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Demographische Zeitbombe

Angesichts einer demographischen Zeitbombe, angetrieben durch die alternde Bevölkerung und die Pensionierung der Babyboomer-Generation, suchen Politik und Gesellschaft schon lange nach Wegen, die Rentensysteme nachhaltig zu stabilisieren. Bis jetzt fehlte jedoch jeder Regierung der Mut, das deutsche Rentensystem nachhaltig umzubauen. Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate bleibt niedrig, und die Babyboomer-Generation nähert sich dem Rentenalter. Das traditionelle Umlageverfahren, bei dem die Beiträge der aktiven Arbeitnehmer direkt als Renten an die ältere Generation ausgezahlt werden, stößt zunehmend an seine Grenzen. Die Zahl der Beitragszahler sinkt, während die Zahl der Rentenempfänger steigt. Eine Anpassung ist unvermeidlich, um die Rentenversicherung auch für zukünftige Generationen zu sichern.

Der Einstieg in die Kapitaldeckung

Das Generationenkapital soll dazu dienen, das Rentenniveau und die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung langfristig stabil zu halten. Es soll der Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung des Rentensystems sein, wie es SPD, Grüne und FDP bereits in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt haben. Ab dem Jahr 2024 sollen zwölf Milliarden Euro pro Jahr über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren in einen Fonds fließen. Die Summe von zwölf Milliarden Euro soll in den Folgejahren um drei Prozent jährlich erhöht werden. Bis Mitte der 2030er-Jahre soll das Generationenkapital ein Volumen von 200 Milliarden Euro erreichen. Damit soll zum Ende der 2030er-Jahre an das Rentensystem stabilisiert werden. Die ersten Erträge aus den Wertpapieren sollen dann ab 2037 in die Rentenversicherung fließen. Die gute Nachricht dabei, über die konkreten Investitionen sollten keinesfalls Politiker entscheiden. Das Geld soll unabhängig von der Regierung über eine öffentlich-rechtliche Stiftung langfristig von Profis auch in Aktien angelegt werden. Nachhaltigkeitskriterien werden ebenfalls dabei berücksichtigt. Das Risiko für eventuelle Verluste trägt der Bund. Die schlechte Nachricht, der Bund hat das Geld nicht. Für die zwölf Milliarden jährlich will der Bund ein Darlehen aufnehmen. Da die Zeit der Nullzinsen mittlerweile vorüber ist, müssen dafür natürlich auch Zinsen gezahlt werden.

Ein großer Wurf in der Rentenreform?

Die Politik spricht bereits selbstbewusst von der „vielleicht größten Rentenreform seit Bismarck“. Das Echo der meisten Fachleute dagegen ist eher verhalten. Denn mit der noch im Wahlkampf propagierten „Aktienrente“ hat das derzeitige Modell nichts mehr viel zu tun. Denn der Beitragszahler bleibt außen vor. Ursprünglich sollten die Beitragszahler sich direkt mit eigenen Beiträgen daran beteiligen und von den Renditen profitieren können. Es sollte echtes Eigentum für die Altersvorsorge über die Investition in Aktien aufgebaut werden und damit höhere Altersrenten generiert werden. Ähnlich zum Model in Schweden wäre das ein wirklicher Paradigmenwechsel in der gesetzlichen Rentenversicherung gewesen.

Das Generationenkapital ist zu niedrig dimensioniert

Kritiker monieren außerdem, dass das Generationenkapital viel zu niedrig dimensioniert ist, um einen nennenswerten Betrag zur Stabilisierung der zukünftigen Renten zu leisten. Zwölf Milliarden Euro sind eine mickrige Summe, gemessen daran, was tatsächlich nötig ist, um das deutsche Rentensystem aus der Schieflage zu holen. Fachleute haben errechnet, dass mindestens eine dreistellige Milliardensumme notwendig wäre, um den Anstieg der Rentenbeiträge um nur ein Prozent zu vermeiden. Dabei sind die zwölf Milliarden Euro im Jahr 2024 erst das Startkapital. Ob es tatsächlich über einen Zeitraum von weiteren 15 Jahren fließt, bleibt Gegenstand weiterer Koalitionsverhandlungen. Viele Beobachter haben berechtigte Zweifel, dass der eingeschlagene Weg weitergeführt wird.

Eigentlich ist Sparen für den Ruhestand einfach

Aber immerhin ist der Zeitpunkt für Präsentation des Generationenkapitals gut gewählt. Der deutsche Aktienmarkt sorgt derzeit wieder für positive Nachrichten. Vielleicht hilft das Generationenkapital dabei, die Aktienphobie der Deutschen etwas zu überwinden. Denn nach wie vor halten nur knapp 12 Millionen Menschen in Deutschland Aktien. Den Großteil ihres Geldvermögens horten private Haushalte nach wie vor in Form von Bargeld oder parken es auf Giro- und Tagesgeldkonten. Weder Nullzinsphasen noch eine anziehende Inflation konnte daran bis jetzt etwas ändern. Es ist zwingend notwendig, dass jeder Bürger privat für sein Alter vorsorgt. Idealerweise baut sich jeder sein eigenes Generationenkapital mit Aktien auf. Denn das traditionelle Konzept des Sparens für den Ruhestand ist einfach. Es sieht vor, früh anzufangen, konstant zu sparen und dem Zinseszins die meiste Arbeit im Zeitablauf zu überlassen. Mit Casino und zocken hat ein regelmäßiges Investieren in Aktien nichts zu tun. Es ist kein Glücksspiel, sondern eine Chance." ["post_title"]=> string(44) "Ist die Aktienrente eine „Casino-Rente“?" ["post_excerpt"]=> string(0) "" ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(6) "closed" ["ping_status"]=> string(6) "closed" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(37) "ist-die-aktienrente-eine-casino-rente" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2024-03-06 13:15:50" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2024-03-06 12:15:50" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(37) "https://portfolio-concept.de/?p=10019" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "0" ["filter"]=> string(3) "raw" }

Ist die Aktienrente eine „Casino-Rente“?

In der Debatte um die Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland nimmt die Diskussion um die sogenannte „Aktienrente“ wieder an Fahrt auf.  Sie ist Teil des Rentenpakets II, das Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) an diesem Dienstag vorgestellt haben. Eigentlich war die Einführung schon für das Jahr 2023 geplant. Doch durch das Karlsruher Urteil zur Schuldenbremse musste sie verschoben werden. Da das Bundesarbeitsministerium fest in sozialdemokratischer Hand ist, hat man den Namen angepasst. Aus der „Aktienrente“ wurde das „Generationenkapital“. Es ist ein wenig wie der Werbeslogan für einen Schokoriegel in den 90er Jahren: „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“: Der Name wurde sozial-demokratisiert, der Inhalt bleibt der gleiche und damit haben die Kritiker leichtes Spiel und packen ihre altbekannten Parolen aus. Für die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht ist die Sache klar, die Aktienrente ist eine „Casino-Rente“. Schließlich gehört es zur „Linken-DNA“ Aktien zu verteufeln.

Demographische Zeitbombe

Angesichts einer demographischen Zeitbombe, angetrieben durch die alternde Bevölkerung und die Pensionierung der Babyboomer-Generation, suchen Politik und Gesellschaft schon lange nach Wegen, die Rentensysteme nachhaltig zu stabilisieren. Bis jetzt fehlte jedoch jeder Regierung der Mut, das deutsche Rentensystem nachhaltig umzubauen. Die Bevölkerung altert, die Geburtenrate bleibt niedrig, und die Babyboomer-Generation nähert sich dem Rentenalter. Das traditionelle Umlageverfahren, bei dem die Beiträge der aktiven Arbeitnehmer direkt als Renten an die ältere Generation ausgezahlt werden, stößt zunehmend an seine Grenzen. Die Zahl der Beitragszahler sinkt, während die Zahl der Rentenempfänger steigt. Eine Anpassung ist unvermeidlich, um die Rentenversicherung auch für zukünftige Generationen zu sichern.

Der Einstieg in die Kapitaldeckung

Das Generationenkapital soll dazu dienen, das Rentenniveau und die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung langfristig stabil zu halten. Es soll der Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung des Rentensystems sein, wie es SPD, Grüne und FDP bereits in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt haben. Ab dem Jahr 2024 sollen zwölf Milliarden Euro pro Jahr über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren in einen Fonds fließen. Die Summe von zwölf Milliarden Euro soll in den Folgejahren um drei Prozent jährlich erhöht werden. Bis Mitte der 2030er-Jahre soll das Generationenkapital ein Volumen von 200 Milliarden Euro erreichen. Damit soll zum Ende der 2030er-Jahre an das Rentensystem stabilisiert werden. Die ersten Erträge aus den Wertpapieren sollen dann ab 2037 in die Rentenversicherung fließen. Die gute Nachricht dabei, über die konkreten Investitionen sollten keinesfalls Politiker entscheiden. Das Geld soll unabhängig von der Regierung über eine öffentlich-rechtliche Stiftung langfristig von Profis auch in Aktien angelegt werden. Nachhaltigkeitskriterien werden ebenfalls dabei berücksichtigt. Das Risiko für eventuelle Verluste trägt der Bund. Die schlechte Nachricht, der Bund hat das Geld nicht. Für die zwölf Milliarden jährlich will der Bund ein Darlehen aufnehmen. Da die Zeit der Nullzinsen mittlerweile vorüber ist, müssen dafür natürlich auch Zinsen gezahlt werden.

Ein großer Wurf in der Rentenreform?

Die Politik spricht bereits selbstbewusst von der „vielleicht größten Rentenreform seit Bismarck“. Das Echo der meisten Fachleute dagegen ist eher verhalten. Denn mit der noch im Wahlkampf propagierten „Aktienrente“ hat das derzeitige Modell nichts mehr viel zu tun. Denn der Beitragszahler bleibt außen vor. Ursprünglich sollten die Beitragszahler sich direkt mit eigenen Beiträgen daran beteiligen und von den Renditen profitieren können. Es sollte echtes Eigentum für die Altersvorsorge über die Investition in Aktien aufgebaut werden und damit höhere Altersrenten generiert werden. Ähnlich zum Model in Schweden wäre das ein wirklicher Paradigmenwechsel in der gesetzlichen Rentenversicherung gewesen.

Das Generationenkapital ist zu niedrig dimensioniert

Kritiker monieren außerdem, dass das Generationenkapital viel zu niedrig dimensioniert ist, um einen nennenswerten Betrag zur Stabilisierung der zukünftigen Renten zu leisten. Zwölf Milliarden Euro sind eine mickrige Summe, gemessen daran, was tatsächlich nötig ist, um das deutsche Rentensystem aus der Schieflage zu holen. Fachleute haben errechnet, dass mindestens eine dreistellige Milliardensumme notwendig wäre, um den Anstieg der Rentenbeiträge um nur ein Prozent zu vermeiden. Dabei sind die zwölf Milliarden Euro im Jahr 2024 erst das Startkapital. Ob es tatsächlich über einen Zeitraum von weiteren 15 Jahren fließt, bleibt Gegenstand weiterer Koalitionsverhandlungen. Viele Beobachter haben berechtigte Zweifel, dass der eingeschlagene Weg weitergeführt wird.

Eigentlich ist Sparen für den Ruhestand einfach

Aber immerhin ist der Zeitpunkt für Präsentation des Generationenkapitals gut gewählt. Der deutsche Aktienmarkt sorgt derzeit wieder für positive Nachrichten. Vielleicht hilft das Generationenkapital dabei, die Aktienphobie der Deutschen etwas zu überwinden. Denn nach wie vor halten nur knapp 12 Millionen Menschen in Deutschland Aktien. Den Großteil ihres Geldvermögens horten private Haushalte nach wie vor in Form von Bargeld oder parken es auf Giro- und Tagesgeldkonten. Weder Nullzinsphasen noch eine anziehende Inflation konnte daran bis jetzt etwas ändern. Es ist zwingend notwendig, dass jeder Bürger privat für sein Alter vorsorgt. Idealerweise baut sich jeder sein eigenes Generationenkapital mit Aktien auf. Denn das traditionelle Konzept des Sparens für den Ruhestand ist einfach. Es sieht vor, früh anzufangen, konstant zu sparen und dem Zinseszins die meiste Arbeit im Zeitablauf zu überlassen. Mit Casino und zocken hat ein regelmäßiges Investieren in Aktien nichts zu tun. Es ist kein Glücksspiel, sondern eine Chance.

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