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Kenneth Rogoff fordert die Abschaffung

Der bekannte US-Ökonom Kenneth Rogoff fordert schon lange die Abschaffung großer Geldscheine. Auch deutsche Ökonomen wie der deutsche „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger spricht gerne vom Anachronismus der Geldscheine und Münzen. Sie erschwerten den Zahlungsverkehr, verursachten hohen Aufwand und kosteten viel Zeit. Vor allem dann, wenn die Menschen an der Kasse lange in ihren Portemonnaies wühlten, um die passenden Münzen hervorzukramen. Wobei vermutet werden darf, dass Professor Bofinger selber selten einkaufen geht. Kartenzahlung, gerade an Discounterkassen, dauert meistens doch länger als Barzahlung. In Schweden oder in Dänemark wird bereits konkret über die Abschaffung von Bargeld diskutiert. Zumindest soll die Annahmepflicht von Bargeld in Geschäften liberalisiert werden. In den USA ist es schon ganz selbstverständlich seinen „coffee to go“ mit Kreditkarte zu bezahlen und wer es wagt einen Einkauf von mehr als 50 Dollar bar zu bezahlen, wird von der Kassiererin schief und misstrauisch angeschaut. Nur Kriminelle zahlen so noch größere Beträge. Ganz anders in Deutschland. Die Bundesrepublik ist immer noch Bargeldland. 74 Prozent aller Transaktionen wurden 2017 in Deutschland mit Scheinen und Münzen abgewickelt. Bezogen auf den Wert der Käufe kommt das Bargeld auf einen Anteil von 48 Prozent. Wahrscheinlich ist Deutschland auch hier Weltspitze.

Argumente der Bargeldgegner

Auf den ersten Blick erscheinen die Argumente der Bargeldgegner, abgesehen von der Zeitersparnis an der Supermarktkasse, auch einleuchtend. Ohne Bargeld wäre dem Drogenhandel, der Schwarzarbeit, dem internationalen Terrorismus und den ganzen illegalen Geschäftsfeldern die finanzielle Grundlage entzogen. Jede Transaktion wäre nachvollziehbar und überprüfbar. Transaktionskosten wären minimiert, da Bargeldhaltung immer auch mit Kosten verbunden ist. In den theoretischen Modellen der Volkswirtschaftslehre lässt sich damit wunderbar arbeiten und positive volkswirtschaftliche Effekte berechnen. Ob sich dies jedoch genauso auf das reale Leben übertragen lässt, darf grundsätzlich bezweifelt werden. Viele vermuten jedoch, dass es bei der Diskussion um ein Bargeldverbot um etwas ganz anderes geht. Die Sparer fliehen vor der eigenen Enteignung in das Bargeld. Dies ist die einzige Möglichkeit, sich dem von den Notenbanken gesteuerten Geldsystem zu entziehen. Damit unterlaufen die Anleger jedoch die Politik der EZB. 

Wenn es ernst wird greifen Regierungen zu drastischen Mitteln

Wenn es ernst wird, greifen Regierungen, auch demokratisch legitimierte, zu drastischen Mitteln. Am 5. April 1933 unterzeichnete US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Executive Order 6102, die den privaten Goldbesitz in den USA per 1. Mai 1933 verbot. Jeder, der mehr als fünf Unzen Gold besaß, musste dieses unter Androhung erheblicher Strafen, Gefängnis bis zu 10 Jahren, innerhalb von 14 Tagen bei staatlichen Stellen abliefern. Die Entschädigung war gering, vor allem verglichen mit der kurz darauf erfolgenden Abwertung des US-Dollars gegenüber Gold. Ziel war es, den Abzug von Gold aus den USA unterbinden. In den ersten Monaten des Jahres 1933 hatten viele Bankkunden ihre Goldreserven aus den Schließfächern geholt und horteten sie privat oder schafften sie nach Europa. Ein Besitzverbot wird immer dann von Regierungen erlassen, wenn sich Staaten in einer Währungskrise befinden. Gold spielt in unserem heutigen Geldsystem, im Gegensatz zu Bargeld, keine Rolle mehr.

Bargeld hat eine höhere Wertigkeit

Bargeld ist das einzige Geld, das von den Zentralbanken direkt zur Verfügung gestellt wird. Das Geld auf den Bankkonten stammt nicht von der Zentralbank. Es stammt vielmehr von der jeweiligen Bank oder Sparkasse, bei der wir unser Konto haben, und es ist allenfalls mit dem Versprechen verbunden, dass wir es jederzeit in Bargeld, also in Geld der Zentralbank, umtauschen können. So gesehen hat Bargeld eine höhere Wertigkeit und viele Verbraucher scheinen das zu wissen. Nur Bares ist Wahres heißt es im Volksmund. Vor allen in Krisenzeiten wird das deutlich und damit zu einer Gefahr für das Finanzsystem. In der Finanzkrise 2008 kam es in Großbritannien zu einem regelrechten Bank-Run. Die Bargeldabhebungen schießen dann exorbitant in die Höhe und es bilden sich lange Schlangen vor den Automaten. Mit einem Bargeldverbot könnten die Regierungen die Sparer von dem besseren Zentralbankgeld abschneiden und eine Niedrigzinspolitik aus dem Lehrbuch durchführen. Es ist verständlich, dass viele in der EZB und an den volkswirtschaftlichen Lehrstühlen das Verbot für eine gute Idee halten. Ob ein generelles Bargeldverbot in Europa wirklich realistisch ist, ist jedoch eine andere Frage. Zu groß sind die Mentalitätsunterschiede in Europa. Im Gegensatz zu den Skandinaviern ist den Deutschen ihr Bargeld heilig. Ein Verbot würde vermutlich große Proteste auslösen. Auch aus datenschutzrechtlichen Gründen ist eine Abschaffung bedenklich. Der gläserne Bürger wäre Realität, George Orwell lässt grüßen.

Bargeld bietet nur eine scheinbare Sicherheit

Bargeld bietet aber am Ende nur eine scheinbare Sicherheit. Es beruht auf einer gesellschaftlichen Verabredung, die letztendlich nur auf Glauben und Hoffen basiert. Denn Bargeld ist nichts weiter als bedrucktes Papier, dem eine Bedeutung verliehen wird. Der Wert des Geldes sollte eigentlich aus der Güterproduktion und den Dienstleistungen einer Volkswirtschaft errechnet werden. Das Wort Gold entstammt dem indogermanischen Wort "ghel" aus dem sich auch das Wort Geld entwickelte. Der Goldstandard allerdings wurde  abgeschafft, weil Gold begrenzt ist, man aber unbegrenzt Geld machen wollte. Dabei sagt doch schon der Volksmund treffend „willst du was gelten, mach dich selten“. Seit Jahren pumpen die Notenbanken weltweit jeden Monat Milliarden von neuem Geld in die Märkte. Die Finanzwirtschaft hat sich schon lange von der Realwirtschaft abgekoppelt und die Welt lebt auf Kredit. Wahre Werte erhält man in dieser Welt nur mit Sachwerten. Sachwerte sind Wirtschaftsgüter mit einem hohen Gebrauchswert, der unabhängig von Geldwertschwankungen ist. Die höchsten Gebrauchswerte findet man bei Aktien. Wirklich frei ist nur der Aktienbesitzer." ["post_title"]=> string(30) "Bargeld ist geprägte Freiheit" ["post_excerpt"]=> string(51) "Abschaffung des Bargeldes wird vermehrt diskutiert." ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(4) "open" ["ping_status"]=> string(4) "open" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(30) "bargeld-ist-gepraegte-freiheit" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2021-10-06 16:00:11" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2021-10-06 14:00:11" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(36) "https://portfolio-concept.de/?p=3320" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "0" ["filter"]=> string(3) "raw" }

Bargeld ist geprägte Freiheit

Geld ist geprägte Freiheit“, dieses derzeit wieder oft rezitierte Zitat stammt aus der großen Prosaarbeit „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ von Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881). Dieser gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Er verbrachte 10 prägende Jahre seines Lebens in der Verbannung in Sibirien und davon die meiste Zeit im Straflager. Wenn also jemand den Wert von Freiheit einschätzen kann, dann ist Dostojewski ein guter und glaubwürdiger Ansprechpartner. Die Freiheit des Bargeldes scheint in Europa immer wieder in Gefahr zu sein. Seit Jahren mehren sich die Stimmen, die für den bargeldlosen Zahlungsverkehr und die vollständige Abschaffung (Verbot) von Bargeld plädieren. Nachdem die großen Notenbanken seit Jahren eine fast sozialistisch anmutende Planwirtschaft bei den Zinsen eingeführt haben, erscheint vielen dieser Schritt nur konsequent.

Kenneth Rogoff fordert die Abschaffung

Der bekannte US-Ökonom Kenneth Rogoff fordert schon lange die Abschaffung großer Geldscheine. Auch deutsche Ökonomen wie der deutsche „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger spricht gerne vom Anachronismus der Geldscheine und Münzen. Sie erschwerten den Zahlungsverkehr, verursachten hohen Aufwand und kosteten viel Zeit. Vor allem dann, wenn die Menschen an der Kasse lange in ihren Portemonnaies wühlten, um die passenden Münzen hervorzukramen. Wobei vermutet werden darf, dass Professor Bofinger selber selten einkaufen geht. Kartenzahlung, gerade an Discounterkassen, dauert meistens doch länger als Barzahlung. In Schweden oder in Dänemark wird bereits konkret über die Abschaffung von Bargeld diskutiert. Zumindest soll die Annahmepflicht von Bargeld in Geschäften liberalisiert werden. In den USA ist es schon ganz selbstverständlich seinen „coffee to go“ mit Kreditkarte zu bezahlen und wer es wagt einen Einkauf von mehr als 50 Dollar bar zu bezahlen, wird von der Kassiererin schief und misstrauisch angeschaut. Nur Kriminelle zahlen so noch größere Beträge. Ganz anders in Deutschland. Die Bundesrepublik ist immer noch Bargeldland. 74 Prozent aller Transaktionen wurden 2017 in Deutschland mit Scheinen und Münzen abgewickelt. Bezogen auf den Wert der Käufe kommt das Bargeld auf einen Anteil von 48 Prozent. Wahrscheinlich ist Deutschland auch hier Weltspitze.

Argumente der Bargeldgegner

Auf den ersten Blick erscheinen die Argumente der Bargeldgegner, abgesehen von der Zeitersparnis an der Supermarktkasse, auch einleuchtend. Ohne Bargeld wäre dem Drogenhandel, der Schwarzarbeit, dem internationalen Terrorismus und den ganzen illegalen Geschäftsfeldern die finanzielle Grundlage entzogen. Jede Transaktion wäre nachvollziehbar und überprüfbar. Transaktionskosten wären minimiert, da Bargeldhaltung immer auch mit Kosten verbunden ist. In den theoretischen Modellen der Volkswirtschaftslehre lässt sich damit wunderbar arbeiten und positive volkswirtschaftliche Effekte berechnen. Ob sich dies jedoch genauso auf das reale Leben übertragen lässt, darf grundsätzlich bezweifelt werden. Viele vermuten jedoch, dass es bei der Diskussion um ein Bargeldverbot um etwas ganz anderes geht. Die Sparer fliehen vor der eigenen Enteignung in das Bargeld. Dies ist die einzige Möglichkeit, sich dem von den Notenbanken gesteuerten Geldsystem zu entziehen. Damit unterlaufen die Anleger jedoch die Politik der EZB. 

Wenn es ernst wird greifen Regierungen zu drastischen Mitteln

Wenn es ernst wird, greifen Regierungen, auch demokratisch legitimierte, zu drastischen Mitteln. Am 5. April 1933 unterzeichnete US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Executive Order 6102, die den privaten Goldbesitz in den USA per 1. Mai 1933 verbot. Jeder, der mehr als fünf Unzen Gold besaß, musste dieses unter Androhung erheblicher Strafen, Gefängnis bis zu 10 Jahren, innerhalb von 14 Tagen bei staatlichen Stellen abliefern. Die Entschädigung war gering, vor allem verglichen mit der kurz darauf erfolgenden Abwertung des US-Dollars gegenüber Gold. Ziel war es, den Abzug von Gold aus den USA unterbinden. In den ersten Monaten des Jahres 1933 hatten viele Bankkunden ihre Goldreserven aus den Schließfächern geholt und horteten sie privat oder schafften sie nach Europa. Ein Besitzverbot wird immer dann von Regierungen erlassen, wenn sich Staaten in einer Währungskrise befinden. Gold spielt in unserem heutigen Geldsystem, im Gegensatz zu Bargeld, keine Rolle mehr.

Bargeld hat eine höhere Wertigkeit

Bargeld ist das einzige Geld, das von den Zentralbanken direkt zur Verfügung gestellt wird. Das Geld auf den Bankkonten stammt nicht von der Zentralbank. Es stammt vielmehr von der jeweiligen Bank oder Sparkasse, bei der wir unser Konto haben, und es ist allenfalls mit dem Versprechen verbunden, dass wir es jederzeit in Bargeld, also in Geld der Zentralbank, umtauschen können. So gesehen hat Bargeld eine höhere Wertigkeit und viele Verbraucher scheinen das zu wissen. Nur Bares ist Wahres heißt es im Volksmund. Vor allen in Krisenzeiten wird das deutlich und damit zu einer Gefahr für das Finanzsystem. In der Finanzkrise 2008 kam es in Großbritannien zu einem regelrechten Bank-Run. Die Bargeldabhebungen schießen dann exorbitant in die Höhe und es bilden sich lange Schlangen vor den Automaten. Mit einem Bargeldverbot könnten die Regierungen die Sparer von dem besseren Zentralbankgeld abschneiden und eine Niedrigzinspolitik aus dem Lehrbuch durchführen. Es ist verständlich, dass viele in der EZB und an den volkswirtschaftlichen Lehrstühlen das Verbot für eine gute Idee halten. Ob ein generelles Bargeldverbot in Europa wirklich realistisch ist, ist jedoch eine andere Frage. Zu groß sind die Mentalitätsunterschiede in Europa. Im Gegensatz zu den Skandinaviern ist den Deutschen ihr Bargeld heilig. Ein Verbot würde vermutlich große Proteste auslösen. Auch aus datenschutzrechtlichen Gründen ist eine Abschaffung bedenklich. Der gläserne Bürger wäre Realität, George Orwell lässt grüßen.

Bargeld bietet nur eine scheinbare Sicherheit

Bargeld bietet aber am Ende nur eine scheinbare Sicherheit. Es beruht auf einer gesellschaftlichen Verabredung, die letztendlich nur auf Glauben und Hoffen basiert. Denn Bargeld ist nichts weiter als bedrucktes Papier, dem eine Bedeutung verliehen wird. Der Wert des Geldes sollte eigentlich aus der Güterproduktion und den Dienstleistungen einer Volkswirtschaft errechnet werden. Das Wort Gold entstammt dem indogermanischen Wort „ghel“ aus dem sich auch das Wort Geld entwickelte. Der Goldstandard allerdings wurde  abgeschafft, weil Gold begrenzt ist, man aber unbegrenzt Geld machen wollte. Dabei sagt doch schon der Volksmund treffend „willst du was gelten, mach dich selten“. Seit Jahren pumpen die Notenbanken weltweit jeden Monat Milliarden von neuem Geld in die Märkte. Die Finanzwirtschaft hat sich schon lange von der Realwirtschaft abgekoppelt und die Welt lebt auf Kredit. Wahre Werte erhält man in dieser Welt nur mit Sachwerten. Sachwerte sind Wirtschaftsgüter mit einem hohen Gebrauchswert, der unabhängig von Geldwertschwankungen ist. Die höchsten Gebrauchswerte findet man bei Aktien. Wirklich frei ist nur der Aktienbesitzer.

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