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  string(7462) "An diesem Samstag war es wieder soweit, die „fünfte Jahreszeit“ wurde in den rheinischen Karnevalshochburgen eröffnet. Das offizielle Motto der Kölner Karnevalisten für die neue Session lautet „Mer Kölsche danze us de Reih“ (Wir Kölner tanzen aus der Reihe). Das Sessionsmotto 2018 ist der „rote Faden“ für die komplette kommende Session und setzt den Fokus auf zwei kölsche Eigenschaften: Die Historie und die Bedeutung des Tanzes im Kölner Karneval und natürlich auch auf die kölsche Eigenart, mal „us der Reih zo danze“ – also im positiven Sinne eigene Wege zu gehen. Seinen eigenen Weg geht seit ziemlich genau einem Jahr auch der amerikanische Präsident. Am 9. November jährte sich zum ersten Mal das Datum, an dem die Mehrheit der US-Amerikaner den egozentrischen Milliardär zu ihrem Präsidenten wählten. Am Ende waren es keine 100.000 Stimmen Vorsprung in drei Bundesstaaten, die den damals 70-Jährigen Politamateur zum mächtigsten Mann der westlichen Welt machten.
Dabei waren sich vorher alle Beobachter einig, ein Sieg Donald Trumps schien außerhalb jeder Vorstellungskraft und nach allen Umfragen und mathematischen Wahrscheinlichkeiten so gut wie unmöglich. Irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr Ostküstenzeit war dann plötzlich klar, zur Überraschung fast aller Kommentatoren, Donald Trump wird der 45. Präsident Amerikas. Vermutlich war der Gewählte selber am meisten von dem Ergebnis überrascht. Seit 365 Tagen tanzt Donald Trump jetzt aus der Reihe und stellt die amerikanische Politik auf den Kopf. Im Gegensatz zu einer Kölner Karnevalssession, die nur wenige Monate dauert und spätestens nach einem Jahr vorbei ist, drohen den USA und der Welt insgesamt 4 lange Jahre Chaos.
Das erste Jahr ist jetzt vorbei und seine Bilanz ist, wie eigentlich zu erwarten, katastrophal. Genauso narzisstisch, egozentrisch und unangepasst wie er sich bereits im Wahlkampf gezeigt hat, verlief das erste Jahr im Amt.  So mancher Wähler wird seine Entscheidung von damals auch mittlerweile bereuen. Nach neusten Umfragen ist er nach einem Jahr im Amt der unbeliebteste Präsident seitdem es diese Umfrage gibt. Fast 57 Prozent der Amerikaner sind laut neusten Umfragen unzufrieden mit der Arbeit ihres Präsidenten. Die Hälfte gibt ihm sogar die Note "sehr schlecht". Aber fast ein Drittel der Wähler, das ist die Kehrseite der Medaille, stehen immer noch hinter Ihrem Präsidenten und verteidigen jede seiner umstrittenen Handlungen. In der Festigung der Spaltung der amerikanischen Gesellschaft ist der Präsident, soviel steht bereits nach einem Jahr fest, sehr erfolgreich.
Die meisten seiner politischen Ziele und Wahlversprechen konnte er dagegen bis jetzt noch nicht umsetzen. Weder der Umbau des Gesundheitssystems, die Mauer zu Mexiko, noch die angekündigte Steuerreform sind nach dem ersten Jahr seiner Amtszeit umgesetzt. Stattdessen hat er außenpolitisch viel Porzellan zerschlagen und gerät innenpolitisch, die sogenannte Russland-Affäre hängt wie ein Damokles Schwert über ihm, immer weiter unter Druck. Lediglich der amerikanische Aktienmarkt scheint mit dem neuen Präsidenten zufrieden zu sein. Zu Beginn sagten Finanzexperten dem Aktienmarkt in den USA schwere Turbulenzen voraus. Das Gegenteil ist eingetreten, die Wall Street legte in den vergangenen 12 Monaten 24 Prozent zu. Inwieweit die positive Entwicklung jedoch Trump zuzuschreiben ist, in dieser Bewertung sind sich die meisten Beobachter uneinig.
Entscheidend wird die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank sein. Nachdem sich seine ehrgeizigen Steuerreform-Pläne zu einer Hängepartie entwickelt haben, setzt Trump bei der Besetzung des Spitzenpostens der mächtigen Notenbank Federal Reserve auf Verlässlichkeit. Nachfolger von Zentralbankchefin Janet Yellen wird der Fed-Direktor Jerome Powell. Durch diese Personalie signalisiert er den Finanzmärkten Kontinuität in der Geldpolitik. Denn Powell steht für eine Fortsetzung von Yellens Kurs der behutsamen Zinserhöhungen. Powell ist zumindest kundigen Investoren nicht unbekannt. Er ist bereits seit dem Jahr 2012 Mitglied im Direktorium der Fed und hat in dieser Zeit so gut wie alle Entscheidungen der jeweils amtierenden Notenbankchefs mitgetragen. Durch diese Personalie erntet Trump parteiübergreifend Zustimmung. Auch international war das Echo positiv. Angesehene Wirtschaftswissenschaftler wie Clemens Fuest, Leiter des Münchner ifo-Instituts, bescheinigen dem amerikanischen Präsidenten, eine kluge Wahl getroffen zu haben. Wobei sich so mancher Kritiker den Hinweis auf das blinde Huhn, das mal ein Korn findet, nicht verkneifen kann. Mittlerweile typisch für Trumps Regierungsstil war allerdings der Umgang mit der jetzigen Amtsinhaberin der Fed Janet Yellen. Nach anfänglicher Kritik hat Trump sie immer wieder gelobt. Erst jüngst bezeichnete er sie vor Journalisten als "exzellent" - um allerdings kurz darauf klarzustellen, dies bedeute nicht, dass seine Wahl auf Yellen fallen werde. Ihre Amtszeit auf dem Chefsessel läuft im Februar aus. Dem Fed-Direktorium gehört sie laut Vertrag allerdings noch bis 2024 an.
Für die von Rekord zu Rekord steigende Wall Street ist diese Stellenbesetzung von herausragender Bedeutung. Denn der Kurs der Fed bestimmt Anlageentscheidungen rund um den Globus. Andere wichtige Notenbanken wie die EZB suchen bei ihren US-Kollegen Orientierung. Denn die Fed steht, ebenso wie die EZB, aktuell vor einer historisch heiklen Aufgabe. Sie hat gerade erst begonnen, die im Zuge der Weltfinanzkrise losgetretene beispiellose Geldschwemme zur Ankurbelung der Wirtschaft wieder einzudämmen. Von Yellens Nachfolger wird dabei ein Balanceakt verlangt. Er muss die Börsen von den massiven Geldspritzen der vergangenen Jahre entwöhnen, ohne den Konjunkturaufschwung abzuwürgen. Die nächste Leitzinserhöhung wird weithin für Dezember erwartet. Es könnte die letzte wichtige Weichenstellung von Janet Yellen sein.
Donald Trump dagegen versucht verzweifelt wenigstens eines seiner Wahlversprechen im ersten Jahr umzusetzen. Seine lange angekündigte und angepriesene Steuerreform soll noch vor Jahresende umgesetzt werden.  Die ersten Ankündigungen aus dem Trump Lager  gaben den US Börsen in den letzten Wochen den notwendigen Rückenwind. Die bislang nur vage formulierten Absichten wurden konkretisiert und der parlamentarische Gesetzgebungsprozess in Gang gesetzt. Geht es nach dem Willen führender Republikaner, wird die Reform schon Ende dieses Jahres verabschiedet. Die Ersparnisse, die Unternehmen und Haushalten in Aussicht gestellt werden, würden sich auf beeindruckende 1.500 Mrd. USD belaufen und sollten so der US-Wirtschaft einen namhaften Impuls bescheren, wovon letztlich die globale Wirtschaft profitieren würde.
Die meisten Beobachter bleiben jedoch skeptisch und halten eine Verabschiedung der neuen Steuergesetzte noch Ende dieses Jahres für unwahrscheinlich. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass Donald Trump auch in dieser Session auf den Karnevalsumzügen im Rheinland eine große und wichtige Rolle spielen wird. In Köln, soviel ist jetzt schon sicher, werden „dem größten Narren der Neuzeit“ dabei mehr Menschen zujubeln als auf seiner eigenen Vereidigung. Schließlich kann er dort aus der Reihe tanzen, ohne nennenswerten politischen Schaden anzurichten.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung    	"
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„Mer Kölsche danze us de Reih“

An diesem Samstag war es wieder soweit, die „fünfte Jahreszeit“ wurde in den rheinischen Karnevalshochburgen eröffnet. Das offizielle Motto der Kölner Karnevalisten für die neue Session lautet „Mer Kölsche danze us de Reih“ (Wir Kölner tanzen aus der Reihe). Das Sessionsmotto 2018 ist der „rote Faden“ für die komplette kommende Session und setzt den Fokus auf zwei kölsche Eigenschaften: Die Historie und die Bedeutung des Tanzes im Kölner Karneval und natürlich auch auf die kölsche Eigenart, mal „us der Reih zo danze“ – also im positiven Sinne eigene Wege zu gehen. Seinen eigenen Weg geht seit ziemlich genau einem Jahr auch der amerikanische Präsident. Am 9. November jährte sich zum ersten Mal das Datum, an dem die Mehrheit der US-Amerikaner den egozentrischen Milliardär zu ihrem Präsidenten wählten. Am Ende waren es keine 100.000 Stimmen Vorsprung in drei Bundesstaaten, die den damals 70-Jährigen Politamateur zum mächtigsten Mann der westlichen Welt machten.
Dabei waren sich vorher alle Beobachter einig, ein Sieg Donald Trumps schien außerhalb jeder Vorstellungskraft und nach allen Umfragen und mathematischen Wahrscheinlichkeiten so gut wie unmöglich. Irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr Ostküstenzeit war dann plötzlich klar, zur Überraschung fast aller Kommentatoren, Donald Trump wird der 45. Präsident Amerikas. Vermutlich war der Gewählte selber am meisten von dem Ergebnis überrascht. Seit 365 Tagen tanzt Donald Trump jetzt aus der Reihe und stellt die amerikanische Politik auf den Kopf. Im Gegensatz zu einer Kölner Karnevalssession, die nur wenige Monate dauert und spätestens nach einem Jahr vorbei ist, drohen den USA und der Welt insgesamt 4 lange Jahre Chaos.
Das erste Jahr ist jetzt vorbei und seine Bilanz ist, wie eigentlich zu erwarten, katastrophal. Genauso narzisstisch, egozentrisch und unangepasst wie er sich bereits im Wahlkampf gezeigt hat, verlief das erste Jahr im Amt.  So mancher Wähler wird seine Entscheidung von damals auch mittlerweile bereuen. Nach neusten Umfragen ist er nach einem Jahr im Amt der unbeliebteste Präsident seitdem es diese Umfrage gibt. Fast 57 Prozent der Amerikaner sind laut neusten Umfragen unzufrieden mit der Arbeit ihres Präsidenten. Die Hälfte gibt ihm sogar die Note „sehr schlecht“. Aber fast ein Drittel der Wähler, das ist die Kehrseite der Medaille, stehen immer noch hinter Ihrem Präsidenten und verteidigen jede seiner umstrittenen Handlungen. In der Festigung der Spaltung der amerikanischen Gesellschaft ist der Präsident, soviel steht bereits nach einem Jahr fest, sehr erfolgreich.
Die meisten seiner politischen Ziele und Wahlversprechen konnte er dagegen bis jetzt noch nicht umsetzen. Weder der Umbau des Gesundheitssystems, die Mauer zu Mexiko, noch die angekündigte Steuerreform sind nach dem ersten Jahr seiner Amtszeit umgesetzt. Stattdessen hat er außenpolitisch viel Porzellan zerschlagen und gerät innenpolitisch, die sogenannte Russland-Affäre hängt wie ein Damokles Schwert über ihm, immer weiter unter Druck. Lediglich der amerikanische Aktienmarkt scheint mit dem neuen Präsidenten zufrieden zu sein. Zu Beginn sagten Finanzexperten dem Aktienmarkt in den USA schwere Turbulenzen voraus. Das Gegenteil ist eingetreten, die Wall Street legte in den vergangenen 12 Monaten 24 Prozent zu. Inwieweit die positive Entwicklung jedoch Trump zuzuschreiben ist, in dieser Bewertung sind sich die meisten Beobachter uneinig.
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Für die von Rekord zu Rekord steigende Wall Street ist diese Stellenbesetzung von herausragender Bedeutung. Denn der Kurs der Fed bestimmt Anlageentscheidungen rund um den Globus. Andere wichtige Notenbanken wie die EZB suchen bei ihren US-Kollegen Orientierung. Denn die Fed steht, ebenso wie die EZB, aktuell vor einer historisch heiklen Aufgabe. Sie hat gerade erst begonnen, die im Zuge der Weltfinanzkrise losgetretene beispiellose Geldschwemme zur Ankurbelung der Wirtschaft wieder einzudämmen. Von Yellens Nachfolger wird dabei ein Balanceakt verlangt. Er muss die Börsen von den massiven Geldspritzen der vergangenen Jahre entwöhnen, ohne den Konjunkturaufschwung abzuwürgen. Die nächste Leitzinserhöhung wird weithin für Dezember erwartet. Es könnte die letzte wichtige Weichenstellung von Janet Yellen sein.
Donald Trump dagegen versucht verzweifelt wenigstens eines seiner Wahlversprechen im ersten Jahr umzusetzen. Seine lange angekündigte und angepriesene Steuerreform soll noch vor Jahresende umgesetzt werden.  Die ersten Ankündigungen aus dem Trump Lager  gaben den US Börsen in den letzten Wochen den notwendigen Rückenwind. Die bislang nur vage formulierten Absichten wurden konkretisiert und der parlamentarische Gesetzgebungsprozess in Gang gesetzt. Geht es nach dem Willen führender Republikaner, wird die Reform schon Ende dieses Jahres verabschiedet. Die Ersparnisse, die Unternehmen und Haushalten in Aussicht gestellt werden, würden sich auf beeindruckende 1.500 Mrd. USD belaufen und sollten so der US-Wirtschaft einen namhaften Impuls bescheren, wovon letztlich die globale Wirtschaft profitieren würde.
Die meisten Beobachter bleiben jedoch skeptisch und halten eine Verabschiedung der neuen Steuergesetzte noch Ende dieses Jahres für unwahrscheinlich. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass Donald Trump auch in dieser Session auf den Karnevalsumzügen im Rheinland eine große und wichtige Rolle spielen wird. In Köln, soviel ist jetzt schon sicher, werden „dem größten Narren der Neuzeit“ dabei mehr Menschen zujubeln als auf seiner eigenen Vereidigung. Schließlich kann er dort aus der Reihe tanzen, ohne nennenswerten politischen Schaden anzurichten.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung

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