Unter dem Motto „Wissen stärkt – Austausch verbindet“ haben wir am Donnerstag zur Female Finance Night der Portfolio Concept eingeladen. Bei lauen Sommertemperaturen und unter freiem Himmel versammelten sich rund 60 finanzinteressierte Frauen in unserem Garten. Der Abend bot eine Mischung aus Expertenwissen, praktischen Tipps und der Möglichkeit zum direkten Austausch. Titus Schlösser betonte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit von Finanzwissen, da dieses in Partnerschaften oft ungleich verteilt sei.
Die Chefredakteurin des Frauenfinanzmagazins „Courage“ und Finanzexpertin, Birgit Wetjen, nahm die Zuhörerinnen mit auf eine ebenso unterhaltsame wie augenöffnende Reise durch die Psychologie der Geldanlage und die spezifischen finanziellen Herausforderungen für Frauen. Ihren Vortrag leitete sie mit einer persönlichen Anekdote über ihre Großmutter ein, die ihr stets eingeschärft hatte, finanziell unabhängig zu sein, ein eigenes Einkommen, ein Auto und einen Führerschein zu haben. Dieser frühe Ratschlag, geboren aus der Abhängigkeit ihrer Großmutter, prägte Wetjens Verständnis von Geld als Mittel zur persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung.
Wetjen identifizierte drei zentrale „Fallen“, in die Frauen häufiger tappen. Zunächst beschrieb sie die Bescheidenheitsfalle, in der Frauen ihren eigenen Wert unterschätzen. Dies zeige sich etwa im Gender-Pay-Gap, der bei gleicher Arbeit 6 Prozent, in Führungsetagen aber bis zu 38 Prozent betragen kann. Als zweite Hürde nannte sie die Romantikfalle: Gut ausgebildete Frauen unterbrechen ihre Karriere häufiger für die Familie und tragen so oft allein die finanziellen Risiken einer Familiengründung, besonders seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2008, nach der jeder Partner nach einer Trennung grundsätzlich für den eigenen Lebensunterhalt verantwortlich ist.
Den größten Raum widmete Wetjen der Risikofalle, der Tendenz, aus Angst vor Unsicherheit falsche finanzielle Entscheidungen zu treffen. Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen, so berichtete sie am Beispiel ihrer Schwester, sei die Angst vor Aktieninvestments groß. Dieses Verhalten führte sie auf unsere „genetische Programmierung“ zurück, die uns in unklaren Situationen wie „Urwaldaffen“ reagieren lässt: schnell, instinktiv, aber oft zu Lasten der Treffsicherheit. Sie zitierte den Nobelpreisträger Daniel Kahneman mit den Worten: „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, ein Lineal zu benutzen“, um die Notwendigkeit zu unterstreichen, Intuition durch Fakten zu ersetzen. Als eindringliches Beispiel nannte sie die Finanzkrise 2008: Während viele dem Sicherheitsversprechen der Politik folgten und ihr Geld auf dem Konto ließen, wo es durch Inflation real an Wert verlor, investierten die Kenner des Systems in Sachwerte und bauten Vermögen auf. Ein Kapital von 10.000 Euro, so rechnete sie vor, verliere bei null Zinsen und nur zwei Prozent Inflation in fünf Jahren fast 1.000 Euro an Kaufkraft.
Ihr Fazit war ein klares Plädoyer dafür, diese psychologischen Fallen zu überwinden. Anhand von Langfrist-Charts diverser Aktienindizes demonstrierte sie, dass Aktien als Beteiligungen an Unternehmen langfristig die gute Renditechancen bieten. Sie riet eindringlich dazu, die enorme Wirkung des Zinseszinseffekts zu nutzen und lieber heute als morgen mit dem Investieren zu beginnen – breit gestreut über Fonds oder ETFs und gerne auch mit kleinen, regelmäßigen Beträgen per Sparplan, um das Risiko des falschen Timings zu umgehen und die eigenen Nerven zu schonen.
Bianca Thomas, die Ihnen bereits durch den Portfolio Concept Podcast „Reden wir über Geld“ bekannt sein dürfte, moderierte den Abend in Ihrer charmanten und professionellen Art. In der anschließenden Diskussionsrunde beantworteten Frau Wetjen und Titus Schlösser zahlreiche Fragen aus dem Publikum zu Themen wie nachhaltige Geldanlage, die richtige Anlagestrategie für verschiedene Lebensphasen oder wie man konkret erörtert. Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, sich bei erfrischenden Getränken und einem köstlichen Flying Buffet weiter zu vernetzen und mit den anwesenden Experten ins Gespräch zu kommen. Der laue Sommerabend in unserem Garten bot dafür den idealen Rahmen.