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Herr Bolz, man hört so oft, dass man mit Anleihen kein Geld mehr verdienen kann und am besten alles in Aktien oder unters Kopfkissen legt. Was halten Sie davon?
Bolz: Sehr wenig. Anleger investieren meistens nur dann langfristig und konstant, wenn Sie sich mit Ihrer Anlagestrategie sowohl in positiven, als auch in negativen Marktphasen wohl fühlen und damit ruhig schlafen können. Dafür benötigt es ein über verschiedene Anlageklassen diversifiziertes Portfolio. Mit 100% Aktien werden viele Anleger über kurz oder lang kalte Füße bekommen. Zudem kann nur ein Anleger, der in verschiedene Anlageklassen investiert von den Aufs und Abs an der Börse profitieren.
Was meinen Sie damit konkret?
Bolz: Nehmen wir ein Beispiel aus dem wahren Leben und aus den realen Portfolios unserer Vermögensverwaltung. Anleger A hat Mitte 2018 in unsere 100% Aktienstrategie investiert. Anleger B in unser 60% Aktien / 40% Anleihe Mandat. Beide haben ein Jahr später – bis Mitte 2019 – 7% auf Ihre Investition verdient, trotz der schwierigen Marktbedingungen.
Der große Unterschied: Das Depot von Anleger A war im Dezember 2018, als es global an den Börsen kräftig Bergab ging, kurzfristig fast 10% im Negativen. Das Depot von Anleger B hingegen nur 5%. Sprich beide Anleger haben über ein Jahr das Gleiche verdient, aber mit sehr unterschiedlichen Schwankungen.
Aber mittelfristig sollte der Anleger mit der höheren Aktienquote dennoch mehr Geld verdienen, als der Anleger mit einer niedrigeren Aktienquote, richtig?
Bolz: Theoretisch gesehen ja, praktisch nicht unbedingt. Wenn der Anleger sein Depot zu 100% in Aktien investiert, sich danach nicht mehr darum kümmert und definitiv nicht in Abwärtsphasen kalte Füße bekommt, haben Sie wahrscheinlich recht. In den letzten Jahren, in denen sich viele Aktienmärkte nur kaum nach oben, aber sehr volatil hin und her bewegt haben, jedoch nicht wirklich.
Bleiben wir doch bei dem oberen Beispiel. Ein strikt passiver Anleger mit 100% Aktien, wie Anleger A, musste im letzten Dezember zusehen, wie das Depot fällt und fällt und konnte nicht viel machen, als darauf zu warten, bis es sich wieder erholt. Anleger B, der im Juli mit 60% Aktien und 40% Anleihen angefangen hat, musste auch zusehen, wie die Aktien bis zur Jahreswende um ca. 15% abgegeben haben, konnte aber gleichzeitig beobachten wie seine Anleihen um ca. 3 Prozent zugelegt haben. Durch die asymmetrische Entwicklung seiner Aktien und Anleihen war das Depot von Anleger B im Dezember nicht mehr zu einer Quote von 60:40 auf Aktien und Anleihen aufgeteilt, sondern zu 55:45. In diesem Moment haben wir 5% Anleihen verkauft und 5% Aktien nachgekauft, um das Depot wieder in die richtige Quote zu versetzen. Fünf Monate später hatten sich die Aktienmärkte 15% erholt und wir haben die gleiche Quotenanpassung vorgenommen, nur diesmal von Aktien in Anleihen. Die Diversifikation auf verschiedene Anlageklassen ermöglicht es dem Anleger von schlechten Zeiten an den Aktienmärkten zu profitieren, die der 100% Aktien Anleger nicht nutzen kann.
Aber gilt denn aktuell nicht die Devise „Mit Anleihen kann man kein Geld mehr verdienen“ und „die Dividenden-Aktie ist das neue Zinsmodell“?
Bolz: Da ist etwas Wahres dran, da die Dividendenausschüttungen neue Rekordstände erreichen, wohingegen Zinsen neue Negativ-Rekorde verbuchen. Anleihen gehören dennoch in jedes gut diversifizierte Portfolio. Ein gut diversifiziertes Portfolio sollte den Großteil der Rendite auf der Aktienseite verdienen – sowohl durch Wertsteigerung, als auch durch hohe Dividendenausschüttungen. Doch auch auf der Rentenseite lässt sich Geld verdienen. Staatsanleihen gehören in ein gut diversifiziertes Portfolio, auch wenn sie aktuell kaum noch Renditen abwerfen. Denn gerade in unsicheren Zeiten werden sie gesucht und die Kursgewinne wirken dann stabilisierend im Gesamtportfolio. Als Beispiel: Eine 10-jährige deutsche Staatsanleihe hat in den vergangenen 10 Monaten ca. 10 Prozent Kursgewinn verbuchen können – das haben viele Aktien nicht geschafft. Zudem kann man auch auf der Anleiheseite Zinsen finden – innerhalb der Vermögensverwaltung investieren wir z.B. in ausgewählte Hochzins-Anleihen oder Schwellenländer-Anleihen. Aufgrund des leicht höheren Risikos sollte bei diesen Anleihen in kürzere Laufzeiten investiert werden und Fremdwährungsrisiken vermieden werden.
Das hört sich jetzt aber schon sehr kompliziert an. Ist das denn auch für einen Privatinvestor umsetzbar?
Bolz: Theoretisch gesehen ja. Alle diese Instrumente sind frei verfügbar – größtenteils als ETFs, wobei teilweise auch aktiv verwaltete Fonds Sinn machen. Man muss sich nur regelmäßig darum kümmern. Die Finanzmärkte sind wie Pflanzen: Manche blühen in den sonnigen Monaten, andere in den ungemütlicheren Zeiten des Jahres. Langfristig wachsen und vervielfältigen sie sich. Dennoch muss man auch mal bei einer Pflanze, die besonders viele Früchte trägt „Gewinne“ ernten, wohingegen andere Pflanzen, die in letzter Zeit gelitten haben, etwas Dünger vertragen können oder nachgesäht werden müssen.
Vielen Dank Herr Bolz für diese schönen Schlussworte."
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Wie sieht ein gut diversifiziertes Portfolio aus?

Der Start in das letzte Quartal des Börsenjahres 2019 war ernüchternd. Einen so schlechten Oktober-Auftakt hatte es zuletzt im Jahr 2008 gegeben, dem Jahr der Finanzkrise. Der Dow Jones rutschte um rund drei Prozent ab, der Dax verlor an den ersten drei Handelstagen im Oktober 400 Punkte. Schwache Konjunkturdaten, eine zunehmende Angst vor einer Rezession und keine greifbare Lösung im Handelsstreit verunsicherten die Anleger. Der risikolose Zins bleibt verschwunden, im Gegenteil, weiter sinkende Zinsen werden erwartet. Wie soll man sich unter diesen Voraussetzungen mit seinem Depot positionieren? Unser Portfoliomanager Constantin Bolz gibt einen Einblick in seine tägliche Arbeit.
Herr Bolz, man hört so oft, dass man mit Anleihen kein Geld mehr verdienen kann und am besten alles in Aktien oder unters Kopfkissen legt. Was halten Sie davon?
Bolz: Sehr wenig. Anleger investieren meistens nur dann langfristig und konstant, wenn Sie sich mit Ihrer Anlagestrategie sowohl in positiven, als auch in negativen Marktphasen wohl fühlen und damit ruhig schlafen können. Dafür benötigt es ein über verschiedene Anlageklassen diversifiziertes Portfolio. Mit 100% Aktien werden viele Anleger über kurz oder lang kalte Füße bekommen. Zudem kann nur ein Anleger, der in verschiedene Anlageklassen investiert von den Aufs und Abs an der Börse profitieren.
Was meinen Sie damit konkret?
Bolz: Nehmen wir ein Beispiel aus dem wahren Leben und aus den realen Portfolios unserer Vermögensverwaltung. Anleger A hat Mitte 2018 in unsere 100% Aktienstrategie investiert. Anleger B in unser 60% Aktien / 40% Anleihe Mandat. Beide haben ein Jahr später – bis Mitte 2019 – 7% auf Ihre Investition verdient, trotz der schwierigen Marktbedingungen.
Der große Unterschied: Das Depot von Anleger A war im Dezember 2018, als es global an den Börsen kräftig Bergab ging, kurzfristig fast 10% im Negativen. Das Depot von Anleger B hingegen nur 5%. Sprich beide Anleger haben über ein Jahr das Gleiche verdient, aber mit sehr unterschiedlichen Schwankungen.
Aber mittelfristig sollte der Anleger mit der höheren Aktienquote dennoch mehr Geld verdienen, als der Anleger mit einer niedrigeren Aktienquote, richtig?
Bolz: Theoretisch gesehen ja, praktisch nicht unbedingt. Wenn der Anleger sein Depot zu 100% in Aktien investiert, sich danach nicht mehr darum kümmert und definitiv nicht in Abwärtsphasen kalte Füße bekommt, haben Sie wahrscheinlich recht. In den letzten Jahren, in denen sich viele Aktienmärkte nur kaum nach oben, aber sehr volatil hin und her bewegt haben, jedoch nicht wirklich.
Bleiben wir doch bei dem oberen Beispiel. Ein strikt passiver Anleger mit 100% Aktien, wie Anleger A, musste im letzten Dezember zusehen, wie das Depot fällt und fällt und konnte nicht viel machen, als darauf zu warten, bis es sich wieder erholt. Anleger B, der im Juli mit 60% Aktien und 40% Anleihen angefangen hat, musste auch zusehen, wie die Aktien bis zur Jahreswende um ca. 15% abgegeben haben, konnte aber gleichzeitig beobachten wie seine Anleihen um ca. 3 Prozent zugelegt haben. Durch die asymmetrische Entwicklung seiner Aktien und Anleihen war das Depot von Anleger B im Dezember nicht mehr zu einer Quote von 60:40 auf Aktien und Anleihen aufgeteilt, sondern zu 55:45. In diesem Moment haben wir 5% Anleihen verkauft und 5% Aktien nachgekauft, um das Depot wieder in die richtige Quote zu versetzen. Fünf Monate später hatten sich die Aktienmärkte 15% erholt und wir haben die gleiche Quotenanpassung vorgenommen, nur diesmal von Aktien in Anleihen. Die Diversifikation auf verschiedene Anlageklassen ermöglicht es dem Anleger von schlechten Zeiten an den Aktienmärkten zu profitieren, die der 100% Aktien Anleger nicht nutzen kann.
Aber gilt denn aktuell nicht die Devise „Mit Anleihen kann man kein Geld mehr verdienen“ und „die Dividenden-Aktie ist das neue Zinsmodell“?
Bolz: Da ist etwas Wahres dran, da die Dividendenausschüttungen neue Rekordstände erreichen, wohingegen Zinsen neue Negativ-Rekorde verbuchen. Anleihen gehören dennoch in jedes gut diversifizierte Portfolio. Ein gut diversifiziertes Portfolio sollte den Großteil der Rendite auf der Aktienseite verdienen – sowohl durch Wertsteigerung, als auch durch hohe Dividendenausschüttungen. Doch auch auf der Rentenseite lässt sich Geld verdienen. Staatsanleihen gehören in ein gut diversifiziertes Portfolio, auch wenn sie aktuell kaum noch Renditen abwerfen. Denn gerade in unsicheren Zeiten werden sie gesucht und die Kursgewinne wirken dann stabilisierend im Gesamtportfolio. Als Beispiel: Eine 10-jährige deutsche Staatsanleihe hat in den vergangenen 10 Monaten ca. 10 Prozent Kursgewinn verbuchen können – das haben viele Aktien nicht geschafft. Zudem kann man auch auf der Anleiheseite Zinsen finden – innerhalb der Vermögensverwaltung investieren wir z.B. in ausgewählte Hochzins-Anleihen oder Schwellenländer-Anleihen. Aufgrund des leicht höheren Risikos sollte bei diesen Anleihen in kürzere Laufzeiten investiert werden und Fremdwährungsrisiken vermieden werden.
Das hört sich jetzt aber schon sehr kompliziert an. Ist das denn auch für einen Privatinvestor umsetzbar?
Bolz: Theoretisch gesehen ja. Alle diese Instrumente sind frei verfügbar – größtenteils als ETFs, wobei teilweise auch aktiv verwaltete Fonds Sinn machen. Man muss sich nur regelmäßig darum kümmern. Die Finanzmärkte sind wie Pflanzen: Manche blühen in den sonnigen Monaten, andere in den ungemütlicheren Zeiten des Jahres. Langfristig wachsen und vervielfältigen sie sich. Dennoch muss man auch mal bei einer Pflanze, die besonders viele Früchte trägt „Gewinne“ ernten, wohingegen andere Pflanzen, die in letzter Zeit gelitten haben, etwas Dünger vertragen können oder nachgesäht werden müssen.
Vielen Dank Herr Bolz für diese schönen Schlussworte.

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