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  string(7125) "Das Jahr 2016 war nicht nur durch ein stetiges auf und ab an den Börsen gekennzeichnet, es bereicherte die deutsche Sprache auch um viele neue Wortschöpfungen. „Lügenpresse“ und „Fake News“ gehören für viele schon zum allgemeinen Sprachgebrauch, der Begriff „postfaktisch“ wurde sogar von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2016 erkoren. In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten, hieß es in der Begründung der Philologen. Immer größere Bevölkerungsschichten seien aus Widerwillen gegen "die da oben" bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren. Am letzten Wochenende wurde die Sprache um einen weiteren Begriff erweitert, der durchaus noch viel Potential hat. Kellyanne Conway, Beraterin vom frisch vereidigten US-Präsidenten, sprach im Zusammenhang um den bizarren Streit über die Besucherzahlen bei seiner Vereidigung von „alternativen Fakten“. Dabei ist es mit der Wahrheit ja eigentlich ziemlich einfach. Wenn eine Aussage korrekt ist, dann ist sie wahr, also Fakt. Wenn eine Aussage nicht stimmt, dann ist sie nicht wahr, also kein Fakt und Falsch. Dank Frau Kellyanne Conway wissen wir jetzt, so einfach ist es mit der Wahrheit nicht.
An den internationalen Finanzmärkten werden „alternative Fakten“ allerdings nicht goutiert. Vor allem die Devisenmärkte reagierten heftig auf den frisch vollzogenen Machtwechsel in Washington. Der Dollar ist am Montag danach so schwach wie seit sechs Wochen nicht mehr. So paradox das erscheinen mag, der neue US-Präsident wünscht sich – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – lieber einen schwächeren Dollar. Ob es nun geplant oder Zufall war sei dahingestellt. Dadurch das er bei seiner Antrittsrede konkrete Fakten schuldig blieb, redete er den Dollar schwach. Die Finanzmärkte warten auf klare Aussagen zu seiner Strategie. Direkt nach seiner Wahl und der Aussicht auf milliardenschwere Konjunkturprogramme waren die US-Märkte und der Dollar gestiegen. Flankiert wurde diese Entwicklung durch die Leitzinserhöhung der Fed. Mittlerweile macht sich jedoch in vielen Teilen der Wirtschaft Ernüchterung breit. Die Anfeindungen gegenüber anderen Ländern (Mexiko, China) und die wiederholt protektionistischen Kommentare des neuen Präsidenten führen dazu, dass Anleger ihr Kapital wieder aus den USA abziehen.
Der Euro dagegen erreichte am Montag den höchsten Wert seit Anfang Dezember. Das wird wiederum zu einer Belastung für den deutschen Leitindex Dax. Seit einigen Tagen ist der positive Trend ins Stocken geraten. Der große Einbruch allerdings, den viele Marktteilnehmer vor wenigen Wochen noch erwartet haben, ist aber auch ausgeblieben. Aus gutem Grund. Trotz aller Unsicherheiten spricht nach wie vor einiges für eine gute Marktentwicklung in 2017.
Leider sind viele Privatinvestoren derzeit noch sehr zurückhaltend bei Investitionen in den Aktienmarkt. Viele glauben das Aktien schon wieder zu teuer sind. Hier hilft ein Blick in die Statistik und die ist eindeutig. Als allgemein anerkannte ökonomische Kennziffer um das Preisniveau zu bewerten, dient das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) eines Wertpapiers. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis besagt, wie oft der Gewinn im aktuellen Kurs eines Wertpapiers enthalten ist bzw. nach wie vielen Jahren der Gewinn den Preis des Wertpapiers „bezahlt“ hat. Die Rendite einer 10-jährigen Bundesanleihe liegt derzeit bei 0,39 Prozent pro Jahr. Bei einem Einsatz von 100 Euro erhält der Anleger dort also einen Ertrag von 0,39 Euro pro Jahr. Das KGV einer Bundesanleihe beträgt demnach 256. Der Anleger muss die Bundesanleihe also 256 Jahre halten, um sein Kapital zusätzlich wieder zu verdienen. Eigentlich eine nur bedingt interessante Anlagemöglichkeit.
Etwas besser sieht es derzeit bei deutschen Aktien aus. Der Dax hat derzeit ein KGV von nur 15. Nach 15 Jahren hätte sich also eine Investition in alle deutschen Dax Unternehmen verdoppelt. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass sich die zukünftigen Gewinne der Unternehmen auch wie erwartet in der Zukunft einstellen. Das durchschnittliche KVG der Dax Unternehmen liegt übrigens bei 19. Mit diesen Zahlen lässt sich jetzt natürlich einfach kalkulieren, ab welchem Schwellenwert der Dax teurer als der Durchschnitt der letzten Jahre wird. Der Dax liegt aktuell bei ca. 11.600 Punkten mit einen KGV von 15. Setzt man das Durchschnitts KGV von 19 an, müsste der Dax bei 14.693 Punkten liegen.
Natürlich muss man dabei berücksichtigen, das 2016 ein sehr gutes Jahr für deutsche Unternehmen war. Die größten deutschen Unternehmen erzielten in den ersten 9 Monaten 2016 Rekordgewinne. Die 100 umsatzstärksten börsennotierten Firmen steigerten ihren operativen Gewinn (Ebit) gemessen am Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf insgesamt 89,5 Milliarden Euro. Das war ein neuer Höchststand für die ersten drei Quartale eines Jahres. Die höchsten Gewinne erzielten demnach Autokonzerne. Inwieweit sich dies für die nächsten Jahre fortschreiben lässt, ist natürlich die entscheidende Frage. Die Grundvoraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Zumindest kann man festhalten, das deutsche Aktien zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zu teuer sind.
Übrigens würde der Dax ohne Banken und Versorger fast 2.000 Punkte höher notieren. Die Deutsche Bank, Commerzbank, E.on und RWE waren die Bremsklötze im Dax in den letzten Jahren. Allein E.on hat seit 2008 fast 800 DAX-Punkte gekostet. Das vermeintlich einfache investieren in Indizes, wie es derzeit durch Exchange-traded fund (ETF) populär ist, führt also nicht zwangsläufig zu besseren Renditen. Aktives Management und stock-picking kann also durchaus in diesen Tagen der erfolgversprechendere Weg sein.
Vielleicht wird dieses Jahrzehnt einmal als „disruptive Phase“ in die Geschichte eingehen. Große Umwälzungen erfassen die Politik und die Wirtschaft und zwingen die Akteure alte Geschäftsmodelle zu überdenken und neue Wege zu gehen. Mit dem Begriff „Industrie 4.0“ wird derzeit eine weitere Stufe der industriellen Revolution eingeleitet. Die industrielle Produktion soll mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Künstliche Intelligenz und autonome Systeme werden die Wirtschaft in den nächsten Jahren vermutlich nachhaltig verändern. Investoren müssen diese Entwicklung in Zukunft bei ihren Anlageentscheidungen und der Auswahl der Titel berücksichtigen.
Die „alternativen Fakten“, die von manchem politischen Lager derzeit als Abwehrreaktion aufgerufen werden, können diesen Wandel langfristig nicht aufhalten. Weder Protektionismus noch Nationalismus wird die Zeit zurückdrehen können. Investoren müssen jetzt damit beginnen, die „game changer“ in ihr Depot zu holen und damit alte Investitionen zu ersetzen. Trotz Brexit, Trump und vielen politischen Unsicherheiten ist die Zeit für Investitionen günstig. Die Fakten sind eindeutig.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung
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Alternative Fakten – Die neue Wahrheit?

Das Jahr 2016 war nicht nur durch ein stetiges auf und ab an den Börsen gekennzeichnet, es bereicherte die deutsche Sprache auch um viele neue Wortschöpfungen. „Lügenpresse“ und „Fake News“ gehören für viele schon zum allgemeinen Sprachgebrauch, der Begriff „postfaktisch“ wurde sogar von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2016 erkoren. In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten, hieß es in der Begründung der Philologen. Immer größere Bevölkerungsschichten seien aus Widerwillen gegen „die da oben“ bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen zu akzeptieren. Am letzten Wochenende wurde die Sprache um einen weiteren Begriff erweitert, der durchaus noch viel Potential hat. Kellyanne Conway, Beraterin vom frisch vereidigten US-Präsidenten, sprach im Zusammenhang um den bizarren Streit über die Besucherzahlen bei seiner Vereidigung von „alternativen Fakten“. Dabei ist es mit der Wahrheit ja eigentlich ziemlich einfach. Wenn eine Aussage korrekt ist, dann ist sie wahr, also Fakt. Wenn eine Aussage nicht stimmt, dann ist sie nicht wahr, also kein Fakt und Falsch. Dank Frau Kellyanne Conway wissen wir jetzt, so einfach ist es mit der Wahrheit nicht.
An den internationalen Finanzmärkten werden „alternative Fakten“ allerdings nicht goutiert. Vor allem die Devisenmärkte reagierten heftig auf den frisch vollzogenen Machtwechsel in Washington. Der Dollar ist am Montag danach so schwach wie seit sechs Wochen nicht mehr. So paradox das erscheinen mag, der neue US-Präsident wünscht sich – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – lieber einen schwächeren Dollar. Ob es nun geplant oder Zufall war sei dahingestellt. Dadurch das er bei seiner Antrittsrede konkrete Fakten schuldig blieb, redete er den Dollar schwach. Die Finanzmärkte warten auf klare Aussagen zu seiner Strategie. Direkt nach seiner Wahl und der Aussicht auf milliardenschwere Konjunkturprogramme waren die US-Märkte und der Dollar gestiegen. Flankiert wurde diese Entwicklung durch die Leitzinserhöhung der Fed. Mittlerweile macht sich jedoch in vielen Teilen der Wirtschaft Ernüchterung breit. Die Anfeindungen gegenüber anderen Ländern (Mexiko, China) und die wiederholt protektionistischen Kommentare des neuen Präsidenten führen dazu, dass Anleger ihr Kapital wieder aus den USA abziehen.
Der Euro dagegen erreichte am Montag den höchsten Wert seit Anfang Dezember. Das wird wiederum zu einer Belastung für den deutschen Leitindex Dax. Seit einigen Tagen ist der positive Trend ins Stocken geraten. Der große Einbruch allerdings, den viele Marktteilnehmer vor wenigen Wochen noch erwartet haben, ist aber auch ausgeblieben. Aus gutem Grund. Trotz aller Unsicherheiten spricht nach wie vor einiges für eine gute Marktentwicklung in 2017.
Leider sind viele Privatinvestoren derzeit noch sehr zurückhaltend bei Investitionen in den Aktienmarkt. Viele glauben das Aktien schon wieder zu teuer sind. Hier hilft ein Blick in die Statistik und die ist eindeutig. Als allgemein anerkannte ökonomische Kennziffer um das Preisniveau zu bewerten, dient das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) eines Wertpapiers. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis besagt, wie oft der Gewinn im aktuellen Kurs eines Wertpapiers enthalten ist bzw. nach wie vielen Jahren der Gewinn den Preis des Wertpapiers „bezahlt“ hat. Die Rendite einer 10-jährigen Bundesanleihe liegt derzeit bei 0,39 Prozent pro Jahr. Bei einem Einsatz von 100 Euro erhält der Anleger dort also einen Ertrag von 0,39 Euro pro Jahr. Das KGV einer Bundesanleihe beträgt demnach 256. Der Anleger muss die Bundesanleihe also 256 Jahre halten, um sein Kapital zusätzlich wieder zu verdienen. Eigentlich eine nur bedingt interessante Anlagemöglichkeit.
Etwas besser sieht es derzeit bei deutschen Aktien aus. Der Dax hat derzeit ein KGV von nur 15. Nach 15 Jahren hätte sich also eine Investition in alle deutschen Dax Unternehmen verdoppelt. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass sich die zukünftigen Gewinne der Unternehmen auch wie erwartet in der Zukunft einstellen. Das durchschnittliche KVG der Dax Unternehmen liegt übrigens bei 19. Mit diesen Zahlen lässt sich jetzt natürlich einfach kalkulieren, ab welchem Schwellenwert der Dax teurer als der Durchschnitt der letzten Jahre wird. Der Dax liegt aktuell bei ca. 11.600 Punkten mit einen KGV von 15. Setzt man das Durchschnitts KGV von 19 an, müsste der Dax bei 14.693 Punkten liegen.
Natürlich muss man dabei berücksichtigen, das 2016 ein sehr gutes Jahr für deutsche Unternehmen war. Die größten deutschen Unternehmen erzielten in den ersten 9 Monaten 2016 Rekordgewinne. Die 100 umsatzstärksten börsennotierten Firmen steigerten ihren operativen Gewinn (Ebit) gemessen am Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf insgesamt 89,5 Milliarden Euro. Das war ein neuer Höchststand für die ersten drei Quartale eines Jahres. Die höchsten Gewinne erzielten demnach Autokonzerne. Inwieweit sich dies für die nächsten Jahre fortschreiben lässt, ist natürlich die entscheidende Frage. Die Grundvoraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Zumindest kann man festhalten, das deutsche Aktien zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zu teuer sind.
Übrigens würde der Dax ohne Banken und Versorger fast 2.000 Punkte höher notieren. Die Deutsche Bank, Commerzbank, E.on und RWE waren die Bremsklötze im Dax in den letzten Jahren. Allein E.on hat seit 2008 fast 800 DAX-Punkte gekostet. Das vermeintlich einfache investieren in Indizes, wie es derzeit durch Exchange-traded fund (ETF) populär ist, führt also nicht zwangsläufig zu besseren Renditen. Aktives Management und stock-picking kann also durchaus in diesen Tagen der erfolgversprechendere Weg sein.
Vielleicht wird dieses Jahrzehnt einmal als „disruptive Phase“ in die Geschichte eingehen. Große Umwälzungen erfassen die Politik und die Wirtschaft und zwingen die Akteure alte Geschäftsmodelle zu überdenken und neue Wege zu gehen. Mit dem Begriff „Industrie 4.0“ wird derzeit eine weitere Stufe der industriellen Revolution eingeleitet. Die industrielle Produktion soll mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Künstliche Intelligenz und autonome Systeme werden die Wirtschaft in den nächsten Jahren vermutlich nachhaltig verändern. Investoren müssen diese Entwicklung in Zukunft bei ihren Anlageentscheidungen und der Auswahl der Titel berücksichtigen.
Die „alternativen Fakten“, die von manchem politischen Lager derzeit als Abwehrreaktion aufgerufen werden, können diesen Wandel langfristig nicht aufhalten. Weder Protektionismus noch Nationalismus wird die Zeit zurückdrehen können. Investoren müssen jetzt damit beginnen, die „game changer“ in ihr Depot zu holen und damit alte Investitionen zu ersetzen. Trotz Brexit, Trump und vielen politischen Unsicherheiten ist die Zeit für Investitionen günstig. Die Fakten sind eindeutig.
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung
 

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