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  string(7532) "Es gibt auf dieser Welt ein paar einfache Floskeln, mit denen kommt man scheinbar ganz gut durch sein Leben. Am bekanntesten ist die als „Beamten Dreisatz“ berühmt gewordene Folge von Totschlagargumenten. Die erste Regel lautet: „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Gefolgt von der zweiten Regel, die einfach nur die Umkehrung der ersten darstellt: „Das haben wir noch nie gemacht!“. Bei der dritten Regel ist es dagegen entscheidend auf welcher Seite vom Schreibtisch man sitzt. Denn bei „Da könnte ja jeder kommen!“ ist die hierarchische Stellung für den Erfolg nicht unwichtig.
Der Mensch ist halt ein „Gewohnheitstier“ und ändert nur ungerne sein erprobtes Verhalten. Der amerikanische Psychologe Harry Harlow hat mit seinen berühmten Affenexperimenten in den 50er Jahren dazu die notwendige Grundlagenforschung betrieben. Kein Managementseminar ohne das berühmte 5-Affen-Experiment. Auch wenn das Experiment sehr berühmt und oft zitiert wird, wenn es um die menschliche Konditionierung geht, hat es vermutlich in dieser Versuchsanordnung nie stattgefunden. Es fasst lediglich die Einzelergebnisse vieler Versuche zusammen.
In einem Käfig werden fünf Affen eingesperrt. Dann hängt man eine Banane an eine Schnur und stellt eine Leiter darunter. Schon bald wird ein Affe versuchen, die Leiter hochzusteigen, um sich die Banane zu holen. Sobald der Affe die Leiter berührt, werden alle Affen mit eiskaltem Wasser bespritzt. Nach einer Weile versucht ein anderer Affe, auf die Leiter hochzusteigen – mit dem gleichen Ergebnis, alle Affen bekommen eine kalte Dusche. Kurze Zeit später wird keiner der Affen mehr versuchen, die Leiter hochzusteigen. Danach entfernt man einen Affen aus dem Käfig und ersetzt ihn durch einen neuen. Der neue Affe sieht die Banane und will die Leiter hochklettern. Zu seiner Überraschung und zu seinem Entsetzen greifen ihn alle anderen Affen an und hindern ihn daran. Er versucht es noch einmal und stellt fest, dass er jedes Mal verprügelt wird, wenn er versucht, die Leiter hochzusteigen. Als nächstes entfernt man einen weiteren der ursprünglichen Affen aus dem Käfig und ersetzt ihn durch einen neuen. Der Neue geht zur Leiter und wird angegriffen. Der vor ihm neu angekommene Affe macht bei dieser Bestrafung begeistert mit. Nach und nach werden die ursprünglichen Affen durch einen neuen Affen ersetzt. Jedes Mal, wenn der jeweils Neue versucht, die Leiter hochzusteigen, wird er verprügelt. Am Ende weiß keiner, warum es nicht erlaubt ist, die Leiter hochzusteigen und warum sie an den Prügelaktionen für die Neuankömmlinge teilnehmen. Nachdem alle ursprünglichen Affen durch neue ersetzt worden sind, gibt es keinen Affen mehr, der jemals mit kaltem Wasser bespritzt wurde. Trotzdem wird keiner der Affen jemals wieder versuchen, die Leiter hochzusteigen, um sich die Banane zu holen.
Ähnlich den fünf Affen im Käfig verhält sich derzeit auch die Mehrheit der deutschen Anleger. Das Anlageuniversum der meisten deutschen Sparer besteht seit Generationen aus Bausparverträgen, Festgeldanlagen und mindestens einer Kapitallebensversicherung. Aktien werden konsequent gemieden. Dieses Verhalten wird auch unbeirrt an die nächste Generation weitergegeben, komme was da wolle, egal wie sich die Welt um einen herum auch verändert. Wie sonst ist zu erklären, das trotz Negativzinsen die meisten Sparer an Ihren Festgeld und Tagesgeldanlagen festhalten. Wenn der Anlagedruck dann doch zu groß wird, wird das Sparguthaben einfach nach Hause transferiert und zum simplen „Matratzengeld“ umfunktioniert. Unter der heimischen Matratze gibt es schließlich auch keine Zinsen, aber es ist griffbereit verfügbar.
Andere suchen ihr Glück in Immobilienanlagen. Allen Krisen und offensichtlichen Preisblasen in vielen Regionen zum Trotz erfreut sich kaum eine Anlage in Deutschland eines so guten Rufes. Egal ob eigen- oder fremdgenutzt, im Augenblick wird gekauft was der Immobilienmarkt hergibt. Kaum einer macht sich bei dieser Investition die Mühe, die langfristige Rentabilität auszurechnen. Viel lieber gibt man sich der Illusion des ewig gleichbleibenden Kaufpreises hin, Investitionsnebenkosten von bis zu 15 Prozent werden überraschenderweise klaglos hingenommen. Nur weil der Wert einer Immobilie nicht sekündlich festgestellt werden kann, bedeutet es nicht, dass der Wert nicht durchaus teilweise heftigen Schwankungen ausgesetzt sein kann. Schätzungen gehen davon aus, das der kürzlich verstorbene Gerald Grosvenor (6. Herzog von Westminister) allein durch den Brexit über 900 Millionen Euro verloren hat. Nur durch die Abwertungen seines Immobiliarvermögens, vornehmlich im Großraum London. Aber auch deutsche Immobilienbesitzer in der Eifel oder in Mecklenburg-Vorpommern mussten in den letzten Jahren oft die schmerzliche Erfahrung machen, dass der Verkaufspreis einer Immobilie nicht zwangsläufig oberhalb der Kaufpreises liegen muss. In den Top-Städten kosten Wohnungen und Häuser mittlerweile das 30-Fache und mehr der jährlichen Nettokaltmiete. Damit sind sie rund doppelt so teuer wie Aktien. Mit fremdvermieteten Immobilien wird es damit immer schwieriger, vernünftige Renditen zu erzielen. Solche Zahlen halten überraschenderweise Investoren nicht davon ab, weiterhin in Immobilien zu investieren. Das hat man halt immer schon so gemacht.
Auch für passionierte Tagesgeldanleger wird die Luft langsam dünn. Waren Strafzinsen auf Sparguthaben bis vor wenigen Wochen nur für Großinvestoren im institutionellen Bereich ein Thema, hat die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee ein Tabu gebrochen. Ab September wird die Bank für Beträge von mehr als 100.000 Euro auf dem Girokonto oder dem Tagesgeld-Konto ein „Verwahr-Entgelt“ von 0,4 Prozent erheben. Andere Banken weisen noch solche Pläne weit von sich, sie drehen stattdessen kräftig an der Gebührenschraube.
Ein Ende der Niedrigzinsphase ist nach wie vor nicht in Sicht. Die Phase niedriger oder sogar negativer Zinsen dürfte aufgrund des weltweit schwachen Wirtschaftswachstums und der hohen Staatsschulden noch jahrelang anhalten. In den USA kann sich die Fed aufgrund von Konjunktursorgen offenbar bisher nicht zu einer zweiten Leitzinserhöhung durchringen. In Japan ist es sogar denkbar, dass die dortige Notenbank noch extremere Maßnahmen als bisher ergreift, zum Beispiel den Kauf endlos laufender und unverzinster Staatsanleihen. Die Bank of England ist nach dem Brexit ebenfalls in den Stimulierungswettlauf der Notenbanken eingestiegen und hat die Leitzinsen gesenkt. Auch die EZB lässt keine Tendenz für Zinserhöhungen erkennen.
Aktien dagegen haben sich nach dem Brexit-Schock deutlich erholt. In den USA notieren die Aktienkurse auf oder zumindest sehr nahe ihrer historischen Rekordstände. In Deutschland bewegt sich der MDax mittlerweile auf Rekordniveau und bei den Standardwerten geht es ebenfalls bergauf. Der Dax hat sich oberhalb der 10.000 Marke festgesetzt. Zahlreiche Indizien weisen darauf hin, dass sich das Sommermärchen an den Aktienbörsen noch eine Zeit lang weiter fortsetzen könnte. Eigentlich sind Aktien als Anlage derzeit alternativlos. Wer nach einer langfristigen, ertragsreichen Anlage sucht, kommt an Aktien in diesen Wochen nicht vorbei. Der Rat der Profis an die Anleger war schon lange nicht mehr so einstimmig, aber „da könnte ja jeder kommen!“
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
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Der Beamten Dreisatz

Es gibt auf dieser Welt ein paar einfache Floskeln, mit denen kommt man scheinbar ganz gut durch sein Leben. Am bekanntesten ist die als „Beamten Dreisatz“ berühmt gewordene Folge von Totschlagargumenten. Die erste Regel lautet: „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Gefolgt von der zweiten Regel, die einfach nur die Umkehrung der ersten darstellt: „Das haben wir noch nie gemacht!“. Bei der dritten Regel ist es dagegen entscheidend auf welcher Seite vom Schreibtisch man sitzt. Denn bei „Da könnte ja jeder kommen!“ ist die hierarchische Stellung für den Erfolg nicht unwichtig.
Der Mensch ist halt ein „Gewohnheitstier“ und ändert nur ungerne sein erprobtes Verhalten. Der amerikanische Psychologe Harry Harlow hat mit seinen berühmten Affenexperimenten in den 50er Jahren dazu die notwendige Grundlagenforschung betrieben. Kein Managementseminar ohne das berühmte 5-Affen-Experiment. Auch wenn das Experiment sehr berühmt und oft zitiert wird, wenn es um die menschliche Konditionierung geht, hat es vermutlich in dieser Versuchsanordnung nie stattgefunden. Es fasst lediglich die Einzelergebnisse vieler Versuche zusammen.
In einem Käfig werden fünf Affen eingesperrt. Dann hängt man eine Banane an eine Schnur und stellt eine Leiter darunter. Schon bald wird ein Affe versuchen, die Leiter hochzusteigen, um sich die Banane zu holen. Sobald der Affe die Leiter berührt, werden alle Affen mit eiskaltem Wasser bespritzt. Nach einer Weile versucht ein anderer Affe, auf die Leiter hochzusteigen – mit dem gleichen Ergebnis, alle Affen bekommen eine kalte Dusche. Kurze Zeit später wird keiner der Affen mehr versuchen, die Leiter hochzusteigen. Danach entfernt man einen Affen aus dem Käfig und ersetzt ihn durch einen neuen. Der neue Affe sieht die Banane und will die Leiter hochklettern. Zu seiner Überraschung und zu seinem Entsetzen greifen ihn alle anderen Affen an und hindern ihn daran. Er versucht es noch einmal und stellt fest, dass er jedes Mal verprügelt wird, wenn er versucht, die Leiter hochzusteigen. Als nächstes entfernt man einen weiteren der ursprünglichen Affen aus dem Käfig und ersetzt ihn durch einen neuen. Der Neue geht zur Leiter und wird angegriffen. Der vor ihm neu angekommene Affe macht bei dieser Bestrafung begeistert mit. Nach und nach werden die ursprünglichen Affen durch einen neuen Affen ersetzt. Jedes Mal, wenn der jeweils Neue versucht, die Leiter hochzusteigen, wird er verprügelt. Am Ende weiß keiner, warum es nicht erlaubt ist, die Leiter hochzusteigen und warum sie an den Prügelaktionen für die Neuankömmlinge teilnehmen. Nachdem alle ursprünglichen Affen durch neue ersetzt worden sind, gibt es keinen Affen mehr, der jemals mit kaltem Wasser bespritzt wurde. Trotzdem wird keiner der Affen jemals wieder versuchen, die Leiter hochzusteigen, um sich die Banane zu holen.
Ähnlich den fünf Affen im Käfig verhält sich derzeit auch die Mehrheit der deutschen Anleger. Das Anlageuniversum der meisten deutschen Sparer besteht seit Generationen aus Bausparverträgen, Festgeldanlagen und mindestens einer Kapitallebensversicherung. Aktien werden konsequent gemieden. Dieses Verhalten wird auch unbeirrt an die nächste Generation weitergegeben, komme was da wolle, egal wie sich die Welt um einen herum auch verändert. Wie sonst ist zu erklären, das trotz Negativzinsen die meisten Sparer an Ihren Festgeld und Tagesgeldanlagen festhalten. Wenn der Anlagedruck dann doch zu groß wird, wird das Sparguthaben einfach nach Hause transferiert und zum simplen „Matratzengeld“ umfunktioniert. Unter der heimischen Matratze gibt es schließlich auch keine Zinsen, aber es ist griffbereit verfügbar.
Andere suchen ihr Glück in Immobilienanlagen. Allen Krisen und offensichtlichen Preisblasen in vielen Regionen zum Trotz erfreut sich kaum eine Anlage in Deutschland eines so guten Rufes. Egal ob eigen- oder fremdgenutzt, im Augenblick wird gekauft was der Immobilienmarkt hergibt. Kaum einer macht sich bei dieser Investition die Mühe, die langfristige Rentabilität auszurechnen. Viel lieber gibt man sich der Illusion des ewig gleichbleibenden Kaufpreises hin, Investitionsnebenkosten von bis zu 15 Prozent werden überraschenderweise klaglos hingenommen. Nur weil der Wert einer Immobilie nicht sekündlich festgestellt werden kann, bedeutet es nicht, dass der Wert nicht durchaus teilweise heftigen Schwankungen ausgesetzt sein kann. Schätzungen gehen davon aus, das der kürzlich verstorbene Gerald Grosvenor (6. Herzog von Westminister) allein durch den Brexit über 900 Millionen Euro verloren hat. Nur durch die Abwertungen seines Immobiliarvermögens, vornehmlich im Großraum London. Aber auch deutsche Immobilienbesitzer in der Eifel oder in Mecklenburg-Vorpommern mussten in den letzten Jahren oft die schmerzliche Erfahrung machen, dass der Verkaufspreis einer Immobilie nicht zwangsläufig oberhalb der Kaufpreises liegen muss. In den Top-Städten kosten Wohnungen und Häuser mittlerweile das 30-Fache und mehr der jährlichen Nettokaltmiete. Damit sind sie rund doppelt so teuer wie Aktien. Mit fremdvermieteten Immobilien wird es damit immer schwieriger, vernünftige Renditen zu erzielen. Solche Zahlen halten überraschenderweise Investoren nicht davon ab, weiterhin in Immobilien zu investieren. Das hat man halt immer schon so gemacht.
Auch für passionierte Tagesgeldanleger wird die Luft langsam dünn. Waren Strafzinsen auf Sparguthaben bis vor wenigen Wochen nur für Großinvestoren im institutionellen Bereich ein Thema, hat die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee ein Tabu gebrochen. Ab September wird die Bank für Beträge von mehr als 100.000 Euro auf dem Girokonto oder dem Tagesgeld-Konto ein „Verwahr-Entgelt“ von 0,4 Prozent erheben. Andere Banken weisen noch solche Pläne weit von sich, sie drehen stattdessen kräftig an der Gebührenschraube.
Ein Ende der Niedrigzinsphase ist nach wie vor nicht in Sicht. Die Phase niedriger oder sogar negativer Zinsen dürfte aufgrund des weltweit schwachen Wirtschaftswachstums und der hohen Staatsschulden noch jahrelang anhalten. In den USA kann sich die Fed aufgrund von Konjunktursorgen offenbar bisher nicht zu einer zweiten Leitzinserhöhung durchringen. In Japan ist es sogar denkbar, dass die dortige Notenbank noch extremere Maßnahmen als bisher ergreift, zum Beispiel den Kauf endlos laufender und unverzinster Staatsanleihen. Die Bank of England ist nach dem Brexit ebenfalls in den Stimulierungswettlauf der Notenbanken eingestiegen und hat die Leitzinsen gesenkt. Auch die EZB lässt keine Tendenz für Zinserhöhungen erkennen.
Aktien dagegen haben sich nach dem Brexit-Schock deutlich erholt. In den USA notieren die Aktienkurse auf oder zumindest sehr nahe ihrer historischen Rekordstände. In Deutschland bewegt sich der MDax mittlerweile auf Rekordniveau und bei den Standardwerten geht es ebenfalls bergauf. Der Dax hat sich oberhalb der 10.000 Marke festgesetzt. Zahlreiche Indizien weisen darauf hin, dass sich das Sommermärchen an den Aktienbörsen noch eine Zeit lang weiter fortsetzen könnte. Eigentlich sind Aktien als Anlage derzeit alternativlos. Wer nach einer langfristigen, ertragsreichen Anlage sucht, kommt an Aktien in diesen Wochen nicht vorbei. Der Rat der Profis an die Anleger war schon lange nicht mehr so einstimmig, aber „da könnte ja jeder kommen!“
Redakteur: Diplom-Kaufmann Markus Richert, CFP®
Seniorberater Vermögensverwaltung

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