hello object(WP_Post)#2654 (24) {
  ["ID"]=>
  int(7939)
  ["post_author"]=>
  string(2) "12"
  ["post_date"]=>
  string(19) "2021-02-23 10:50:16"
  ["post_date_gmt"]=>
  string(19) "2021-02-23 09:50:16"
  ["post_content"]=>
  string(6847) "Kurt Georg Kiesinger 1969 auf dem Dortmunder Wahlkonvent der CDU. Bis heute weiß keiner genau warum. Vermutlich wollte er damit die kommunistische Gefahr beschwören. Das Riesenreich beflügelte schon immer die Phantasie und ängstliche Befürchtungen der Deutschen. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tobte in China die von Mao ausgelöste große Proletarische Kulturrevolution. Während der Herrschaft von Mao war die Volksrepublik ein wirtschaftlich darniederliegendes, von politischen Verfolgungen gezeichnetes und bis 1972 außenpolitisch weitgehend isoliertes Land. Doch unter seinen Nachfolgern erwachte der „schlafende Riese“. Die Chinesen nahmen den westlichen Industrienationen zunehmend die Märkte ab und wurden zu dem Wachstumsmotor der globalen Weltwirtschaft.

China sorgt im Westen für Erstaunen

Der Aufstieg Chinas zu einer globalen Wirtschaftsmacht sorgt im Westen bis heute für Erstaunen und auch Beunruhigung. Wie konnte ein von einer Kommunistischen Partei regiertes, in weiten Teilen von bitterer Armut geprägtes Land sich binnen Jahrzehnten so weit modernisieren, dass es den marktwirtschaftlichen Demokratien des Westens ernsthaft Konkurrenz macht und im nächsten Jahrzehnt voraussichtlich die USA als wichtigste Ökonomie der Welt ablösen wird? Denn obwohl der Wirtschaftsboom in China vor allem von der Privatwirtschaft getragen wird, bleibt China ein kommunistisches Land. Gemäß ihrer sozialistischen Verfassung steht die Volksrepublik China „unter der demokratischen Diktatur des Volkes“, wird jedoch von Beginn an durchgehend allein von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) autoritär bis totalitär regiert. Wer die Partei kritisiert muss mit den Folgen leben. Davor schützt auch außergewöhnlicher wirtschaftlicher Erfolg nicht.

In China verschwinden immer wieder Milliardäre

Diese Erfahrung musste auch Jack Ma machen. Der Gründer des chinesischen Internetkonzerns Alibaba und bis Sommer letzten Jahres der reichste Chinese verschwand plötzlich im Oktober 2020 aus der Öffentlichkeit.  Kurz vorher hatte er in einer Rede in Shanghai öffentlich die Wirtschafts- und Finanzpolitik seines Landes kritisiert. Beobachter vermuten, dass der chinesischen Staats- und Parteiführung die Firmen Jack Mas zu mächtig geworden sind. Die Botschaft ist eindeutig. Niemand darf die Kommunistische Partei herausfordern und jeder der das macht kann zur Rechenschaft gezogen werden. Damit reiht sich Ma in eine Reihe von erfolgreichen und schwerreichen Unternehmensgründern ein, die irgendwann plötzlich verschwanden. Nach drei Monaten Abwesenheit tauchte er immerhin wieder mittels einer kurzen Videobotschaft auf. Wo er sich aufhält und warum er so lange nichts von sich hören ließ, sagte er nicht. Aber immerhin kehrte er wieder zurück. So viel Glück hatten andere nicht. Manch ein Milliardär bleibt zumindest für westliche Medien für immer verschwunden.

Die geopolitischen Rahmenbedingungen sind wichtig

Auch wenn Jack Ma im operativen Tagesgeschäft bei Alibaba keine Rolle mehr spielt und nicht mehr die Aktienmehrheit an Alibaba hält, reagierte der Kurs auf sein Verschwinden mit einem starken Kurseinbruch. Er erholte sich allerdings auch schlagartig als seine kurze Videobotschaft auftauchte. Anleger, die direkt in chinesische Unternehmen investieren wollen, sollten die innenpolitische Komponente des kommunistischen Landes immer berücksichtigen. Ganz abgesehen von den geopolitischen Rahmenbedingungen. Nicht erst seit Donald Trump und seinem Konfrontationskurs gegen China werden die Handelspraktiken Chinas auch von der EU kritisch hinterfragt. Erst zum Jahreswechsel konnte nach 7-jähriger Verhandlung ein Investitionsabkommen, das faire Wettbewerbsbedingungen sichern soll, mit China unterzeichnet werden. Wie nachhaltig dieses letztlich ist, bleibt noch abzuwarten. Viele Beobachter und Wirtschaftsverbände äußern sich kritisch und warnen vor zu viel Euphorie. Denn selbst mit dem Abkommen erhalten Investoren noch keinen wirklich freien Marktzugang in China.

Die chinesische Wirtschaft ist im Corona Jahr gewachsen

Dabei bleibt China der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Das Land verzeichnete im letzten Jahr ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und war damit eines von nur zwei G20-Ländern, deren Wirtschaft im Corona-Jahr gewachsen ist. Analysten schätzen, dass im Euroraum das Bruttoinlandsprodukt 2020 um rund 7,5 Prozent zurückgegangen ist. In Deutschland betrug das Minus rund fünf Prozent. Der MSCI China A Onshore Index ist laut Bloomberg im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent gestiegen. Denn China ist es erfolgreich gelungen, seine Wirtschaft nach den Lockdowns schnell wieder hochzufahren. Insbesondere das letzte Quartal 2020 gab dem Wachstum in China nochmal einen Schub. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wuchs die Wirtschaft um 6,5 Prozent. Allerdings wurde das Wachstum durch neue Schulden teuer erkauft. Um der Wirtschaft zu helfen, machte Chinas Staats- und Parteiführung massiv neue Schulden und steckte sie in Infrastrukturprojekte. Überall in China werden dieser Tage neue Straßen, Flughäfen, Brücken, U-Bahnen und Kohlekraftwerke gebaut. Der Binnenkonsum dagegen hat sich 2020 auch in China unterdurchschnittlich entwickelt.

Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste

Um fünf Billionen Dollar wuchs die Kreditaufnahme Chinas in den vergangenen Monaten, errechnet das internationale Bankeninstitut IIF. Damit hat das Land jedoch mit 45 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eine auf den ersten Blick immer noch relativ geringe Schuldenquote. Die westlichen Industriestaaten kommen im Durchschnitt auf 130 Prozent. Allerdings liegt ein großer Teil der Schulden Chinas bei chinesischen Regionalregierungen und bei staatlichen und quasistaatlichen Unternehmen. Zählt man diese hinzu, gehen Schätzungen von einer Schuldenquote von 335 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Kritiker weisen darauf hin, dass China ein Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste betreibt. Ziel der Regierung ist es, möglichst schnell autark und damit unabhängig vom Ausland zu werden.

Geht es China gut, dann profitiert Deutschland

Großer Profiteur dieser Politik ist erstmal vor allem die deutsche Industrie. Vor allem die Exporte - Maschinenbau und Pkw - nach China boomen. Einmal mehr zeigt sich, geht es China gut, dann profitiert Deutschland. Vor allem Unternehmen mit einem hohen China-Anteil am Umsatz gehören zu den Gewinnern dieser Entwicklung. Damit erklärt sich sicherlich auch die derzeitige Stärke des Dax. Allein für fünf Dax-Konzerne ist China der größte Einzelmarkt. Für die deutsche Konjunktur gilt also heute immer noch das Zitat von Ex-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger: „Ich sage nur China, China, China“  " ["post_title"]=> string(38) "„Ich sage nur China, China, China“" ["post_excerpt"]=> string(0) "" ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(4) "open" ["ping_status"]=> string(4) "open" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(30) "ich-sage-nur-china-china-china" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2021-08-10 12:23:55" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2021-08-10 10:23:55" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(41) "https://portcon.frontendhomie.com/?p=7939" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "0" ["filter"]=> string(3) "raw" }

„Ich sage nur China, China, China“

Kurt Georg Kiesinger 1969 auf dem Dortmunder Wahlkonvent der CDU. Bis heute weiß keiner genau warum. Vermutlich wollte er damit die kommunistische Gefahr beschwören. Das Riesenreich beflügelte schon immer die Phantasie und ängstliche Befürchtungen der Deutschen. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tobte in China die von Mao ausgelöste große Proletarische Kulturrevolution. Während der Herrschaft von Mao war die Volksrepublik ein wirtschaftlich darniederliegendes, von politischen Verfolgungen gezeichnetes und bis 1972 außenpolitisch weitgehend isoliertes Land. Doch unter seinen Nachfolgern erwachte der „schlafende Riese“. Die Chinesen nahmen den westlichen Industrienationen zunehmend die Märkte ab und wurden zu dem Wachstumsmotor der globalen Weltwirtschaft.

China sorgt im Westen für Erstaunen

Der Aufstieg Chinas zu einer globalen Wirtschaftsmacht sorgt im Westen bis heute für Erstaunen und auch Beunruhigung. Wie konnte ein von einer Kommunistischen Partei regiertes, in weiten Teilen von bitterer Armut geprägtes Land sich binnen Jahrzehnten so weit modernisieren, dass es den marktwirtschaftlichen Demokratien des Westens ernsthaft Konkurrenz macht und im nächsten Jahrzehnt voraussichtlich die USA als wichtigste Ökonomie der Welt ablösen wird? Denn obwohl der Wirtschaftsboom in China vor allem von der Privatwirtschaft getragen wird, bleibt China ein kommunistisches Land. Gemäß ihrer sozialistischen Verfassung steht die Volksrepublik China „unter der demokratischen Diktatur des Volkes“, wird jedoch von Beginn an durchgehend allein von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) autoritär bis totalitär regiert. Wer die Partei kritisiert muss mit den Folgen leben. Davor schützt auch außergewöhnlicher wirtschaftlicher Erfolg nicht.

In China verschwinden immer wieder Milliardäre

Diese Erfahrung musste auch Jack Ma machen. Der Gründer des chinesischen Internetkonzerns Alibaba und bis Sommer letzten Jahres der reichste Chinese verschwand plötzlich im Oktober 2020 aus der Öffentlichkeit.  Kurz vorher hatte er in einer Rede in Shanghai öffentlich die Wirtschafts- und Finanzpolitik seines Landes kritisiert. Beobachter vermuten, dass der chinesischen Staats- und Parteiführung die Firmen Jack Mas zu mächtig geworden sind. Die Botschaft ist eindeutig. Niemand darf die Kommunistische Partei herausfordern und jeder der das macht kann zur Rechenschaft gezogen werden. Damit reiht sich Ma in eine Reihe von erfolgreichen und schwerreichen Unternehmensgründern ein, die irgendwann plötzlich verschwanden. Nach drei Monaten Abwesenheit tauchte er immerhin wieder mittels einer kurzen Videobotschaft auf. Wo er sich aufhält und warum er so lange nichts von sich hören ließ, sagte er nicht. Aber immerhin kehrte er wieder zurück. So viel Glück hatten andere nicht. Manch ein Milliardär bleibt zumindest für westliche Medien für immer verschwunden.

Die geopolitischen Rahmenbedingungen sind wichtig

Auch wenn Jack Ma im operativen Tagesgeschäft bei Alibaba keine Rolle mehr spielt und nicht mehr die Aktienmehrheit an Alibaba hält, reagierte der Kurs auf sein Verschwinden mit einem starken Kurseinbruch. Er erholte sich allerdings auch schlagartig als seine kurze Videobotschaft auftauchte. Anleger, die direkt in chinesische Unternehmen investieren wollen, sollten die innenpolitische Komponente des kommunistischen Landes immer berücksichtigen. Ganz abgesehen von den geopolitischen Rahmenbedingungen. Nicht erst seit Donald Trump und seinem Konfrontationskurs gegen China werden die Handelspraktiken Chinas auch von der EU kritisch hinterfragt. Erst zum Jahreswechsel konnte nach 7-jähriger Verhandlung ein Investitionsabkommen, das faire Wettbewerbsbedingungen sichern soll, mit China unterzeichnet werden. Wie nachhaltig dieses letztlich ist, bleibt noch abzuwarten. Viele Beobachter und Wirtschaftsverbände äußern sich kritisch und warnen vor zu viel Euphorie. Denn selbst mit dem Abkommen erhalten Investoren noch keinen wirklich freien Marktzugang in China.

Die chinesische Wirtschaft ist im Corona Jahr gewachsen

Dabei bleibt China der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Das Land verzeichnete im letzten Jahr ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und war damit eines von nur zwei G20-Ländern, deren Wirtschaft im Corona-Jahr gewachsen ist. Analysten schätzen, dass im Euroraum das Bruttoinlandsprodukt 2020 um rund 7,5 Prozent zurückgegangen ist. In Deutschland betrug das Minus rund fünf Prozent. Der MSCI China A Onshore Index ist laut Bloomberg im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent gestiegen. Denn China ist es erfolgreich gelungen, seine Wirtschaft nach den Lockdowns schnell wieder hochzufahren. Insbesondere das letzte Quartal 2020 gab dem Wachstum in China nochmal einen Schub. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wuchs die Wirtschaft um 6,5 Prozent. Allerdings wurde das Wachstum durch neue Schulden teuer erkauft. Um der Wirtschaft zu helfen, machte Chinas Staats- und Parteiführung massiv neue Schulden und steckte sie in Infrastrukturprojekte. Überall in China werden dieser Tage neue Straßen, Flughäfen, Brücken, U-Bahnen und Kohlekraftwerke gebaut. Der Binnenkonsum dagegen hat sich 2020 auch in China unterdurchschnittlich entwickelt.

Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste

Um fünf Billionen Dollar wuchs die Kreditaufnahme Chinas in den vergangenen Monaten, errechnet das internationale Bankeninstitut IIF. Damit hat das Land jedoch mit 45 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eine auf den ersten Blick immer noch relativ geringe Schuldenquote. Die westlichen Industriestaaten kommen im Durchschnitt auf 130 Prozent. Allerdings liegt ein großer Teil der Schulden Chinas bei chinesischen Regionalregierungen und bei staatlichen und quasistaatlichen Unternehmen. Zählt man diese hinzu, gehen Schätzungen von einer Schuldenquote von 335 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Kritiker weisen darauf hin, dass China ein Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste betreibt. Ziel der Regierung ist es, möglichst schnell autark und damit unabhängig vom Ausland zu werden.

Geht es China gut, dann profitiert Deutschland

Großer Profiteur dieser Politik ist erstmal vor allem die deutsche Industrie. Vor allem die Exporte – Maschinenbau und Pkw – nach China boomen. Einmal mehr zeigt sich, geht es China gut, dann profitiert Deutschland. Vor allem Unternehmen mit einem hohen China-Anteil am Umsatz gehören zu den Gewinnern dieser Entwicklung. Damit erklärt sich sicherlich auch die derzeitige Stärke des Dax. Allein für fünf Dax-Konzerne ist China der größte Einzelmarkt. Für die deutsche Konjunktur gilt also heute immer noch das Zitat von Ex-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger: „Ich sage nur China, China, China

 

Newsletter abonnieren