Nachdem die Aktienmärkte im März ihren Boden gefunden haben, erholte sich der Markt im zweiten Quartal. Anhand des untenstehenden Charts lässt sich jedoch leicht erkennen, dass sich die Kursentwicklung an den Weltbörsen ab Mai nicht mehr synchron entwickelte. Während die amerikanischen Indizes, insbesondere die Technologiewerte (Nasdaq-100), ihren Erholungspfad unbeirrt fortsetzten, gaben in Europa die Aktienkurse ein Teil Ihrer bis dato erzielten Kursgewinne wieder ab. Auslöser für diese divergierende Entwicklung war unter anderem die Regierungsbildung in Italien. Die Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega verschreckte die Märkte aufgrund ihrer negativen Haltung zur Haushaltsdisziplin und zum Euro. Infolge büßte der Italienische Aktienindex FTSE MIB ca. -3,5 Prozent im abgelaufenen Quartal ein, obwohl dieser im selben Zeitraum im Hoch mit +8,5 Prozent notierte. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie schnell sich die Gunst der Anleger in volatilen Marktphasen wenden kann und wie herausfordernd sich das aktuelle Börsenumfeld gibt. Ein weiterer Belastungsfaktor für die europäischen Börsen war zudem eine überraschende Verlangsamung des lokalen Wirtschaftswachstums. Ende Juni führten Drohungen der USA über weitere Zollerhöhungen, etwa auf Autos, zusätzlich zu Rückschlägen an den Weltbörsen.
Quelle: VWD
Doch nicht nur an den Aktienmärkten zeigte sich eine divergierende Entwicklung. Auch an den europäischen Rentenmärkten war die Kursentwicklung höchst unterschiedlich und von hoher Volatilität geprägt. Ursache war auch hier die politische Entwicklung in Italien. So verloren etwa italienische Rentenpapiere in nur drei Wochen über -7 Prozent an Wert. Genau entgegengesetzt entwickelte sich der deutsche Rentenindex RexP mit +1,5 Prozent in derselben Zeit. Auf der Suche nach Sicherheit flüchteten die Anleger in den sicheren Hafen der deutschen Staatsanleihen. Diese Panikreaktion drückte die ohnehin schon extrem niedrigen deutschen Zinsen noch weiter nach unten. Derzeit notiert die 10-jährige deutsche Staatsanleihe mit einem Zinssatz von +0,3 Prozent, die Inflation in Deutschland liegt aber deutlich darüber mit aktuell +2,1 Prozent. Dieses Dilemma zeigt sich jedoch auch in den USA, wo zwar der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen bei +2,9 Prozent liegt, die Inflation jedoch ähnlich hoch ist mit +2,8 Prozent. Dadurch wird ein realer Kapitalerhalt an den Rentenmärkten zur großen Herausforderung. Die Entwicklung der italienischen Anleihen veranschaulicht zudem deutlich die Risiken, die Investitionen in Rentenpapiere mit sich bringen können, bei dem Versuch Rendite zu erzielen.
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In den vergangenen Wochen gab es kaum Tage, an denen es nicht zu Nachrichten über protektionistische Maßnahmen kam. Der Ankündigung von US-Präsident Trump weitere Zollerhöhungen prüfen zu lassen, folgte prompt die Androhung aus China und Europa gegebenenfalls vergleichbare Maßnahmen umzusetzen. Den freien Warenverkehr einzuschränken belastet ohne Zweifel das globale Wirtschaftswachstum und am Ende gibt es nur Verlierer. Auch amerikanische Wirtschaftsexperten kennen die negativen volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Protektionismus. Dabei lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Denn 2002 erhob schon einmal ein US-Präsident (Goerge W. Bush) aus wahltaktischen Gründen Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Die WTO erklärte diese Strafzölle anderthalb Jahre nach ihrer Einführung allerdings für unzulässig und Präsident Bush ruderte zurück. In den USA kosteten die wirtschaftlichen Folgen des Handelskonfliktes Studien zufolge rund 200.000 Arbeitsplätze. Wenn man jedoch die Fakten betrachtet, dann zeigt sich Lage noch wenig dramatisch. In Kraft ist nur ein Bruchteil der in den Raum gestellten Handelsbeschränkungen. Jüngste Nachrichten über den möglichen Wegfall jeglicher Zölle für Automobilexporte zwischen den USA und Europa schüren jedoch Hoffnung, dass sich die Beteiligten noch gütlich einigen. Dennoch hinterlässt bereits heute die entstandene Unsicherheit Bremsspuren in der Weltkonjunktur.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für Europa, neben potenziellen Handelsbeschränkungen, ist die innenpolitische Schwäche. Es kam zu Regierungswechseln in Italien und auch in Spanien. Die deutsche Regierung zeigte sich zerstritten und ein Sturz von Bundeskanzlerin Merkel war nicht mehr unvorstellbar. Der zunehmende Dissens der Länder in Europa, nicht nur in Bezug auf die Flüchtlingsthematik, sondern auch bezogen auf die zukünftige Zusammenarbeit innerhalb der EU führte zu erheblichen Kapitalabflüssen aus den europäischen Aktienmärkten, insbesondere von amerikanischen Investoren. Es ist daher wichtig durch eine Stabilisierung der politischen Verhältnisse in Europa das Vertrauen von nichteuropäischen Investoren wieder zurückzugewinnen.
Trotz einer Vielzahl von Belastungsfaktoren bleibt das globale Wirtschaftswachstum weiter stark. Alle relevanten Wirtschaftsregionen wachsen weiter synchron und auf überdurchschnittlichem Niveau. Der jüngste Kursrutsch, insbesondere an den europäischen Börsen, wurde nicht von negativen Gewinnrevisionen unterfüttert. Aktien sind also günstiger geworden und diese attraktiven Bewertungskennzahlen sollten unterstützend wirken. Zudem entwickelten sich die Konjunkturindikatoren in Europa zuletzt besser als erwartet. Auch von den Notenbanken geht derzeit wenig Gefahr für die Weltkonjunktur aus. Nach Ihren jeweiligen Sitzungen im Juni beabsichtig die amerikanische Notenbank FED Ihr moderates Zinserhöhungstempo beizubehalten und die EZB keine Zinserhöhungen vor Herbst 2019 durchzuführen. Insgesamt sehen wir daher das Umfeld für Aktien weiterhin mit gutem Potenzial für attraktive Kursentwicklungen.
Die volatile und nachrichtengetriebene Börsenentwicklung sowie die Vielzahl an möglichen Szenarien, die in den kommenden Monaten eintreten können, lassen zuverlässige Prognosen derzeit kaum zu. Dennoch halten wir an unserem Ausblick für 2018 fest und erwarten weiterhin ein Jahr des Anstiegs bei Aktien, Zinsen (und damit fallende Anleihekurse), Inflation, Volatilität und dem Euro. Wir beabsichtigen deshalb unsere Aktienquote hoch zu halten und favorisieren Aktien mit etabliertem Geschäftsmodell, die durch solides Wachstumspotenzial und eine attraktive Ausschüttungspolitik gekennzeichnet sind. Die globale Konjunktur bleibt stark, eine weitere Beschleunigung des Wirtschaftswachstums scheint jedoch zunehmend unwahrscheinlicher. Europäische Aktieninvestments sind aufgrund Ihrer günstigen Bewertung attraktiver geworden und bieten derzeit Potenzial. Die Volatilität wird unseres Erachtens nach aber weiter hoch bleiben. Insbesondere politische, aber auch protektionistische Einflussfaktoren sehen wir als Risiken für die Märkte und die Weltkonjunktur an. Im Rentensegment bleiben wir unserer Strategie treu in defensive Mischfonds und Absolute-Return-Produkte zu diversifizieren, um eine positive Rendite zu erzielen. Perspektivisch könnten wir diesen Anteil jedoch zurückfahren, um die Volatilität im Rentensegment weiter zu reduzieren. Gold dient uns weiterhin als strategisches Investment und hat sich als Renditestütze in volatilen Marktphasen bereits bewährt.