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  string(7197) "„Sei gierig, wenn andere ängstlich sind“, so lautet eines der berühmtesten Bonmots von der Investorenlegende Warren Buffett. Zugleich ein Kernsatz des Value Investing. Man darf sich nicht von Stimmungen am Markt treiben lassen, sondern im Gegenteil muss dann zugreifen, wenn der Aktienkurs von guten Unternehmen durch Angst stark gedrückt worden ist.
Zum Ende der letzten Börsenwoche war die Angst auf einmal da. Wer es schwarz auf weiß sehen will, besucht das online Portal "CNN Money". Dort wird der "Angst-und-Gier-Index" geführt. Er soll veranschaulichen, welche Stimmung unter Anlegern an der Börse derzeit vorherrscht. Aktuell steht der Index ganz eindeutig auf Angst, sogar "extreme Angst". Erst vor einer Woche stand der Index noch eindeutig bei "Gier". Vor einem Monat, als der Dow-Jones-Index in den USA einen Rekord nach dem anderen einfuhr, stand der Index sogar bei "extreme Gier". Der Index beruht auf harten Fakten und stützt sich bei der Berechnung auf diverse Marktindizes.
Dabei lieferte schon ein Blick auf die aktuelle Kursentwicklung der letzten Tage genügend harte Argumente.  Sowohl der Dax als auch der Dow Jones beendeten die Woche mit einem Minus von über vier Prozent. Es war die schwärzeste Woche seit zwei Jahren. Vor allem in den USA ging es am Freitag schnell bergab mit den Kursen. 666 Punkte lag der Dow Jones am Ende des Tages im Minus. Damit übertraf er den Verlust vom 19. Oktober 1987, dem Tag des letzten großen Crashs. Damals ist der der Dow Jones übrigens „nur“ um 502 Punkte gefallen. Allerdings von einem niedrigeren Niveau. Im Jahr 1987 bedeutete das einen Tagesverlust von 22,6 Prozent, am vergangenen Freitag entsprach der Verlust nur 2,5 Prozent. Trotzdem sehen die Pessimisten am Markt Parallelen und versuchen sich in neuen Untergangsprophezeiungen zu übertreffen. Am Montag ging es dementsprechend erst einmal weiter bergab. Allein der Dow Jones beendete den ersten Handelstag der neuen Woche mit einem Minus von 4,6 Prozent. Um drei Uhr nachmittags Ortszeit hatte Ausnahmezustand an der Wall Street geherrscht. Der US-Leitindex büßte innerhalb von 15 Minuten mehr als 800 Punkte ein. In der Spitze verlor er fast 1600 Punkte. Nie zuvor in der fast 133-jährigen Geschichte des Index haben die amerikanischen Aktien an einem einzigen Tag einen solchen Kurseinbruch erlebt. Am Ende schloss der Index rund 1100 Punkte im Minus. Im direkten Vergleich zu den erreichten Allzeithochs summierte sich somit der Verlust bereits auf rund 11 Prozent.
Es gibt durchaus Parallelen zu 1987. Damals war der Auslöser der Krise eine zunehmende Angst der Marktteilnehmer vor einer stärkeren Inflation und vor steigenden Zinsen. Beobachter sehen auch heute darin einen Auslöser für den Kursrutsch. Paradoxerweise ausgelöst von einer positiven Nachricht vom US Arbeitsmarkt. Den dieser hat sich zuletzt deutlich besser entwickelt als erwartet. Die Arbeitslosenrate markierte mit 4,1 Prozent den niedrigsten Stand seit mehr als 17 Jahren. Vor allem das Plus bei den Löhnen überraschte. Mit 2,9 Prozent sind diese so stark gestiegen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Diese Entwicklung verstärkt bei Börsianern die Inflationssorgen.
Bislang ging man davon aus, dass der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes in kleinen, planbaren Schritten vonstattengeht. Sollte jedoch die Inflation plötzlich stärker anziehen, kann es sein, dass die Notenbank gezwungen ist die Zinsen in schnelleren Schritten zu erhöhen. Die meisten haben sich mit der Billiggeldpolitik gut eingerichtet, in einer Welt, in der das Geld nur so sprudelte und sich niemand Sorgen über Liquiditätsengpässe zu machen brauchte.  Jetzt mehren sich die Sorgen, dass es damit bald vorbei sein könnte. Sichtbar wird das auch an den Anleiherenditen. Diese sind aus Angst vor einer Rückkehr der Inflation in der vergangenen Woche kräftig in die Höhe geschossen. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen liegen jetzt bei 2,84 Prozent und damit so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 0,76 Prozent, das ist der höchste Stand seit 2015.
Ein weiterer Grund für den starken Einbruch sehen viele Beobachter in den automatischen Programmen die Verkäufe ausgelöst haben. Flash Crash nennen Fachleute das Phänomen heutzutage, wenn Kurse plötzlich und ohne erkennbaren Grund ins Bodenlose stürzen. Im computergesteuerten Hochfrequenzhandel, der die Börsen heutzutage ausmacht, können schon kleinste Fehler oder Abweichungen von der Norm eine Kette an Reaktionen und Gegenreaktionen nach sich ziehen. Werden beispielsweise bestimmte Verlustmarken überschritten, löst das automatisch weitere Verkäufe aus, die ihrerseits wieder neue Verkäufe veranlassen können. Ein Großteil der Finanzmärkte ist inzwischen durch Computer-Programme gesteuert und quasi auf Autopilot. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, werfen die "Algo-Trader" weitere Papiere auf den Markt und verstärken so den Kursverfall. Das Ganze gleicht dann einem Dominospiel, fällt der erste Stein wird eine ganze Kette von Reaktionen ausgelöst.
Verstärkt wird die Unsicherheit auch durch die Tatsache, dass der neue Fed-Präsident Jerome Powell den Posten als mächtigster Währungshüter der Welt übernommen hat. Eigentlich gilt auch er als Verfechter eines lockeren geldpolitischen Kurses. Unter Umständen steht er jetzt gleich zu Beginn seiner Amtszeit vor seiner ersten Bewährungsprobe. Übrigens auch eine weitere Analogie zu dem schwarzen Montag von 1987. Damals musste Alan Greenspan, kaum im Amt, als Nachfolger seines Vorgängers Paul Volcker beweisen, dass er die Märkte bändigen und das System stabil halten konnte.
Bei aller Dramatik der derzeitigen Kursverluste sind sich die meisten Fachleute jedoch einig, aus fundamentaler Sicht sind die Stimmungseintrübung und die massiven Kursverluste nicht gerechtfertigt. An den nahezu durchweg positiven Rahmenbedingungen für Aktien hat sich praktisch nichts verändert. Die Konjunktur ist nach wie vor weltweit robust und die Unternehmensgewinne steigen. Gerade für Europa sind die meisten Beobachter noch optimistisch. Die europäischen Börsen, allen voran der Dax, konnten sich dem negativen Sog zwar auch nicht völlig entziehen, allerdings fielen die Verluste wesentlich geringer aus. Die ersten Investoren haben sich bereits positioniert und nutzen die günstigen Einstiegskurse, bevor die Angst am Markt wieder vorbei ist.
Privat-Anleger sollten sich von der derzeitigen Situation nicht in Panik versetzen lassen und ruhig bleiben. Ein Verlust entsteht bei Wertpapieren erst dann, wenn man ihn realisiert. Am besten gönnt man sich einfach mal für ein paar Tage oder sogar noch länger eine Auszeit und beschäftigt sich einfach mit anderen, schöneren Dingen. Im Rheinland ist das einfach, hier beginnt am Donnerstag die heiße Phase des Karnevals. Aus diesem Grund entfällt auch die Kolumne am nächsten Dienstag. Am Aschermittwoch ist dann der Karneval auf jeden Fall und der aktuelle Börsen-Crash hoffentlich wieder vorbei.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
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Sei gierig, wenn andere ängstlich sind

Sei gierig, wenn andere ängstlich sind“, so lautet eines der berühmtesten Bonmots von der Investorenlegende Warren Buffett. Zugleich ein Kernsatz des Value Investing. Man darf sich nicht von Stimmungen am Markt treiben lassen, sondern im Gegenteil muss dann zugreifen, wenn der Aktienkurs von guten Unternehmen durch Angst stark gedrückt worden ist.
Zum Ende der letzten Börsenwoche war die Angst auf einmal da. Wer es schwarz auf weiß sehen will, besucht das online Portal „CNN Money“. Dort wird der „Angst-und-Gier-Index“ geführt. Er soll veranschaulichen, welche Stimmung unter Anlegern an der Börse derzeit vorherrscht. Aktuell steht der Index ganz eindeutig auf Angst, sogar „extreme Angst“. Erst vor einer Woche stand der Index noch eindeutig bei „Gier“. Vor einem Monat, als der Dow-Jones-Index in den USA einen Rekord nach dem anderen einfuhr, stand der Index sogar bei „extreme Gier“. Der Index beruht auf harten Fakten und stützt sich bei der Berechnung auf diverse Marktindizes.
Dabei lieferte schon ein Blick auf die aktuelle Kursentwicklung der letzten Tage genügend harte Argumente.  Sowohl der Dax als auch der Dow Jones beendeten die Woche mit einem Minus von über vier Prozent. Es war die schwärzeste Woche seit zwei Jahren. Vor allem in den USA ging es am Freitag schnell bergab mit den Kursen. 666 Punkte lag der Dow Jones am Ende des Tages im Minus. Damit übertraf er den Verlust vom 19. Oktober 1987, dem Tag des letzten großen Crashs. Damals ist der der Dow Jones übrigens „nur“ um 502 Punkte gefallen. Allerdings von einem niedrigeren Niveau. Im Jahr 1987 bedeutete das einen Tagesverlust von 22,6 Prozent, am vergangenen Freitag entsprach der Verlust nur 2,5 Prozent. Trotzdem sehen die Pessimisten am Markt Parallelen und versuchen sich in neuen Untergangsprophezeiungen zu übertreffen. Am Montag ging es dementsprechend erst einmal weiter bergab. Allein der Dow Jones beendete den ersten Handelstag der neuen Woche mit einem Minus von 4,6 Prozent. Um drei Uhr nachmittags Ortszeit hatte Ausnahmezustand an der Wall Street geherrscht. Der US-Leitindex büßte innerhalb von 15 Minuten mehr als 800 Punkte ein. In der Spitze verlor er fast 1600 Punkte. Nie zuvor in der fast 133-jährigen Geschichte des Index haben die amerikanischen Aktien an einem einzigen Tag einen solchen Kurseinbruch erlebt. Am Ende schloss der Index rund 1100 Punkte im Minus. Im direkten Vergleich zu den erreichten Allzeithochs summierte sich somit der Verlust bereits auf rund 11 Prozent.
Es gibt durchaus Parallelen zu 1987. Damals war der Auslöser der Krise eine zunehmende Angst der Marktteilnehmer vor einer stärkeren Inflation und vor steigenden Zinsen. Beobachter sehen auch heute darin einen Auslöser für den Kursrutsch. Paradoxerweise ausgelöst von einer positiven Nachricht vom US Arbeitsmarkt. Den dieser hat sich zuletzt deutlich besser entwickelt als erwartet. Die Arbeitslosenrate markierte mit 4,1 Prozent den niedrigsten Stand seit mehr als 17 Jahren. Vor allem das Plus bei den Löhnen überraschte. Mit 2,9 Prozent sind diese so stark gestiegen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Diese Entwicklung verstärkt bei Börsianern die Inflationssorgen.
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Ein weiterer Grund für den starken Einbruch sehen viele Beobachter in den automatischen Programmen die Verkäufe ausgelöst haben. Flash Crash nennen Fachleute das Phänomen heutzutage, wenn Kurse plötzlich und ohne erkennbaren Grund ins Bodenlose stürzen. Im computergesteuerten Hochfrequenzhandel, der die Börsen heutzutage ausmacht, können schon kleinste Fehler oder Abweichungen von der Norm eine Kette an Reaktionen und Gegenreaktionen nach sich ziehen. Werden beispielsweise bestimmte Verlustmarken überschritten, löst das automatisch weitere Verkäufe aus, die ihrerseits wieder neue Verkäufe veranlassen können. Ein Großteil der Finanzmärkte ist inzwischen durch Computer-Programme gesteuert und quasi auf Autopilot. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, werfen die „Algo-Trader“ weitere Papiere auf den Markt und verstärken so den Kursverfall. Das Ganze gleicht dann einem Dominospiel, fällt der erste Stein wird eine ganze Kette von Reaktionen ausgelöst.
Verstärkt wird die Unsicherheit auch durch die Tatsache, dass der neue Fed-Präsident Jerome Powell den Posten als mächtigster Währungshüter der Welt übernommen hat. Eigentlich gilt auch er als Verfechter eines lockeren geldpolitischen Kurses. Unter Umständen steht er jetzt gleich zu Beginn seiner Amtszeit vor seiner ersten Bewährungsprobe. Übrigens auch eine weitere Analogie zu dem schwarzen Montag von 1987. Damals musste Alan Greenspan, kaum im Amt, als Nachfolger seines Vorgängers Paul Volcker beweisen, dass er die Märkte bändigen und das System stabil halten konnte.
Bei aller Dramatik der derzeitigen Kursverluste sind sich die meisten Fachleute jedoch einig, aus fundamentaler Sicht sind die Stimmungseintrübung und die massiven Kursverluste nicht gerechtfertigt. An den nahezu durchweg positiven Rahmenbedingungen für Aktien hat sich praktisch nichts verändert. Die Konjunktur ist nach wie vor weltweit robust und die Unternehmensgewinne steigen. Gerade für Europa sind die meisten Beobachter noch optimistisch. Die europäischen Börsen, allen voran der Dax, konnten sich dem negativen Sog zwar auch nicht völlig entziehen, allerdings fielen die Verluste wesentlich geringer aus. Die ersten Investoren haben sich bereits positioniert und nutzen die günstigen Einstiegskurse, bevor die Angst am Markt wieder vorbei ist.
Privat-Anleger sollten sich von der derzeitigen Situation nicht in Panik versetzen lassen und ruhig bleiben. Ein Verlust entsteht bei Wertpapieren erst dann, wenn man ihn realisiert. Am besten gönnt man sich einfach mal für ein paar Tage oder sogar noch länger eine Auszeit und beschäftigt sich einfach mit anderen, schöneren Dingen. Im Rheinland ist das einfach, hier beginnt am Donnerstag die heiße Phase des Karnevals. Aus diesem Grund entfällt auch die Kolumne am nächsten Dienstag. Am Aschermittwoch ist dann der Karneval auf jeden Fall und der aktuelle Börsen-Crash hoffentlich wieder vorbei.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung

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