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Die Engländer haben Recht - zumindest was den Linksverkehr angeht. Bereits in der Antike marschierten griechische, ägyptische und römische Truppen auf der linken Seite. Der Grund dafür war ganz pragmatisch. Beim Aufsitzen auf ein Pferd stieg man zuerst mit dem linken Bein in den Steigbügel und schwang dann das rechte Bein über den Rücken des Tieres. Die Ausrichtung des Tieres befindet sich also in solchen Fällen notwendigerweise nach links blickend vom Reiter ausgesehen. Damit das Pferd nicht auch noch gewendet werden musste, blieb man einfach auf der linken Seite bzw. führte das Tier direkt mit dieser Ausrichtung an den Weg heran. Außerdem war es sinnvoll, wenn man sein Pferd links führte,  um einem Gegner mit der rechten Waffenhand begegnen zu können. Jahrhundertelang herrschte Einigkeit und Linksverkehr in ganz Europa. Erst die Revolution in Frankreich durchbrach diese Regel. Die Regierung Robespierres erließ ein Gesetz, das in Paris Rechtsverkehr vorschrieb. Wenige Jahre später eroberte Napoleon halb Europa und der Rechtsverkehr wurde verbindlich. Nachdem Napoleon entmachtet wurde, führte die Habsburger Monarchie in Österreich-Ungarn wieder den Linksverkehr ein. Der Rest Europas blieb bei rechts. Österreich kehrte übrigens erst 1938 wiederum nicht ganz freiwillig zum Rechtsverkehr zurück.

Die Erosion der britischen Dominanz ist auch im Straßenverkehr abzulesen

In England und seinem beherrschten Empire galt dagegen immer Linksverkehr. Seine größte Ausdehnung erreichte es nach dem 1. Weltkrieg. Im Jahr 1919 herrschte noch in 104 von 208 Staaten Linksverkehr. Aktuell wird nur noch in 58 Ländern weltweit links gefahren. Die Erosion der britischen Dominanz ist offensichtlich auch im Straßenverkehr abzulesen. Diese Entwicklung aufzuhalten haben sich die Brexiteers auf die Fahne geschrieben. Allerdings bis jetzt mit sehr bescheidenem Erfolg. Die Welt schüttelt entsetzt den Kopf  über das dilettantische Vorgehen der Brexit Befürworter. Der 29. März, Termin für das Ausscheiden nach Artikel 50, kam, ging und England blieb. An diesem Tag lehnte das Unterhaus mit 344 zu 286 Stimmen das Austrittsabkommen zum dritten Mal in Folge ab. Vermutlich nicht zum letzten Mal. Einig scheint sich das britische Parlament derzeit nur in seiner Ablehnung von fast jedem Vorschlag. Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatte das Unterhaus über acht Brexit-Alternativen abgestimmt - mit einem eindeutigen Ergebnis. "No. No. No. No. No. No. No. No.", lautete auch hier das mittlerweile wenig überraschende Resultat.

Der 29. März hätte in die Geschichte eingehen können

Die Märkte dagegen atmeten erst einmal hörbar auf. Denn der 29. März hätte auch leicht als Tag des harten und chaotischen Brexits in die Geschichte eingehen können, mit all den potenziellen Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte weit über das Vereinigte Königreich hinaus. Zwar herrscht bei den Volksvertretern Einigkeit das man das eigentlich nicht will, aber wenn man sonst keine Einigung findet, bleibt es ein mögliches Szenario. Die Uhr tickt jetzt für den 12. April, der Frist, für die von den übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union gewährte Verlängerung. In dieser Woche geht das Chaos im britischen Unterhaus also munter weiter. Es sind wieder diverse Abstimmungen geplant. Als aussichtsreichste Varianten gelten ein Verbleib Großbritanniens in einer Zollunion mit der EU und ein neues Referendum über den Brexit-Vertrag. Mittlerweile verliert allerdings die EU zusehends die Geduld. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mahnte die Briten zur Eile und forderte Klarheit über den Brexit-Kurs. Die Geduld der EU sei bald aufgebraucht. Die EU wird sich allerdings noch etwas gedulden müssen, denn auch bei der gestrigen Abstimmung blieb es beim eindeutigen „No“.

Das erste Quartal 2019 war mehr als erfreulich

Trotz dieser politischen Belastungen war das erste Quartal 2019 an den Börsen mehr als erfreulich. Allein der Dax konnte gut neun Prozent in den ersten drei Monaten des neuen Jahres zulegen. Obwohl einige Dax-Schwergewichte kräftig unter Druck gerieten. Allen voran das Drama um den Chemie- und Pharmakonzern Bayer und dessen Tochter Monsanto. Die Aktie ging auf Talfahrt und gemessen an der Marktkapitalisierung ist Bayer mittlerweile weniger wert als die 56 Milliarden Euro, die der Konzern 2018 für Monsanto auf den Tisch gelegt hat.

Sind die Kurse zu weit nach vorne gelaufen?

Auch die Weltleitbörse in New York hat das erste Quartal positiv abgeschlossen. Am letzten Tag verfehlte der Dow-Jones-Index nur knapp die Marke von 26.000 Punkten. Dabei war das Börsenumfeld in den letzten Wochen alles andere als einfach. Es hagelte Gewinnwarnungen, die globale Wirtschaft kühlte merklich ab und der Handelsstreit zwischen China und den USA besteht nach wir vor. Allerdings wird jedes Signal einer möglichen Entspannung von den Märkten derzeit sehr positiv aufgenommen. Überwog im letzten Quartal 2018 noch der Pessimismus bei den meisten Investoren, so scheint derzeit das Gegenteil der Fall zu sein. Es mehren sich, wie zu erwarten, auch die mahnenden Stimmen. So mancher Analyst weist darauf hin, dass die Kurse vielleicht schon etwas zu weit nach vorne gelaufen sind.

Auch die Optimisten haben gute Argumente

Aber auch die Optimisten haben gute Argumente und verweisen auf die bessere Stimmung in China. Denn trotz des immer noch auf kleiner Flamme kochenden Handelsstreits mit den USA hat sich diese merklich aufgehellt. Viele Beobachter gehen sogar von einer baldigen Einigung im amerikanisch-chinesischen Zollstreit aus. Sollte es wirklich zu einem „Deal“ kommen, dürften die Aktienmärkte deutlich an Schwung gewinnen. Die drohende globale Rezession, mit der so mancher Pessimist seit Monaten rechnet, würde dann schnell seinen Schrecken verlieren und das Thema Rezession aus den Schlagzeilen verschwinden. Rückenwind kommt von der Zinsfront. Die lange erwartete Zinswende ist schon wieder vorbei, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Manche Analysten gehen davon aus, dass die Zeit ultraniedriger Zinsen bis zu 20 Jahren andauern kann. Für den Aktienmarkt keine schlechten Nachrichten.

„Die Definition von Wahnsinn…“

Bleibt noch zu hoffen, dass keine schlechten Nachrichten aus Westminster die Börsenstimmung in den nächsten Tagen trüben. Albert Einstein stellte schon zu seiner Zeit treffend fest: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Darüber sollte vielleicht Theresa May einmal nachdenken, wenn sie zum vierten Mal den gleichen Vorschlag im Parlament zur Abstimmung bringt. Was den Linksverkehr dagegen angeht, mögen die Briten Recht haben. Wer jedoch in Kontinentaleuropa links fährt, gilt dort als Geisterfahrer. Das nimmt selten ein gutes Ende.

 

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Die Engländer haben Recht

Die Engländer haben Recht – zumindest was den Linksverkehr angeht. Bereits in der Antike marschierten griechische, ägyptische und römische Truppen auf der linken Seite. Der Grund dafür war ganz pragmatisch. Beim Aufsitzen auf ein Pferd stieg man zuerst mit dem linken Bein in den Steigbügel und schwang dann das rechte Bein über den Rücken des Tieres. Die Ausrichtung des Tieres befindet sich also in solchen Fällen notwendigerweise nach links blickend vom Reiter ausgesehen. Damit das Pferd nicht auch noch gewendet werden musste, blieb man einfach auf der linken Seite bzw. führte das Tier direkt mit dieser Ausrichtung an den Weg heran. Außerdem war es sinnvoll, wenn man sein Pferd links führte,  um einem Gegner mit der rechten Waffenhand begegnen zu können. Jahrhundertelang herrschte Einigkeit und Linksverkehr in ganz Europa. Erst die Revolution in Frankreich durchbrach diese Regel. Die Regierung Robespierres erließ ein Gesetz, das in Paris Rechtsverkehr vorschrieb. Wenige Jahre später eroberte Napoleon halb Europa und der Rechtsverkehr wurde verbindlich. Nachdem Napoleon entmachtet wurde, führte die Habsburger Monarchie in Österreich-Ungarn wieder den Linksverkehr ein. Der Rest Europas blieb bei rechts. Österreich kehrte übrigens erst 1938 wiederum nicht ganz freiwillig zum Rechtsverkehr zurück.

Die Erosion der britischen Dominanz ist auch im Straßenverkehr abzulesen

In England und seinem beherrschten Empire galt dagegen immer Linksverkehr. Seine größte Ausdehnung erreichte es nach dem 1. Weltkrieg. Im Jahr 1919 herrschte noch in 104 von 208 Staaten Linksverkehr. Aktuell wird nur noch in 58 Ländern weltweit links gefahren. Die Erosion der britischen Dominanz ist offensichtlich auch im Straßenverkehr abzulesen. Diese Entwicklung aufzuhalten haben sich die Brexiteers auf die Fahne geschrieben. Allerdings bis jetzt mit sehr bescheidenem Erfolg. Die Welt schüttelt entsetzt den Kopf  über das dilettantische Vorgehen der Brexit Befürworter. Der 29. März, Termin für das Ausscheiden nach Artikel 50, kam, ging und England blieb. An diesem Tag lehnte das Unterhaus mit 344 zu 286 Stimmen das Austrittsabkommen zum dritten Mal in Folge ab. Vermutlich nicht zum letzten Mal. Einig scheint sich das britische Parlament derzeit nur in seiner Ablehnung von fast jedem Vorschlag. Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatte das Unterhaus über acht Brexit-Alternativen abgestimmt – mit einem eindeutigen Ergebnis. „No. No. No. No. No. No. No. No.“, lautete auch hier das mittlerweile wenig überraschende Resultat.

Der 29. März hätte in die Geschichte eingehen können

Die Märkte dagegen atmeten erst einmal hörbar auf. Denn der 29. März hätte auch leicht als Tag des harten und chaotischen Brexits in die Geschichte eingehen können, mit all den potenziellen Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte weit über das Vereinigte Königreich hinaus. Zwar herrscht bei den Volksvertretern Einigkeit das man das eigentlich nicht will, aber wenn man sonst keine Einigung findet, bleibt es ein mögliches Szenario. Die Uhr tickt jetzt für den 12. April, der Frist, für die von den übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union gewährte Verlängerung. In dieser Woche geht das Chaos im britischen Unterhaus also munter weiter. Es sind wieder diverse Abstimmungen geplant. Als aussichtsreichste Varianten gelten ein Verbleib Großbritanniens in einer Zollunion mit der EU und ein neues Referendum über den Brexit-Vertrag. Mittlerweile verliert allerdings die EU zusehends die Geduld. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mahnte die Briten zur Eile und forderte Klarheit über den Brexit-Kurs. Die Geduld der EU sei bald aufgebraucht. Die EU wird sich allerdings noch etwas gedulden müssen, denn auch bei der gestrigen Abstimmung blieb es beim eindeutigen „No“.

Das erste Quartal 2019 war mehr als erfreulich

Trotz dieser politischen Belastungen war das erste Quartal 2019 an den Börsen mehr als erfreulich. Allein der Dax konnte gut neun Prozent in den ersten drei Monaten des neuen Jahres zulegen. Obwohl einige Dax-Schwergewichte kräftig unter Druck gerieten. Allen voran das Drama um den Chemie- und Pharmakonzern Bayer und dessen Tochter Monsanto. Die Aktie ging auf Talfahrt und gemessen an der Marktkapitalisierung ist Bayer mittlerweile weniger wert als die 56 Milliarden Euro, die der Konzern 2018 für Monsanto auf den Tisch gelegt hat.

Sind die Kurse zu weit nach vorne gelaufen?

Auch die Weltleitbörse in New York hat das erste Quartal positiv abgeschlossen. Am letzten Tag verfehlte der Dow-Jones-Index nur knapp die Marke von 26.000 Punkten. Dabei war das Börsenumfeld in den letzten Wochen alles andere als einfach. Es hagelte Gewinnwarnungen, die globale Wirtschaft kühlte merklich ab und der Handelsstreit zwischen China und den USA besteht nach wir vor. Allerdings wird jedes Signal einer möglichen Entspannung von den Märkten derzeit sehr positiv aufgenommen. Überwog im letzten Quartal 2018 noch der Pessimismus bei den meisten Investoren, so scheint derzeit das Gegenteil der Fall zu sein. Es mehren sich, wie zu erwarten, auch die mahnenden Stimmen. So mancher Analyst weist darauf hin, dass die Kurse vielleicht schon etwas zu weit nach vorne gelaufen sind.

Auch die Optimisten haben gute Argumente

Aber auch die Optimisten haben gute Argumente und verweisen auf die bessere Stimmung in China. Denn trotz des immer noch auf kleiner Flamme kochenden Handelsstreits mit den USA hat sich diese merklich aufgehellt. Viele Beobachter gehen sogar von einer baldigen Einigung im amerikanisch-chinesischen Zollstreit aus. Sollte es wirklich zu einem „Deal“ kommen, dürften die Aktienmärkte deutlich an Schwung gewinnen. Die drohende globale Rezession, mit der so mancher Pessimist seit Monaten rechnet, würde dann schnell seinen Schrecken verlieren und das Thema Rezession aus den Schlagzeilen verschwinden. Rückenwind kommt von der Zinsfront. Die lange erwartete Zinswende ist schon wieder vorbei, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Manche Analysten gehen davon aus, dass die Zeit ultraniedriger Zinsen bis zu 20 Jahren andauern kann. Für den Aktienmarkt keine schlechten Nachrichten.

„Die Definition von Wahnsinn…“

Bleibt noch zu hoffen, dass keine schlechten Nachrichten aus Westminster die Börsenstimmung in den nächsten Tagen trüben. Albert Einstein stellte schon zu seiner Zeit treffend fest: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Darüber sollte vielleicht Theresa May einmal nachdenken, wenn sie zum vierten Mal den gleichen Vorschlag im Parlament zur Abstimmung bringt. Was den Linksverkehr dagegen angeht, mögen die Briten Recht haben. Wer jedoch in Kontinentaleuropa links fährt, gilt dort als Geisterfahrer. Das nimmt selten ein gutes Ende.

 

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