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  string(7541) "„Ich bin davon überzeugt, dass die Bankinstitute eine größere Bedrohung für unsere freiheitliche Ordnung darstellen als stehende Armeen...“, so formulierte bereits Thomas Jefferson (3. Präsident der USA) im Jahre 1809 in einer Rede seine Angst vor der Macht der Banken. Fast genau 200 Jahre später erschütterte eine der heftigsten Finanzkrisen unsere moderne Welt. Auslöser war eine Bankenkrise, die in der Pleite von Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte und die gesamte Finanzwelt in den Abgrund zu reißen drohte. Damals musste der Steuerzahler die angeschlagenen Banken mit seinen Steuergeldern retten. Nur so konnte der völlige Zusammenbruch verhindert werden. Überall mussten die Staaten intervenieren, um die Banken vor dem Untergang zu bewahren. In Deutschland beispielsweise wurde die Commerzbank und die Hypo Real Estate vom Bund teilweise übernommen. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, so lautete scheinbar das Bankengeschäftsmodell. Danach war sich die Politik einig, nie wieder sollte der Steuerzahler für marode Banken haften müssen. Wie viel dieses Versprechen Wert ist, wird sich bald zeigen.
Der 29. Juli, ein Freitag, wird für Europas Banken ein arbeitsreicher Tag werden. Für einige Banken, damit ist fest zu rechnen, wird es auch ein unangenehmer Tag. Denn an diesem Tag veröffentlicht die Europäische Bankenaufsicht (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihres sogenannten Stresstests. Die Banken müssen unter Beweis stellen, dass sie eine neue Finanzkrise oder eine Wirtschaftskrise überstehen würden, ohne dass sie zu viel von ihrem Kapitalpolster verlieren. Dazu wird in dem Stresstest eine schwere, drei Jahre anhaltende Rezession simuliert, die ähnlich stark ausfällt wie während der Finanzkrise von 2008 bis 2010. Die Börsenkurse stürzen ab, der Euro und die Immobilienpreise in der EU brechen ein, die Zinsen in den USA und anderswo außerhalb der EU steigen plötzlich an. Auch wenn die Ergebnisse noch nicht bekannt sind, soviel steht bereits fest, wirklich robust sind die europäischen Banken im achten Jahr nach der Pleite von Lehman Brothers wohl immer noch nicht.
Dabei richtet sich der Blick in den letzten Wochen verstärkt auf Italien. Aber auch deutsche Banken können nicht sicher sein, am Ende zu glänzen. Schon jetzt ist das Misstrauen des Finanzmarktes ihnen gegenüber gewaltig. Exemplarisch zeigt sich die Besorgnis der Investoren am Aktienkurs der Deutschen Bank oder auch wieder der Commerzbank. Seit Jahresanfang sind die Kurse beider Banken um mehr als 40 Prozent gefallen. Bei der Deutschen Bank notierte er zeitweise so tief wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. Der einstige Musterschüler der deutschen Bankwelt ist in den letzten Jahren zu einem Sorgenkind mutiert. Spötter bezeichnen die Deutsche Bank schon als "gigantische Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank". Dabei sind die juristischen Probleme nur eine von vielen Baustellen, die kurzfristig im Bankenkonzern gelöst werden müssen.
Nach Schätzungen haben die italienischen Banken derzeit rund 360 Milliarden Euro an faulen Krediten in ihren Büchern stehen. Allein die Krisenbank Monte dei Paschi braucht angeblich zwischen zwei und sechs Milliarden Euro an frischem Kapital und muss nach Anordnung der Bankaufseher ihren Nettobestand an faulen Krediten um zehn Milliarden Euro verringern. Wobei „faul“ bedeutet, dass die Kredite seit einer bestimmten Zeit nicht mehr ordnungsgemäß bedient werden und die darum als ausfallgefährdet gelten. Dabei ist das Problem der italienischen Banken nur bedingt mit der Bankenkrise 2008 zu vergleichen. Damals lag die Ursache der Krise im Wesentlichen in faulen Immobilienkrediten. Diesmal liegt der Schwerpunkt der gefährdeten Kredite in Verbindlichkeiten von Unternehmen. Italien hat seit Einführung des Euros sein Wachstum im Wesentlichen auf Pump finanziert. Die Kreditvergabe an die Wirtschaft ist jedes Jahr gestiegen. Das Wirtschaftswachstum Italiens dagegen ist nach wie vor schwach. Derzeit halten Deutschlands Banken nach Schätzungen Forderungen in Höhe von mehr als 80 Milliarden Euro gegenüber italienischen Instituten. Ein solches Volumen ist durchaus geeignet der Politik Angst zu machen. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi weiß diese Angst geschickt für sich zu nutzen. Seit Wochen will er bei der EU-Kommission Ausnahmen für sein Land durchsetzen, um Italiens Banken mit Geld vom Staat – dem Steuerzahler -  zu stützen.
Dabei hatte man sich nach der Finanzkrise in langen Verhandlungen eigentlich auf ein anderes Procedere im Falle einer Bankenkrise geeinigt. Eine Rettung sollte nach einem einfachen und bewährten ökonomischen Prinzip erfolgen. Es haften die Eigentümer, also die Aktionäre, und die Gläubiger, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät und eben nicht die Allgemeinheit. „Bail–in“ nennt man das auf Englisch. Mit der Einlage von Geldern bei einer Bank (z. B. in Form eines Tagesgeldes, Sparguthabens oder einer Schuldverschreibung wie Sparbriefen der Bank) wird der Anleger Gläubiger der Bank. Bei einer Insolvenz der Bank trägt der Kunde damit im Prinzip ein Kreditausfallrisiko. Dem staatlichen Herauspauken angeschlagener Geldhäuser, auf Englisch „Bail-out“, sollte damit ein Riegel vorgeschoben werden.
In diesen Tagen sieht es danach aus, das Italiens Banken der erste große Lackmustest für die neuen Bestimmungen werden könnten. Die italienische Politik versucht dies natürlich mit allen Mitteln zu verhindern. Italiens Kleinsparer, die in erstaunlich hohem Maße Bankanleihen besitzen, sollen verschont bleiben. Immerhin geht es dabei um einige zehntausend Wählerstimmen für Ministerpräsident Matteo Renzi. Beobachter halten Italiens Drängen auf Ausnahmen für gefährlich. Denn gleich bei der ersten Krise schafft man einen Präzedenzfall, der dazu führt, dass die Bankenunion gleich zu Beginn ihres Bestehens massiv an Glaubwürdigkeit einbüßt. Sie wäre dann faktisch tot. Nur wenn man den Banken sowie ihren Eigentümern und Gläubigern glaubhaft droht, dass sie im Krisenfall selbst für die Verluste geradestehen müssen, würden sie bei ihren Geschäften größere Vorsicht walten lassen. Genau diese Idee aber nimmt Schaden, wenn man einen gerade erst eingeführten Mechanismus gleich beim ersten Mal außer Kraft setzt. Die gefährliche Folge wäre das die Banken noch sorgloser als vorher agieren, die faulen Kredite immer mehr zu nehmen und am Ende ist das Problem nur noch größer geworden.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Plötzlich bekommt Italiens Regierung Unterstützung von unerwarteter Seite. David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, fordert ein Milliarden Euro schweres EU-Programm zur Bankenrettung. Die USA hätten dies 2008 mit einem mehrere hundert Milliarden Dollar umfassenden Plan vorgemacht. Für Europa müsse es nicht so viel Geld sein. Mit „nur“ 150 Milliarden Euro (Steuergeld) ließen sich die europäischen Banken rekapitalisieren, verkündete der Ökonom in den letzten Tagen. Zeitgleich verdichten sich die Meldungen, dass bei den Stresstests auch Probleme bei skandinavischen sowie bei einigen österreichischen und deutschen Finanzinstituten, darunter bei der Deutschen Bank, ans Licht kommen könnten. Der nächste Freitag wird also durchaus spannend. Auch deutsche Sparer und Steuerzahler sollten besser genau hinschauen.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung
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„Banken sind gefährlicher als stehende Armeen“

„Ich bin davon überzeugt, dass die Bankinstitute eine größere Bedrohung für unsere freiheitliche Ordnung darstellen als stehende Armeen…“, so formulierte bereits Thomas Jefferson (3. Präsident der USA) im Jahre 1809 in einer Rede seine Angst vor der Macht der Banken. Fast genau 200 Jahre später erschütterte eine der heftigsten Finanzkrisen unsere moderne Welt. Auslöser war eine Bankenkrise, die in der Pleite von Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte und die gesamte Finanzwelt in den Abgrund zu reißen drohte. Damals musste der Steuerzahler die angeschlagenen Banken mit seinen Steuergeldern retten. Nur so konnte der völlige Zusammenbruch verhindert werden. Überall mussten die Staaten intervenieren, um die Banken vor dem Untergang zu bewahren. In Deutschland beispielsweise wurde die Commerzbank und die Hypo Real Estate vom Bund teilweise übernommen. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, so lautete scheinbar das Bankengeschäftsmodell. Danach war sich die Politik einig, nie wieder sollte der Steuerzahler für marode Banken haften müssen. Wie viel dieses Versprechen Wert ist, wird sich bald zeigen.
Der 29. Juli, ein Freitag, wird für Europas Banken ein arbeitsreicher Tag werden. Für einige Banken, damit ist fest zu rechnen, wird es auch ein unangenehmer Tag. Denn an diesem Tag veröffentlicht die Europäische Bankenaufsicht (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihres sogenannten Stresstests. Die Banken müssen unter Beweis stellen, dass sie eine neue Finanzkrise oder eine Wirtschaftskrise überstehen würden, ohne dass sie zu viel von ihrem Kapitalpolster verlieren. Dazu wird in dem Stresstest eine schwere, drei Jahre anhaltende Rezession simuliert, die ähnlich stark ausfällt wie während der Finanzkrise von 2008 bis 2010. Die Börsenkurse stürzen ab, der Euro und die Immobilienpreise in der EU brechen ein, die Zinsen in den USA und anderswo außerhalb der EU steigen plötzlich an. Auch wenn die Ergebnisse noch nicht bekannt sind, soviel steht bereits fest, wirklich robust sind die europäischen Banken im achten Jahr nach der Pleite von Lehman Brothers wohl immer noch nicht.
Dabei richtet sich der Blick in den letzten Wochen verstärkt auf Italien. Aber auch deutsche Banken können nicht sicher sein, am Ende zu glänzen. Schon jetzt ist das Misstrauen des Finanzmarktes ihnen gegenüber gewaltig. Exemplarisch zeigt sich die Besorgnis der Investoren am Aktienkurs der Deutschen Bank oder auch wieder der Commerzbank. Seit Jahresanfang sind die Kurse beider Banken um mehr als 40 Prozent gefallen. Bei der Deutschen Bank notierte er zeitweise so tief wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. Der einstige Musterschüler der deutschen Bankwelt ist in den letzten Jahren zu einem Sorgenkind mutiert. Spötter bezeichnen die Deutsche Bank schon als „gigantische Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank“. Dabei sind die juristischen Probleme nur eine von vielen Baustellen, die kurzfristig im Bankenkonzern gelöst werden müssen.
Nach Schätzungen haben die italienischen Banken derzeit rund 360 Milliarden Euro an faulen Krediten in ihren Büchern stehen. Allein die Krisenbank Monte dei Paschi braucht angeblich zwischen zwei und sechs Milliarden Euro an frischem Kapital und muss nach Anordnung der Bankaufseher ihren Nettobestand an faulen Krediten um zehn Milliarden Euro verringern. Wobei „faul“ bedeutet, dass die Kredite seit einer bestimmten Zeit nicht mehr ordnungsgemäß bedient werden und die darum als ausfallgefährdet gelten. Dabei ist das Problem der italienischen Banken nur bedingt mit der Bankenkrise 2008 zu vergleichen. Damals lag die Ursache der Krise im Wesentlichen in faulen Immobilienkrediten. Diesmal liegt der Schwerpunkt der gefährdeten Kredite in Verbindlichkeiten von Unternehmen. Italien hat seit Einführung des Euros sein Wachstum im Wesentlichen auf Pump finanziert. Die Kreditvergabe an die Wirtschaft ist jedes Jahr gestiegen. Das Wirtschaftswachstum Italiens dagegen ist nach wie vor schwach. Derzeit halten Deutschlands Banken nach Schätzungen Forderungen in Höhe von mehr als 80 Milliarden Euro gegenüber italienischen Instituten. Ein solches Volumen ist durchaus geeignet der Politik Angst zu machen. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi weiß diese Angst geschickt für sich zu nutzen. Seit Wochen will er bei der EU-Kommission Ausnahmen für sein Land durchsetzen, um Italiens Banken mit Geld vom Staat – dem Steuerzahler –  zu stützen.
Dabei hatte man sich nach der Finanzkrise in langen Verhandlungen eigentlich auf ein anderes Procedere im Falle einer Bankenkrise geeinigt. Eine Rettung sollte nach einem einfachen und bewährten ökonomischen Prinzip erfolgen. Es haften die Eigentümer, also die Aktionäre, und die Gläubiger, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät und eben nicht die Allgemeinheit. „Bail–in“ nennt man das auf Englisch. Mit der Einlage von Geldern bei einer Bank (z. B. in Form eines Tagesgeldes, Sparguthabens oder einer Schuldverschreibung wie Sparbriefen der Bank) wird der Anleger Gläubiger der Bank. Bei einer Insolvenz der Bank trägt der Kunde damit im Prinzip ein Kreditausfallrisiko. Dem staatlichen Herauspauken angeschlagener Geldhäuser, auf Englisch „Bail-out“, sollte damit ein Riegel vorgeschoben werden.
In diesen Tagen sieht es danach aus, das Italiens Banken der erste große Lackmustest für die neuen Bestimmungen werden könnten. Die italienische Politik versucht dies natürlich mit allen Mitteln zu verhindern. Italiens Kleinsparer, die in erstaunlich hohem Maße Bankanleihen besitzen, sollen verschont bleiben. Immerhin geht es dabei um einige zehntausend Wählerstimmen für Ministerpräsident Matteo Renzi. Beobachter halten Italiens Drängen auf Ausnahmen für gefährlich. Denn gleich bei der ersten Krise schafft man einen Präzedenzfall, der dazu führt, dass die Bankenunion gleich zu Beginn ihres Bestehens massiv an Glaubwürdigkeit einbüßt. Sie wäre dann faktisch tot. Nur wenn man den Banken sowie ihren Eigentümern und Gläubigern glaubhaft droht, dass sie im Krisenfall selbst für die Verluste geradestehen müssen, würden sie bei ihren Geschäften größere Vorsicht walten lassen. Genau diese Idee aber nimmt Schaden, wenn man einen gerade erst eingeführten Mechanismus gleich beim ersten Mal außer Kraft setzt. Die gefährliche Folge wäre das die Banken noch sorgloser als vorher agieren, die faulen Kredite immer mehr zu nehmen und am Ende ist das Problem nur noch größer geworden.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Plötzlich bekommt Italiens Regierung Unterstützung von unerwarteter Seite. David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, fordert ein Milliarden Euro schweres EU-Programm zur Bankenrettung. Die USA hätten dies 2008 mit einem mehrere hundert Milliarden Dollar umfassenden Plan vorgemacht. Für Europa müsse es nicht so viel Geld sein. Mit „nur“ 150 Milliarden Euro (Steuergeld) ließen sich die europäischen Banken rekapitalisieren, verkündete der Ökonom in den letzten Tagen. Zeitgleich verdichten sich die Meldungen, dass bei den Stresstests auch Probleme bei skandinavischen sowie bei einigen österreichischen und deutschen Finanzinstituten, darunter bei der Deutschen Bank, ans Licht kommen könnten. Der nächste Freitag wird also durchaus spannend. Auch deutsche Sparer und Steuerzahler sollten besser genau hinschauen.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung
 

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