaftswachstum führen. Erheben die Zentralbanken negative Zinsen, dann kostet es für die Geschäftsbanken Geld, ihre Ersparnisse bei den Zentralbanken zu parken. Im Idealfall verleihen die Banken ihr Geld dann lieber an Unternehmen und Privatleute in Form von Krediten. Mit diesen Krediten könnten Unternehmen investieren und so die Wirtschaft eines Landes wieder in Schwung bringen. Zinsen unter null Prozent können Banken oder vor allem Verbraucher jedoch ausweichen, indem sie statt Guthaben auf der Bank Bargeld zu Hause horten. Ohne Papiergeld wäre die häusliche Verwahrmöglichkeit jedoch nicht mehr möglich. Das Geld müsste zwangsweise, da physisch nicht vorhanden, auf den Konten der Banken verbleiben. Negative Zinsen wären dann einfacher durchsetzbar.

Plastik oder Smartphone statt Papier

Die Zeiten für Bargeldliebhaber werden schwierig. Denn es ist schon eine beeindruckende Phalanx, bestehend aus Zentralbankern und Ökonomen, die sich zunehmend gegen das Bargeld positioniert. Zusätzlich wächst auch der Anteil in der Bevölkerung, der die Vorteile von bargeldlosem Zahlungsverkehr zu schätzen wissen.  Bargeldloses Bezahlen wird immer einfacher, immer häufiger heißt es Plastik oder Smartphone statt Papier. Dabei wird das Bargeld sicherlich in den nächsten Jahren nicht völlig verschwinden, als Transaktionsmittel für Zahlungen hat es seine Berechtigung. Ob es allerdings als Wertaufbewahrungsmittel sinnvoll ist, bleibt mehr als fraglich. Sparer  sollten nicht zu viel Papiergeld zu Hause verwahren. Der Kapitalmarkt bietet derzeit weitaus attraktivere Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Aktie ist als Wertaufbewahrungsmittel in Zukunft sicher weitaus besser geeignet.

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